„Fundstücke“ im Kunsthof Merten
Eine ganz besondere Ausstellung
Bornheim-Merten - (fes) „Fundstück“ – unter diesem Motto steht die
traditionelle Jahresausstellung im Kunsthof Merten, die am Freitag
(28. September) eröffnet wird. Die Besucher dürfen sich wieder auf
spannende und inspirierende Bilder und Skulpturen freuen und dabei den
Kunstschaffenden über die Schulter schauen.
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Fundstücke gibt es viele: Die Muschel am Strand, ein kleiner Ast am
Wegesrand oder auch ein achtlos weggeworfener Kronkorken. Mit ihren
ganz persönlichen Fundstücken setzten sich die Künstlerinnen Maria
Dierker, Regina Thorne und Birgit Wenninghoff, die alle ein Atelier im
Kunsthof Merten betreiben, in den vergangenen Monaten auseinander. Zu
sehen sind die Ergebnisse am kommenden Wochenende in der
Jahresausstellung „Fundstück“. Der Singular ist bewusst gewählt,
erklärt Bildhauer Martin Langer, Inhaber des Kunsthofes: „Dadurch
konzentrieren wir uns jeweils auf das Eine, das Besondere.“
So stammen Langers Fundstücke vom Schrottplatz, vom Sperrmüll oder
vom Flohmarkt. „Seltsame Geräte“, Messinstrumente und Apparate
wird er zeigen, verfremdete technische Objekte, die er Artefakte
nennt. Skulpturen, die archäologischen Ausgrabungen entstammen
könnten.
Seit mehr als drei Jahren setzt sich Maria Dierker mit dem Thema Baum
auseinander und macht sich gleichzeitig stark für den Erhalt der
Bäume. Sie möchte die „Schönheit im Verborgenen“ zeigen, denn
„jeder Baum hat sein eigenes Lied.“ Für die Jahresausstellung hat
sie die Esskastanie, den Baum des Jahres 2018, ausgewählt. Deren
Frucht, die Marone, ist ihr persönliches Fundstück. Die Essmarone
war vom Mittelalter bis gegen Ende des 19. Jahrhunderts in den
Bergregionen Südeuropas das Hauptnahrungsmittel der Landbevölkerung,
sozusagen das „Gold der Armen“, erklärt sie: „Man sollte sie
schützen und nicht fällen und deshalb ihrer unendlichen Vielfalt
stets neuen künstlerischen Ausdruck verleihen.“
Dem Schutz der Natur und der Bäume widmet sich auch Regina Thorne mit
ihren Arbeiten: „Bäume sind Lebewesen, die mit dem Fällen nicht
verschwinden“ – ein Hinweis auf die bevorstehende Rodung des
Hambacher Forstes durch RWE, aber auch auf die Fällung von 300
gesunden Bäumen vor einigen Monaten in Köln in der Bonner Straße,
weil sie dem Bau einer Straßenbahntrasse weichen mussten.
Eine am Boden gefundene Astgabel inspirierte Thorne zu ihren
Kunstwerken. Entstanden sind so ein transparenter Lebensteppich aus
pflanzengegärbten Papieren und Baumsarkophage aus Wachs und
Herbstblättern, die von Schmerz und Verwandlung zeugen. 35 kleine,
spielerisch entstandene Collagen zum Lindenbaum bringen hingegen
Leichtigkeit und Hoffnung.
Birgit Wenninghoff verfolgt einen konzeptionell-forschenden Ansatz, in
dem sie eine Plastikfolie und eine alte Zeitschrift verwendet.
Wenninghoff interessiert sich für das individuelle Format der
jeweiligen Objekte und erforscht deren Potential zur Transformation.
Wie in jedem Jahr wurde auch eine Gastkünstlerin eingeladen. Diesmal
ist die Bonnerin Heidi Hildebrand mit dabei. Viele Reisen führten sie
an die Nordsee, wo sie am Strand jede Menge Fundstücke mitbrachte:
Kleine Metallkugeln oder Plastikteile. Wichtig sind ihr Formen und
Farben, die in eine Beziehung zueinander treten: „Mir geht es um die
Persönlichkeit der Dinge, ich komponiere meine Kunst wie ein
Jazzmusiker, der aus Fragmenten Neues schafft“, erläutert sie.
Hildebrand schafft Skulpturen, Zeichnungen und Fotografien und
arbeitet mit Texten.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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