Droht uns die Megacity Köln-Bonn?
Diskussion im Bornheimer Ratssaal

Droht in unserer Region die „Megacity Köln-Bonn“? Darüber diskutierten (von links) Dirk Reder (Sprecher der Bornheimer Grünen), Jens Grisar, Professor Claus C. Wienandt und Markus Hochgartz (stv. Fraktionssprecher der Bornheimer Grünen). | Foto: Frank Engel-Strebel
  • Droht in unserer Region die „Megacity Köln-Bonn“? Darüber diskutierten (von links) Dirk Reder (Sprecher der Bornheimer Grünen), Jens Grisar, Professor Claus C. Wienandt und Markus Hochgartz (stv. Fraktionssprecher der Bornheimer Grünen).
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Bornheim - (fes). Droht im Raum Köln-Bonn die Megacity? Bewusst plakativ
hatten die Bornheimer Grünen die Einladung zu ihrer jüngsten
Diskussionsveranstaltung formuliert. Die Wirkung wurde nicht verfehlt:
Rund 70 Bürger folgten der Einladung in den Bornheimer Ratssaal –
deutlich mehr als erwartet, wie Bornheims Grünen-Sprecher Dirk Reder
erfreut feststellte.

Als Referenten waren Claus C. Wiegandt (Professor für Stadt- und
Regionalforschung an der Universität Bonn) und Jens Grisar
(stellvertretender Geschäftsführer der Region Köln/Bonn e. V.)
eingeladen.

Angst bräuchten die Einwohner der Rheinschiene nicht zu haben,
betonte Wiegandt gleich zu Beginn: Eine Megacity wie Los Angeles oder
Dakar drohe in der Region nicht. Vielmehr sieht er die Kommunen als
„Zwischenstädte“ – ein Begriff, den sein Kollege Thomas
Sieverts prägte. „Typische Stadtstrukturen lösen sich auf. Die
Funktion der Innenstädte wird durch den Bau von Einkaufszentren
ausgehöhlt. Kernstädte wie Köln und Bonn dominieren nicht mehr die
Umlandgemeinden“. Ein Kennzeichen von Zwischenstädten seien die
engen Verflechtungen unter den Kommunen, etwa durch die
Pendlerströme. So verdoppelte sich der Anteil der Pendler in den
vergangenen 20 Jahren alleine zwischen Bonn und Köln von

7.000 auf 14.000 täglich.

Auch Jens Grisar vom Verein „Region Köln/Bonn e.V.“, der sich mit
seinen Mitgliedern (darunter Städte und Gemeinden, Wirtschafts- oder
Touristmusunternehmen) mit der Entwicklung im Ballungsraum
auseinandersetzt und Konzepte entwickelt, beschwört keine Megacity
herauf. Er sieht in seinem Agglomerationskonzept vielmehr ein
Zusammenwachsen der Städte und Gemeinden: „Schon heute erkennt man
nicht mehr, wo eine Stadtgrenze anfängt oder aufhört.“ Und genau
hier setzt Grisar an: Damit die Kommunen die Herausforderungen
bewältigen können, müssen sie stärker interkommunal
zusammenarbeiten. Um dem steigenden Flächenbedarf vorzubeugen,
schlägt Grisar vor, Neubaugebiete oder Baulücken so zu bauen, dass
sie verdichtet werden. Mit anderen Worten: Weg vom klassischen
Einfamilienhausbau, hin zu mehrgeschossigen Bauten mit modernen
Wohnungen. Außerdem fordert er mehr Mischformen zwischen Wohnen und
Gewerbe. Im Idealfall wohnen die Bürger fußläufig zu ihrem
Arbeitgeber und entlasten so den Verkehr.

„Wir sind in der Rheinschiene mittlerweile in der 2. und 3. Reihe
angekommen. Daher müssen wir mit der Fläche anders umgehen und sie
nutzen, denn Flächen sind nicht vermehrbar.“ Dabei gelte es auch
genügend Freiräume für Natur und Naherholung freizulassen. Der
Rhein brauche seinen Platz, auch schon aus Gründen des
Hochwasserschutzes. Frischluftschneisen müssen erhalten bleiben, um
dem Klimawandel etwas entgegenzusetzen.

Dramatisch beschreibt Gisar die marode Infrastruktur. Straßen und
Brücken wurden jahrzehntelang bekanntlich nicht modernisiert und sind
marode. Der zunehmende Pendler- und Lkwverkehr fordere seinen Tribut.
Moderne Verkehrskonzepte müssten her. Hier schlägt der Experte den
Ausbau und eine Verbesserung des Öffentlichen Nahverkehrs ebenso vor
wie neue Radschnellwege.

„Mir sagen viele Bürger: Bornheim wird immer städtischer
überformt, der Platz für Naherholung, Natur und wertvolle Böden
für die Landwirtschaft wird überbaut. Wir haben einen
beklagenswerten Mangel an Freiflächen“, berichtete der Vorsitzende
des Landschafts-Schutzvereins Vorgebirge (LSV), Michael Pacyna. Viele
Bürger sehen dies ähnlich: „Ich wohne gerne hier, schätze es,
dass ich in 20 Minuten in der Kölner Südstadt bin und mit meinem
Hund durch das Vorgebirge gehen kann. Bornheim hat eine unheimliche
Lebensqualität. Für die Zukunft hoffe ich nur, dass es nicht
schlimmer wird“, so ein Teilnehmer, der vor 15 Jahren nach Bornheim
zog.

Die Diskussion „Droht die Megacity?“ war Teil der
Veranstaltungsreihe „Bornheim 2030“. In unregelmäßigen
Abständen laden die Bornheimer Grünen zu für die Stadt relevanten
Themen und Diskussionsrunden ein, etwa zum Insektensterben oder zur
aktuellen Situation der Türkei unter Erdogan. Am 13. November steht
eine Diskussion zum Thema Landschaftsschutz auf der Agenda. Im
Frühjahr soll es um die interkommunale Zusammenarbeit gehen. Die
Diskussionen werden ausgewertet und die Ergebnisse sollen sich im
Wahlprogramm der Grünen für die Kommunalwahl 2020 wiederfinden.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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