Stimmung im Wohnzimmer
Bornheimer Tollitätentreff ging online über die Bühne
Bornheim - (red). Das gab es in 53 Jahren noch nie: Der Tollitätentreff der
Stadt Bornheim ging erstmals digital über die Bühne der Herseler
Rheinhalle. Der kostenlose Livestream wurde rund 1.000 Mal aufgerufen.
Während des virtuellen „Tollis“ griffen mehr als 300 Geräte
gleichzeitig auf den Livestream zu. Die Bornheimer Jecken an den
Bildschirmen begrüßte Bürgermeister Christoph Becker, der als Elvis
verkleidet mit seinen Stellvertreterinnen Gabriele Kretschmer und Dr.
Linda Taft die Sitzung eröffnete.
Das Programm stand den 52 vorangegangenen Veranstaltungen in nichts
nach: Höhepunkte waren die Auftritte des Jazztrompeters Michael Kuhl
und des Lokalmatadors Bernd Stelter. Als Moderatoren führten Ursula
und Christian Köhl mit Humor und karnevalistischem Frohsinn durchs
bunte Programm. Beim großen Finale zeigte auch die Kölsche Kultband
HÖHNER, wie man digital für Karnevalsstimmung sorgt. Für ein
„Huhn“ war es sogar ein Heimspiel. Schließlich kommt
Multi-Instrumentalist Jens Streifling aus Bornheim-Brenig.
Die HÖHNER marschierten mit der Musik von „Viva Colonia“ auf die
Bühne der Herseler Rheinhalle. Deren Bretter wurden nur kurze Zeit
später mit „Wo mir sin is Kölle“ einer echten Belastungsprobe
unterzogen. Was zugleich vom Alleinunterhalter Stefan Linden, der den
gesamten Livestream über für musikalische Untermalung sorgte, mit
einem Tusch belohnt wurde. Begeistert zeigte sich davon
HÖHNER-Frontmann Henning Krautmacher: „Das geht uns runter wie Öl,
dass man hier live einen Tusch gespielt kriegt“. Kurzerhand folgte
ein Karnevalsmedley mit weiteren Klassikern wie „Jetzt geht’s
los“, „Echte Fründe“ und „Schenk mir dein Herz“. Zum
Mittanzen aufgefordert wurden die Zuschauer dann mit „Steh auf, mach
laut!“ Die HÖHNER waren bestens aufgelegt und ihnen gefiel es in
der Herseler Rheinhalle sogar so gut, dass die Kölsche Kultband nicht
von der Bühne runter wollte und mit „Viva Colonia“, „Et letzte
Jlas“ und „Hey Kölle du bes e Jeföhl“ gleich mehrere Zugaben
spielte.
Neben den HÖHNERn mit dem Breniger Jens Streifling in ihren Reihen
war das Tolli-Programm mit weiteren lokalen Größen gespickt – etwa
mit dem Waldorfer Jazztrompeter Michael Kuhl und dem Herseler Komiker
Bernd Stelter. Michael Kuhl, bekannt als die „Tröt“, war bis 2017
Frontmann von „Kuhl un de Gäng“. Mittlerweile steht er gemeinsam
mit dem Bornheimer Pianisten Frank Buohler auf der Bühne. Mit dem
Karnevalsklassiker von Willi Ostermann „Och wat wor dat fröher
schön en Colonia“ sowie „Ich han de Millowitsch jesinn“ und
„Der kleine Trötemann“ aus seiner eigenen Feder sendete Michael
Kuhl sentimentale Töne in die Wohnzimmer der Bornheimer Jecken.
Heimische Töne stimmte Kuhl mit „Trecker-Trucker“ von Die Zwei
usem Vürjebirch an.
Bernd Stelter erkannte bei seinem Einzug sofort, dass es in der
Rheinhalle in diesem Jahr ein wenig anders aussah, als sonst –
leerer natürlich. Schließlich ist das Herseler Multitalent, das als
Werbefachmann bundesweite Bekanntheit erlangte, längst Stammgast beim
„Tolli“. Sein Programm begann er traditionell mit einem
Jahresrückblick. Diesmal fand er scharfe Worte und entschuldigte sich
dafür vorab bereits: „Bitte entschuldigen Sie die Wortwahl, das
klingt jetzt ziemlich harsch, aber das Jahr 2020 war doch einfach nur
für’n Arsch: Dieser Virus COVID-19 der hat uns fertig gemacht, wär
der Wendler nicht gewesen, hätten wir überhaupt nicht gelacht“.
Sonderbar fand Stelter, dass die Menschen 2020 in Deutschland
Klopapier gehortet hatten, während die Italiener auf Rotwein und die
Engländer auf Whiskey und Bier setzten, die Kapelle neuerdings auf
YouTube spielt und Bundestrainer Jogi Löw noch ins Stadion durfte.
Mut macht Stelter aber auch und mahnt: „Jetzt wird geimpft, wir
fangen endlich an, und wer jetzt noch darauf schimpft, der kommt als
Allerletzter dran.“
Lokalkolorit vermittelten Gerhard Fehn und Cécile Kott. Die beiden
Bornheimer Schauspieler sind über die Stadtgrenzen hinaus bekannt.
Während Cécile Kott als Margot von der VHS überzeugte, begab sich
Gerhard Fehn als Professor Hans-Dieter mit Schnupfen auf eine Reise im
ÖPNV. Aus Leverkusen angereist war Gabi Elabor, die die Zuschauer als
„Annegret vom Wochenmarkt“ vor den heimischen Bildschirmen mit
ihrem „Kölsch jeschwaad“ zum Lachen brachte. Einen besonderen
Videogruß gab es von der Kölner Top-Band Kasalla, die dem Publikum
vor den Mattscheiben zu Hause liebe Grüße ins Wohnzimmer schickte.
Die Musiker von Kasalla hoffen, dass man sich im nächsten Jahr wieder
in Echt ohne Scheibe sieht.
Natürlich fehlen durften beim „Tolli“ auch 2021 nicht die
Bornheimer Tollitäten. Musikalisch unterlegt mit „Bye bye my
love“ wurde ein Foto der Tollitäten der vergangenen Session
eingespielt, die im letzten Jahr gemeinsam auf der Bühne der Herseler
Rheinhalle standen. Die neuen Tollitäten, deren Amtszeit von 2021 auf
2022 verschoben wurde, meldeten sich danach in einem Videobeitrag zu
Wort, um Vorfreude auf die kommende Session zu schüren.
Der digitale Tollitätentreff der Stadt Bornheim fand in diesem Jahr
unter dem Motto des diesjährigen Sessionsordens statt: „Corona
määt oss net bang – mer trecke all an enem Strang!“ Der Orden
wurde unter Mitarbeit zahlreicher Ortsausschüsse, Dorfgemeinschaften
und Karnevalsgesellschaften aus vielen Bornheimer Ortsteilen
entworfen. Der digitale „Tolli“ konnte nur stattfinden, weil viele
Menschen, Vereine und Firmen ihn unterstützt hatten. Da diesmal ja
keine Eintrittskarten verkauft werden konnten, waren die Ausrichter
– also die Stadt Bornheim und erstmalig auch das Kulturforum –
noch mehr als sonst darauf angewiesen.
„Ich bedanke mich ganz herzlich bei den Sponsoren und Spendern, ohne
die das alles nicht möglich gewesen wäre“, sagt Bürgermeister
Christoph Becker. Sponsoren des digitalen „Tollis“ sind Auto
Thomas aus Bornheim, die Wirtschaftsprüfungs- und
Steuerberatungsgesellschaft dhpg, die Energieunternehmen e-regio und
RheinEnergie, die Volksbank Köln Bonn eG und Blumen Sieghart aus
Roisdorf. Spenden ans Kulturforum zur Durchführung der Veranstaltung
kamen von der Kreissparkasse Köln, dem Verein Senat Förderkreis
Roisdorfer Karneval und privaten Spendern.
Die Druckerei und Kreativagentur Germanus aus Roisdorf sponserte die
Moderationskarten, auf denen der Corona-Orden abgebildet war.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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