Mertener Schulchronik
Bedrückende Collage
Merten (red). Am 8. Mai jährt sich das Ende des Zweiten Weltkrieges in Europa zum 79. Mal. Mehr als 60 Millionen Menschen wurden in diesem Krieg Opfer von Krieg, Massenmord, Hunger und Vertreibung. Eine Ausstellung des Bornheimer Stadtarchivs und des Kunsthistorikers und Volkskundlers Hans Schmidt stellt nun eine ganz besondere Quelle aus dieser Zeit in den Mittelpunkt: Die Chronik der Mertener Volksschule aus den Jahren 1940 bis 1949.
„Eine makabre und bedrückende Collage aus einer Zeit, die sich niemals wiederholen darf.“ So beschreibt Stadtarchivar Jens Löffler das besondere Stück Mertener Ortsgeschichte.
Die Indoktrination, also die gezielte Manipulation der Schülerinnen und Schüler durch parteitreue Lehrer, die menschenverachtende Ideologie des Nationalsozialismus und der Wahnsinn des Krieges; all das spiegelt sich in dieser Quelle in besonderem Maße. Totenzettel ehemaliger Schülerinnen und Schüler finden sich neben dem Bericht einer Schulfeier, bei der die Mertener Jugend auf den Heldentod eingeschworen wird. Wenige Seiten weiter schildern eingeklebte Flugblätter der Alliierten die aussichtslose Lage der Deutschen Armee. Andere Flugblätter, die Hauptlehrer Wilhelm Billigmann fein säuberlich in die Schulchronik heftete, informierten bereits im Jahr 1943 über den Massenmord an den europäischen Juden. Auch die Mertener Juden waren zu diesem Zeitpunkt bereits deportiert und ermordet worden, sofern ihnen nicht rechtzeitig die Flucht gelang.
Die Ausstellung zeigt ausgewählte Auszüge sowie Flugblätter aus der Chronik und erläutert umfangreich, wie die Mertener Bevölkerung den Krieg, insbesondere den Bombenkrieg, erlebte. Unter den Ausstellungsstücken finden sich neben weiteren Unterlagen des Stadtarchivs auch Leihgaben des Museums für Alltagsgeschichte in Brühl und das Modell eines viermotorigen Halifax Bombers der Royal Airforce, das von Heinz Dieken, Inhaber des IKARUS Modellversandes aus Gangelt, bereitgestellt wurde.
Alle Interessierten sind herzlich eingeladen, die Ausstellungseröffnung am Donnerstag, 2. Mai 2024, um 17 Uhr in der Bürgerhalle des Bornheimer Rathauses zu besuchen. Bis Ende Mai kann die Ausstellung zu den Öffnungszeiten des Rathauses besichtigt werden.
Redakteur/in:Ulf-Stefan Dahmen |
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