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Kulturprogramm der Stadt Bornheim im Jubiläumsjahr
Beethoven - Mensch und Mythos

Beethovendarstellungen in der bildenen Kunst: Büste von Franz Klein von 1812, das berühmte Porträt von Joseph Karl Stieler von 1820, Beethoven-Kunstaktion auf dem Münsterplatz 2019 mit Skulpturen von Ottmar Hörl.  | Foto: Anita Brandtstäter
  • Beethovendarstellungen in der bildenen Kunst: Büste von Franz Klein von 1812, das berühmte Porträt von Joseph Karl Stieler von 1820, Beethoven-Kunstaktion auf dem Münsterplatz 2019 mit Skulpturen von Ottmar Hörl.
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Bornheim. Der Bonner Künstler Dr. Carl Körner hielt im Rahmen des Beethoven-Jubiläums 2020 in der Volkshochschule Bornheim/Alfter einen kurweiligen und interessanten Vortrag mit dem Titel „Beethoven – Mensch und Mythos in der bildenden Kunst“. Der Mensch Beethoven, sein Ruhm und seine Eigenarten haben zahlreiche Künstler zu bildnerischen Interpretationen inspiriert. Dabei ging der Referent anhand von vielen Zeichnungen, Gemälden oder Skulpturen vom 19. Jahrhundert bis heute auf verschiedene Facetten Beethovens ein und zeigte auch Beispiele der neuesten Linolschnitte aus seinem Werkkomplex „Visuelle Biografien“ zu Beethoven.

Darstellungen von Beethoven im Zeitablauf

Über die Geburt von Beethoven wissen wir wenig, vermutlich einen Tag vor der Taufe am 17. Dezember 1770, die im Taufregister der damaligen Remigiuskirche dokumentiert ist. Wahrscheinlich in der Küche des heutigen Beethoven-Hauses in Bonn, aber auch das heute nicht mehr existente Haus des Bäckers Gottfried Fischer in der Rheingasse 7 wurde in einem Schmuckblatt zum Beethovenfest 1845 als Geburtshaus bezeichnet. Interessant ist eine Geburtsdarstellung von Friedrich Geselschap, in der Beethoven in der Wiege dargestellt ist - mit den Symbolen Lorbeerkranz, Dornenkrone und dem griechen Saiteninstrument Khitara - analog zu Darstellungen von Jesu Geburt.

In der Hoffnung, dass sein junger Sohn als musikalisches Wunderkind à la Mozart anerkannt wird, arrangierte Beethovens Vater sein erstes öffentliches Konzert am 26. März 1778 in Köln. Als „kleiner Sohn von 6 Jahren“ (Mozarts Alter, als er für Kaiserin Maria Theresia debütierte), obwohl er tatsächlich 7 Jahre alt war, spielte Beethoven eindrucksvoll. Dazu gibt es ein passendes Bild von Erich Nikutowski. Vom jungen Beethoven gibt es außerdem einen Schattenriss von Joseph Neesen, das ihn im Alter von 15 mit Spitzenkragen darstellt. Der Stich von Johann Joseph Neidl von 1801 zeigt ihn als schmucken jungen Mann - ganz anders als die bekannten Beethoven-Porträts. Genauso wie die Elfenbein-Miniatur von Christian Hornemann ein Jahr später.

Alle späteren Beethoven-Darstellungen gehen zurück auf eine Lebendmaske von Franz Klein. Wer weiß, was für eine unangenehme zweistündige Prozedur das damals war, wundert sich nicht über die heruntergezogenen Mundwinkel des Musikers. Auf dieser Basis entstand Kleins Büste von 1812 - als erstes Denkmal in einem Konzertsaal eines Klavierherstellers; hier ist dann Beethoven in bürgerlicher Tracht ohne Spitzenkragen dargestellt.

Beethoven und die Natur/ und die Frauen/ und die Einsamkeit

Beethoven in der Natur ist eine gerne dargestellte Facette - er nutzte seine Wanderungen zur Inspiration - nicht nur für die "Pastorale". In verschiedenen Versionen wird das Porträt von Willibald Joseph Mähler von 1803 gezeigt: es zeigt den jungen Beethoven in der Natur. Sehr bekannt ist auch Franz Hegis Radierung, die Beethoven beim Komponieren an einem Flusslauf zeigt. Der Hintergrund erinnert an den Drachenfels und Schloss Drachenburg - er wäre gerne wieder in seine Heimat am Rhein zurückgekommen. 

Frauen spielten im Leben von Beethoven eine große Rolle, auch wenn bis heute nicht bekannt ist, wer seine "unsterbliche Geliebte" war - erhalten ist ein Brief an sie. Zu groß waren die Standesunterschiede damals, weshalb adelige Damen für ihn unerreichbar waren. Als Bonner Klavierlehrer war Beethoven oft im Hause der Familie Breuning, und die Tochter des Hauses Eleonore war nicht nur seine Klavierschülerin - die zweite vom links im Schattenriss der Familie. Eine Bonner Jugendfreundin war Babette Koch, die am Marktplatz das Gasthaus Zehrgarten mit Buchhandlung betrieb. Eine weitere Frau im Leben von Beethoven war Gräfin Josephine Brunsvik. In ihrem Gärtnerhaus soll er die sogenannte "Laubensonate" komponiert haben. Diese Klaviersonate Nr. 14 von 1801 - später als Mondscheinsonate sehr bekannt - ist aber seiner Klavierschülerin Giulietta Guicciardi gewidmet. Um diese Sonate rankt sich außerdem die Legende des blinden Mädchens, das Beethovens Musik spielte, dargestellt in einem Gemälde von Fritz Hermann Armin.

Mit Beethoven wird auch immer das Attribut "einsam" verbunden, z.B. in diesem Holzstich von Lazar Binenbaum. Wilhelm Fassbender stellte ihn einsam beim Spaziergang dar. Bekannt ist auch die Darstellung, wie Beethoven allein dem Wetter trotzt im Bild von Carl Schweninger. Eine Assoziation an Bonaparte beim Überqueren der Alpen.

Beethoven als Komponist und Revolutionär

Das wohl bekannteste Bild von Beethoven als Komponist ist das Porträt von Joseph Karl Stieler, das wie kein anderes zu unserem Bild von der Erscheinung des Musikers und zum Beethoven-Mythos beigetragen hat. Dem Künstler wurden dafür vier Sitzungen gewährt. Auch hier ist er in der Natur dargestellt, die Augen gen Himmel gerichtet, um eine göttliche Eingebung zu erhalten, sein Credo wird in der Missa solmnis in B-Dur dargestellt, zu diesem Zeitpunkt war Beethoven schon ganz taub. Dieses Porträt wurde von vielen Künstlern reproduziert, z.B. von Klaus Kammerichs in der Skulptur an der Beethovenhalle und in den Serigraphien von Andy Warhol. Jörg Immendorff stellt ihn als nicht-rastender Musiker mit Flugzeug dar. Beethovens Leiden, aber auch sein Ruhm (Lorbeerkranz), wird in der Hommage von Markus Lüpertz am Post-Tower dargestellt.

Unser heutiges Bild von Beethoven wird außerdem stark vom Beethoven-Denkmal von Ernst Julius Hähnel auf dem Bonner Münsterplatz geprägt, es wurde 1845 enthüllt. Vorher gab es einen heftigen Streit darum, ob ein Denkmal eines Bürgerlichen auf einem öffentlichen Platz aufgestellt werden darf. Einzige Ausnahme war bisher das Luther-Denkmal in Wittenberg. Friedrich IV. gab schließlich die Erlaubnis, 50 % der Kosten wurden von Franz Liszt finanziert, es gab eine dreitägige Feier. Der Sockel des Beethoven-Denkmals enthält vier Reliefs für die verschiedenen Facetten seiner Musik.

Beethoven wollte seine 3. Sinfonie, die Eroica, eigentlich Bonaparte widmen. Er stand hinter den Werten der französischen Revolution. 1812 kommt es im böhmischen Teplitz nicht nur zur Begegnung Beethovens mit Goethe, sondern auch zum legendären skandalumwitterten "Spaziergang": Während der Dichter sich ehrfürchtig vor einem Fürsten verneigt, schreitet der Komponist erhobenen Hauptes an diesem vorbei. So zumindest stellte Carl Rohling sich diese Szene vor. Beethoven schrieb dazu an seinen Verleger Breitkopf und Härtel: "Goethe behagt die Hofluft zu sehr, mehr als es einem Dichter geziemt." Er war also schon ein Rebell - sowohl im Hinblick auf die Gesellschaft als auch auf die Musik. Allerdings war er auch sehr vom Adel abhängig. Beethoven widmete viele Klavierkonzerte und -sonaten Rudolph Johann Joseph Rainer von Österreich, Erzherzog von Österreich, Erzbischof des Erzbistums Olmütz und Kardinal aus dem Hause Habsburg-Lothringen, mit extra für ihn ausgeschriebenen Kadenzen. Etwa 1808 wurde er sein Schüler. Ab 1809 zahlte er ihm eine jährliche Rente von 1500 Talern, um ihn in Wien zu halten. 

Konsequenz: Verehrung für Beethoven/ Vermarktung

In Summe führt das Beethoven-Bild, das wir heute haben, zur Verehrung des großen Komponisten. Das erkennt man z.B. im Beethoven-Denkmal von Max Klinger, bei dem der Musiker gottgleich dargestellt ist: nackt und mit dem Adler, der das Attribut des Göttervaters Zeus ist. In diesem Zusammenhang ist auch der Entwurf von Fidus alias Hugo Höppener für einen "Beethoven-Tempel" zu sehen. Der Komponist sollte durch einen überkuppelten Rundbau geehrt werden, in dessen Zentrum sein überdimensionales plastisches Portrait stehen sollte: ein Brustbild Beethovens, vor dem eine nackte weibliche Gestalt steht.

Mit der Verehrung entstanden auch Karikaturen. Sehr bekannt ist die Zeichnung des einsamen Beethoven von Johann Peter Lyser. Die "Hammerklaviersonate" stellte Wolfgang Brychcy etwas anders dar: Bewegungsimpulse durch Musik. Franz Eder transportiert Beethoven in die Jetzt-Zeit: als Rockstar.

Aus der Verehrung resultieren auch die gelungenen Vermarktungen, z.B. zum Beethovenfest 2007 mit den 2 m hohen Repliken des Rodenkirchener Schaufensterpuppenproduzenten Moch und zum Beethovenjubiläum die Aktion "Unser Ludwig" 2019 mit den Kunststoffplastiken des lächelnden Komponisten von Ottmar Hörl.

Zum Mythos Beethoven gehört auch die "Ode an die Freude", die als Instrumentalversion zur Europa-Hymne wurde. Damit steht seine Musik auch für Völkerverbindung, illustriert durch die Flagge mit einem Kreis aus 12 goldenen Sternen auf blauem Hintergrund. Die Sterne stehen für die Werte Einheit, Solidarität und Harmonie zwischen den Völkern Europas. Die Zahl der Sterne hat nichts mit der Anzahl der Mitgliedsländer zu tun – der Kreis hingegen ist ein Symbol für die Einheit.
 

Kulturprogramm der Stadt Bornheim

Zu Ehren seines 250. Geburtstags wird im Jahr 2020 weltweit eine Vielzahl an Veranstaltungen und Projekten durchgeführt. Der Fokus liegt dabei sicherlich auf seiner Geburtsstadt Bonn. Doch auch darüber hinaus locken unterschiedlichste Veranstaltungen in den angrenzenden Rhein-Sieg-Kreis und insbesondere nach Bornheim. Viele auch bei freiem Eintritt!

21. März 2020 um 19 Uhr: „Geistliche Abendmusik“ in der Versöhnungskirche Bornheim
Unter Leitung von Landesposaunenwart Jörg Häusler präsentieren Mitglieder der Posaunenchöre aus dem Rhein-Sieg-Kreis und Bonn in Zusammenarbeit mit Pfarrer Friedemann Schmidt-Eggert „Beethoven – der leidende Mensch“. 

13. Juni 2020 um 15 Uhr „Beethoven Früherziehungsfest“ in der Aula der Europaschule Bornheim
Kinder von drei bis sechs Jahren zeigen singend und tanzend ihr Talent, ihre Freude an der Musik und an den Werken Ludwig van Beethovens. 

17. Juni 2020 um 19 Uhr „Bornheimer Barock“ im Ratssaal der Stadt Bornheim
Die Barock-Ensembles aus den Musikschulen Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis wollen die Zuhörer in längst vergangene Zeiten versetzen. In den Kostümen der damaligen Zeit werden musikalische Geschichten rund um die Prinzessinnen und Prinzen an den Königshöfen nacherzählt. 

19. Juni 2020 um 18:30 Uhr „Let‘s Dance!“ im Ratssaal der Stadt Bornheim
Die Ballett–und Tanzgruppen der Musikschulen in Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis laden zum Musik- und Bewegungstag und präsentieren Klassisches bis Grooviges. 

26. Juni 2020 um 19 Uhr „Carpe Musicam – Brückenschlag zwischen Alt und Jung“ I in der Tiefgarage des Senioren-Wohnstifts Beethoven
Sechs Musiker des Beethoven-Orchesters Bonn präsentieren an einem außergewöhnlichen Konzertort zwei herausragende Werke Beethovens: das Sextett Es-Dur, op. 81b, und das Streichquartett F-Dur, op. 59 („Russische Quartette“). 
Eintrittskarten gibt es zu jeweils 5 Euro an der Rezeption des Senioren-Wohnstifts.

27. Juni 2020 von 11 bis 15 Uhr „Genuss meets Beethoven“ auf dem Peter-Fryns-Platz
Der Feinkostladen „Genussvoll Leben Bornheim“ präsentiert unterschiedlichste Köstlichkeiten aus seinem Sortiment bei musikalischer Untermalung durch den Musikverein Bornheim 1967 e.V. Das Repertoire reicht von klassischen Beethoven-Stücken bis in die Moderne. Der Erlös aus den angebotenen Speisen und Produkten wird für die Nachwuchsförderung des Musikvereins gespendet.

28. Juni 2020 um 15 Uhr „Roisdorfer Classics 2020“ im Brunnenpark Roisdorf
Im Brunnenparkkonzert mit dem Rubin-Quartett erklingt Musik Beethovens und seiner Zeitgenossen. Das Konzert spannt einen großen, gefühlvollen Bogen „vom Sonnenaufgang zum Sternenhimmel“ und beleuchtet zugleich das sich wandelnde Verhältnis der klassischen Meister zu ihren adligen Gönnern und Mäzenen. 

19. Juli 2020 um 18 Uhr „Musik und Astronomie“ in der Evangelischen Kirche Alfter

In der Konzertdarbietung von Clementine Jesdinsky (Sopran), Gabriele Nußberger (Violine), Matthias Hofmann (Violoncello) und Johannes Geffert (Broadwood Tafelklavier von 1825) werden Werke von Beethoven, Haydn und Herschel durch Textbeiträge von Michael Geffert in einen astronomischen Zusammenhang gestellt.

14. August 2020 um 16 Uhr „Carpe Musicam —Brückenschlag zwischen Alt und Jung“ II im Park des Senioren-Wohnstifts Beethoven
Es gibt ein Crossover aus Tänzen der Gruppe „La Riverenza“ in historischen Kostümen, aus modernen Beethoven-Interpretationen des Jazzpianisten Marcus Schinkel im internationalen Trio mit Wim de Vries und Fritz Roppel sowie aus Darbietungen der BigBand und des Vokalensembles des  Alexander-von-Humboldt Gymnasiums.
Eintrittskarten gibt es zu jeweils 5 Euro an der Rezeption des Senioren-Wohnstifts.

16. August 2020 von 15 bis 18 Uhr „Pastorale/Naturale“ an der Viktoriawiese
„Froh bin ich wieder einmal in Gebüschen, Wäldern, unter Bäumen, Kräutern, Felsen wandeln zu können, kein Mensch kann das Land so lieben wie ich.“ Dieses Zitat von Ludwig van Beethoven als deutlicher Ausdruck seines Faibles für die Natur wird durch einen Flashmob auf der Viktoriawiese nun ganz besonders inszeniert. Von der Viktoriawiese aus geht es weiter Richtung Kamelleboom. 

30. August 2020 um 15 Uhr „Roisdorfer Classics 2020“ im Brunnenpark Roisdorf
Beim zweiten Brunnenparkkonzert der „Roisdorfer Classics 2020“ werden Rademacher und Gschwind klassischen Beethoven in Swing verpacken.

5. und 6. September 2020 jeweils von 12 bis 18:30 Uhr „Bornheimer Chor-und Orchesterfestival“ in der Europaschule Bornheim
Während dieses zweitägigen Festivals präsentieren die über 30 Bornheimer Chöre gemeinsam mit den sechs musiktreibenden Vereinen der Stadt die Vielfalt ihres musikalischen Angebots und verknüpfen ihre Beiträge mit Themenbereichen aus Beethovens Werkeverzeichnis. Musikalische Gattungen wie Serenaden oder Romanzen spielen dabei ebenso eine Rolle  wie die unterschiedlichen Stimmungen und Gefühle in den Werken Beethovens.

25. bis 27. September 2020 um 20 Uhr bzw. jeweils von 11 bis 18 Uhr an den Folgetagen „Beethoven trifft Kunst“ im Kunsthof Merten
Die fünf Künstlerinnen und Künstler des Kunsthofs in Merten lassen sich inspirieren von Beethoven, seinem Leben und seinem Werk und zeigen neue Arbeiten aus Malerei, Grafik, Installation und Bildhauerei.

8. November 2020 um 11 Uhr „Bornheim auf dem Weg zur Neunten“ in der Europaschule Bornheim
Im Abschlusskonzert zum Workshop „Bornheim auf dem Weg zur Neunten“ präsentieren die Teilnehmer die „Ode an die Freude“. Der vierte Satz der neunten Sinfonie wird sowohl in vereinfachter Fassung als auch im Original aufgeführt.

Tolle und sehr verschiedenartige Möglichkeiten, sich dem großen Musiker zum 250. Jubiläum zu nähern. Empfohlen sei auch der Beethoven-Rundgang außerhalb von Bonn: die Stele Nr. 12 steht im Brunnenpark in Roisdorf und die Stele Nr. 13 vor dem Schloss in Alfter.

LeserReporter/in:

Anita Brandtstäter aus Köln

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