Wir lassen uns die Schau nicht stehlen
"Bornheim Live!" ohne Einkaufs-Sonntag
Bornheim - (fes) „Wir lassen uns die Schau nicht stehlen“, verkündete
Karl Aouane, Geschäftsführer des Bornheimer Gewerbevereins, als am
Freitagmorgen bekannt wurde, dass der im Rahmen der 32. Gewerbeschau
„Bornheim Live!“ geplante verkaufsoffene Sonntag nicht stattfinden
durfte.
Die Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di war in dem Bestreben den
verkaufsoffenen Sonntag in Bornheim zu verhindern zunächst vor dem
Verwaltungsgerichts Köln gescheitert, bekam dann aber vor dem
Oberverwaltungsgericht Münster Recht. Trotzdem hielten die Bornheimer
ihrer Stadt und ihrem Gewerbeverein die Treue: Rappelvoll war die City
und Hunderte Besucher genossen die Großkirmes und die Gewerbeschau
mit Automeile sowie das tolle Rahmenprogramm.
Die Besucher stellten damit getreu dem Motto des Festes „Bornheim
Live!“ unter Beweis, dass Bornheim wirklich lebt. Bei bestem
spätsommerlichen Wetter zog es wieder viele Besucher, auch aus dem
Umland in die Stadt. „Wir haben das Beste aus der Situation gemacht
und konnten fast alle motivieren, ihre Stände aufzustellen“, freute
sich Jörg Gütelhöfer, Vorsitzender des Gewerbevereins. „Und wir
sind allen dankbar, die uns unterstützen.“ Das primäre Ziel der
Gewerbeschau sei ja nie der verkaufsoffene Sonntag gewesen. Die
Veranstaltung diene vor allem dazu, dass sich die Geschäftsleute
präsentieren können gegenüber der Konkurrenz aus dem Internet, dem
Umland und den großen Geschäften auf der grünen Wiese. Zudem ist
die Gewerbeschau immer ein Treffpunkt sozialer Kontakte: „Das hat
Verdi ins Wanken gebracht. Wie wir damit künftig umgehen, muss nun
juristisch geprüft werden“, so Gütelhöfer weiter und gab zu
bedenken, dass es „theoretisch“ die letzte Gewerbeschau gewesen
sein könnte.
Auch der Weihnachtsmarkt und das Spargel- und Frühlingsfest stünden
nun zur Diskussion. „Wir ziehen hier alle an einem Strang“,
betonte Bornheims Bürgermeister Wolfgang Henseler, der für die
Ver.di-Klage keinerlei Verständnis zeigte. „Ich erlebe viel
Kopfschütteln und die große Sorge, dass Ver.di dem Einzelhandel
schadet.“ Das Urteil des Münsteraner Gerichtes sei weit von dem
entfernt, was tatsächlich stattfinde. Es gebe durchaus auch
Arbeitnehmer, für die verkaufsoffene Sonntage wichtig seien. Etwa
jene, die auf Provisionsbasis arbeiten und an Tagen wie diesen starke
Umsätze erzielen. Da die ordnungsbehördliche Verordnung der Stadt
Bornheim wohl nicht wasserdicht genug sei, soll diese am 11. Oktober
im Stadtrat auf die Tagesordnung kommen. Eine neue Verordnung soll es
dann Anfang 2019 geben. Die Münsteraner Richter sahen Formfehler. Aus
ihrer Sicht grenze die Verordnung den Verkaufsraum für die
Sonntagsöffnung nicht ausreichend ein. So wäre es damit auch
möglich, dass auch Geschäfte „Am Hellenkreuz“ öffnen könnten.
Da Ver.di auch den verkaufsoffenen Sonntag anlässlich des Herseler
Herbstes am 16. September beklagt, könnte es wohl auch hier kritisch
werden.
Da die Geschäftsleute nicht innerhalb ihrer Läden verkaufen und
beraten durften, verlegten einige kurzerhand ihr Angebot auf die
Straße und bauten Stände auf, das war immerhin erlaubt. Ralf
Lacoste, der einen Feinkostladen an der Königstraße betreibt, zeigte
einerseits Verständnis, dass Ver.di die Arbeitnehmer-Interessen
vertritt. Für Bornheim könne er dies jedoch nicht nachvollziehen und
finde die Reaktion „vermessen“ für eine kleine Stadt mit
Geschäften, die zu 80 Prozent inhabergeführt sind: „Da darf ich
selber entscheiden, ob ich öffne. Für mich ist es die beste
Möglichkeit entspannte Menschen als Kunden zu gewinnen. Machen wir
das Beste draus.“ Jörg Gütelhöfer wusste sogar von
Verdi-Mitgliedern zu berichten, die aufgrund dieser Klage die
Gewerkschaft nun verlassen. Ein Besucher aus Bonn meinte, dies
„Kleinklein“ sei mal wieder „typisch Deutsch und nicht mehr
zeitgemäß“ und Ver.di werde sich damit ins eigene Fleisch
schneiden. Wie auch immer, wer am Sonntag die Bornheimer City
besuchte, der erlebte ein buntes Miteinander, ein vielfältiges
Programm und jede Menge gut gelaunter Besucher, die einfach nur feiern
und schauen wollten. Geboten wurde ja auch wieder jede Menge.
Zahlreiche Stände, auf dem Peter-Fryns-Platz herrschte buntes
Kirmestreiben und für Musik und Stimmung sorgten Auftritte von
Gruppen wie der Schützenkapelle, der Rheinlandfanfaren und Max Trojan
und seiner Mangfold Band. Die Bornheimer hielten „ihrer“
Gewerbeschau die Treue. Dennoch: Verkaufsoffener Sonntag hin oder her
– am Ende entscheiden die Verbraucher, wo sie einkaufen und ob sie
auf ihren Einzelhändlern über „Bornheim Live!“ hinaus die Treue
halten.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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