Abschied aus dem Rathaus
Am 31. Oktober hat Wolfgang Henseler den letzten Arbeitstag
Bornheim - (fes) Seine Tage im Rathaus sind gezählt: Am 31. Oktober hat
Bürgermeister Wolfgang Henseler (SPD) seinen letzten Arbeitstag und
übergibt den Chefposten im Rathaus an seinen parteilosen Nachfolger
Christoph Becker. Nach drei Amtszeiten und 16 Jahren als
Bürgermeister von Bornheim blickte Henseler im Gespräch mit
Schaufenster-Mitarbeiter Frank Engel-Strebel zurück auf Vergangenes
und gibt einen Blick auf das, was da noch kommt.
Erinnern Sie sich noch, was Sie an Ihrem ersten Arbeitstag als
Bürgermeister gemacht haben?
Im Wahlkampf hatte ich immer Rosen verteilt, die ich im Rosenhof in
Heimerzheim gekauft hatte. An meinem ersten Arbeitstag bin ich auch
dort hin gefahren, um Rosen zu kaufen und haben damit die beiden
Kolleginnen im Vorzimmer begrüßt. Damals war ich auf die Hilfe
meiner Kollegen angewiesen. Vor allem mein späterer persönlicher
Referent und damaliger Amtsleiter für die Bereiche Personal und
Organisation sowie Recht und Vergabe, Gerd Brühl, war mir damals eine
große Hilfe. Und das, obwohl wir unterschiedliche Farben der
Parteizugehörigkeit hatten. Auch über seinen Ruhestand hinaus sind
wir bis heute befreundet.
Bornheim war bis zu Ihrer Wahl fest in der Hand der CDU. 2004
wurden die Karten neu gemischt …
Damals gingen viele noch von einem „Betriebsunfall“ aus. Das hat
sich aber schnell gelegt. Wir mussten uns erst einmal kennenlernen.
Mir hat damals auch meine Rats-, Verwaltungs- und Leitungserfahrung
geholfen. Und obwohl ich hier nicht geboren bin, kannte ich Bornheim
ganz gut durch meine Zeit als Fußballtrainer und Vorstandsmitglied
beim SV Vorgebirge. So kannte ich viele Menschen und bin schnell mit
anderen ins Gespräch gekommen.
Was hat Sie bewegt Bürgermeister zu werden?
Diese wunderschöne Aufgabe passte hervorragend zu meinem Lebenslauf.
Seit meinem 14. Lebensjahr bin ich ehrenamtlich aktiv und politisch
interessiert. Erst im Katholischen Jugendverband, dann politisch bei
den Jusos, später in der SPD. 1969 hatte ich die Schule beendet und
meine Ausbildung bei der Stadt Köln begonnen. Diese hochpolitische
Zeit hat mich sehr geprägt. Seit 1989 war ich im Stadtrat und ab 1999
fünf Jahre lang stellvertretender Bürgermeister.
Erinnern Sie sich noch, welche Themen 2004 auf der politischen
Agenda standen?
Das waren natürlich der geplante Umbau der Königstraße und der Bau
der Umgehungsstraße, der heutigen L183n. Damals wie heute waren es
auch klassische Themen wie die Schaffung von Arbeitsplätzen, der
Wohnungsbau oder die Ansiedlung von Gewerbe und der Schulausbau. Nur
der Klimaschutz war damals noch nicht so ein Thema wie heute.
Worauf sind Sie besonders stolz?
Es gibt nicht den einen Aspekt. Man muss das Gesamtbild sehen. Wir
haben die Chance unserer Lage zwischen Köln und Bonn sehr gut genutzt
und konnten über 4.000 neue Arbeitsplätze schaffen. Was wir im
digitalen Ausbau unserer Kitas und Schulen fraktionsübergreifend
geschafft haben durch den Medienentwicklungsplan ist schon
beispielhaft. Und das trotz klammer Kassen. Hier bin ich stolz darauf,
dass wir es nun ein Jahr früher als wir mussten geschafft haben aus
der Haushaltssicherung herauszukommen. Stolz bin ich auch auf meine
tollen Mitarbeiter. Wenn ich sehe, was sie vor allem bei den
besonderen Herausforderungen geleistet haben. 2015/16 beim Zustrom der
Flüchtlinge und seit März mit Beginn der Corona-Pandemie.
Was haben Sie für den 1.11. geplant?
Ich habe noch nichts Konkretes geplant. Am 31. Oktober, meinem letzten
Arbeitstag, habe ich meinen letzten offiziellen Amtstermin. An dem Tag
ist nicht nur mein Namenstag, sondern auch Reformationstag. Den werden
meine Frau und ich wie immer beim feierlichen Gottesdienst in der
Kreuzkirche in Bonn verbringen.
Haben Sie private Pläne?
Ich freue mich darauf, mehr Zeit mit meiner Familie und meinen beiden
Enkelkindern zu verbringen. Und dann gibt es eine lange Liste mit
Dingen, die liegen geblieben sind.
Was steht auf dieser Liste?
Da steht zum Beispiel drauf, dass ich mein Arbeitszimmer und den
Werkkeller aufräumen muss.
Stehen da auch schöne Dinge drauf?
(Lacht). Wir gehen gerne ins Kino, Kabarett und in Konzerte. Meine
Frau und ich hoffen, dass wir im kommenden Jahr endlich das mehrfach
verschobene Sting-Konzert besuchen können. Wir haben uns auch
vorgenommen, sehr gezielt die Region zu erkunden, aber auch andere
Reisen zu unternehmen. Soest steht auf unserer Liste oder die
friesischen Inseln. Mit zehn Jahren zur Erstkommunion habe ich meinen
ersten Fotoapparat geschenkt bekommen. Seitdem fotografiere ich sehr
gerne. Ich möchte auch mehr über meine Familiengeschichte erfahren
und habe angefangen, für mich persönlich eine Art Biographie zu
schreiben. Es wird also nicht langweilig werden.
Zur Person
Wolfgang Henseler, 1952 in Erftstadt-Bliesheim geboren, trat 1974 in
die SPD ein, ist Diplom-Verwaltungswirt. 2004 setzte er sich in der
Stichwahl gegen den CDU-Kandidaten und Beigeordneten Manfred Schier
durch und wurde zum ersten Mal zum Bornheimer Bürgermeister gewählt.
2009 und 2014 bestätigten ihn die Bornheimer in diesem Amt. 1999 war
Henseler zum ersten Mal angetreten, scheiterte damals aber gegen
Amtsinhaber Wilfried Henseler (CDU). Bis zu seiner Wahl zum
Bürgermeister war Wolfgang Henseler Oberverwaltungsrat bei der
Stadtverwaltung Köln und Sachgebietsleiter im Organisationsamt. In
der Kommunalpolitik war er über 30 Jahre lang aktiv, saß für die
SPD im Stadtrat und war fünf Jahre lang stellvertretender
Bürgermeister. Er ist Mitglied des 1. FC Köln und u.a. Ehrenmitglied
des Fanclubs „FC Fründe Mai ‘98“ aus Bornheim sowie
Vorsitzender des Bornheimer Kulturforums und des DRK Bornheim.
Wolfgang Henseler ist verheiratet mit Conny Henseler, mit der er drei
erwachsene Kinder hat und in Kardorf lebt.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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