Raúl Krauthausen
Den Finger in die Wunde gelegt
Bornheim (fes). Raúl Krauthausen ist neuer Preisträger des pädagogischen Ehrenpreises „Bornheimer“ der Europaschule Bornheim. Der 42-Jährige, der eigens aus Berlin zur Preisverleihung in die Vorgebirgsstadt gereist war, leidet von Geburt an an der Glasknochenkrankheit, ist kleinwüchsig und auf einen Rollstuhl angewiesen. Einen Namen machte sich Krauthausen, der Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation studiert hat, als Aktivist, TV-Moderator, Autor und Podcaster, der sich für verschiedene soziale Projekte und für eine barrierefreie Gesellschaft für Menschen mit Behinderung einsetzt.
„Ich hoffe, ihr habt mich auch eingeladen, um den Finger in die Wunde zu legen und nicht nur um Danke zu sagen“, betonte Krauthausen. „Ihm geht es darum, die Gesellschaft lebenswert so zu verändern, dass auch Menschen mit einer Behinderung teilhaben können“, erklärte Schulleiter Eike Brandt in seinem Grußwort. Bornheims Bürgermeister Christoph Becker (parteilos) und Brandts Vorgänger als Europaschulleiter würdigte Krauthausen als „Fixstern für den Geist der Solidarität“.
Durch den Abend führten Schülerinnen der Q2, Paula Kuhn und Hannah Look. Zunächst wurden in einem eingespielten Film die „Eubo-News“ präsentiert. Darin beschrieben Schülerinnen und Schüler, wie sie sich im Rahmen einer Projektwoche mit dem Thema Inklusion und dem Preisträger auseinandergesetzt haben. Anschließend hatten die Schüler das bekannte ARD-Quiz „Gefragt – Gejagt“ nachgespielt gemeinsam mit dem Publikum. Spannend wurde es, als Raúl Krauthausen die von Schülern vorher formulierten „Fragen aus dem Hut“ beantwortete. Die Moderatorinnen zogen Zettel mit den Fragen per Zufallsprinzip aus einem Hut. Gefragt wurde Krauthausen beispielsweise, was er als erstes machen würde, wenn er Bundeskanzler wäre? Er würde Orte der Begegnung schaffen, damit sich unterschiedliche Menschen mit und ohne Behinderung kennenlernen können, das könnten Cafés oder Schulen sein. „Inklusion bedeutet nicht, dass ich einen Behinderten irgendwo in eine Klasse stecke“, sagte Krauthausen. Er sprach sich mehrfach dafür aus, dass Menschen mit und ohne Behinderung einander überall problemlos begegnen können.
Die Laudatio hielten die Oberstufenschüler Senta Schmahl und Moritz Schwechheimer gemeinsam mit ihrem Fachlehrer und dem Inklusionsbeauftragten der Europaschule Philipp Michel. Michel ist auch Gründer des ersten inklusiven Bornheimer Sportvereins „Sporteinander“. Für den musikalischen Rahmen sorgten die Big Band der Europaschule mit internationalen Swingklassikern und der Schulchor, der das das Schullied „We are the Future, L’Europe c’est nous!“ vortrug.
Seit 1990 verleiht die Europaschule alle zwei Jahre den „Bornheimer“ an Persönlichkeiten, die sich in besonderer Weise um pädagogische Themen bemüht haben und sowohl Schülern als auch Lehrern für ihre eigene Arbeit an der Schule neue Impulse geben. Bestimmt werden die Preisträger von einer Jury aus Schülern, Eltern und Lehrern. Der Preis ist eine kleine Bronzeplastik, die eine größere Figur zeigt, die zu einer kleineren Figur schaut. Eine Brücke schafft die Verbindung zu den beiden. Als Vorbild diente ein Wachsentwurf des britischen Künstlers David Thorn. Zu den bisherigen Preisträgern zählen unter anderem der Pantomime Samy Molcho, Kinderbuchautorin Astrid Lindgren, der Violinist und Dirigent Lord Yehudi Menuhin, die Redaktion der „Sendung mit der Maus“, der ehemalige Präsident des Europäischen Parlaments Martin Schulz der Mitbegründer von Cap Anamur Rupert Neudeck. Zuletzt wurde der Preis 2018 an die Redaktion der Kindernachrichtensendung „logo“ von ARD und ZDF verliehen. Coronabedingt fand die Preisverleihung erst 2022 wieder statt. Bislang einziger Ehrenpreisträger ist der ehemalige Gründungsschulleiter der Europaschule Klaus Breil, der den „Bornheimer“ ins Leben rief. Breil verstarb Anfang des Jahres
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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