Ein "Geisterrad" als Mahnmal
Erinnerung an verunglückten Radfahrer aus Sankt Augustin

Am Zweigrabenweg in Hemmerich mahnt nun ein „Geisterrad“ alle Autofahrer vorsichtiger zu fahren. Vertreter des ADFC und einige Lokalpolitiker gedachten an dem weißen Fahrrad gemeinsam mit der Familie des verunglückten Radfahrers. | Foto: Frank Engel-Strebel
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  • Am Zweigrabenweg in Hemmerich mahnt nun ein „Geisterrad“ alle Autofahrer vorsichtiger zu fahren. Vertreter des ADFC und einige Lokalpolitiker gedachten an dem weißen Fahrrad gemeinsam mit der Familie des verunglückten Radfahrers.
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Bornheim-Hemmerich/Sankt Augustin - (fes) Am Feldrand am Zweigrabenweg zwischen Hemmerich und
Metternich erinnert seit einigen Tagen ein weißes Geisterrad an einen
im Mai tödlich verunglückten Radfahrer. Gemeinsam mit der Familie
des Verunglückten erinnerten der ADFC Bonn/Rhein-Sieg und Politiker
an diesen schlimmen Unfall.

Verlässt man den Bornheimer Höhenort in Richtung Hemmerich, haben
Autofahrer freie Fahrt. Lässt man den Sportplatz hinter sich, ist die
bis hier geltende Geschwindigkeitsbegrenzung von 70 Stundenkilometern
aufgehoben und es gilt Tempo 100. Genau dies könnte am Nachmittag des
18. Mai dem 69-jährigen Radfahrer Folker Jelden aus Sankt Augustin
zum Verhängnis geworden sein, als er in Richtung Hemmerich in einen
Feldweg abbiegen wollte und dabei von einem 28-jährigen
Golf-GTI-Fahrer erfasst wurde und verstarb. Nun erinnert am
Zweigrabenweg ein weißes Geisterrad an den Getöteten und mahnt die
Pkw-Fahrer hier vorsichtiger zu fahren.

„Ein solches Gedenkrad aufzustellen ist jedes Mall ein trauriger
Anlass und es fällt mir immer wieder schwer die passenden Worte zu
finden“, betonte sichtlich bewegt Annette Quaedvlieg, Vorsitzende
des ADFC Bonn/Rhein-Sieg, und legte eine Gedenkminute für Folker
Jelden ein. Quaedvlieg kennt die Strecke sehr gut und ist hier oft mit
dem Rennrad unterwegs. Sie weiß, dass viele Autofahrer sich nicht an
die Geschwindigkeitsbegrenzung von Tempo 100 halten und auch beim
Überholen kaum Abstand halten: „Ein Mindestabstand von 1,50 Meter
beim Überholen ist unverzichtbar.“

In den vergangenen zehn Jahren gab es auf dieser Strecke insgesamt
fünf Unfälle, bei denen Radfahrer zu Tode kamen. Daher fordert der
ADFC, dass hier durchgehend eine Begrenzung von Tempo 70 gelten soll.
Bislang gibt es eine solche Reduzierung auf dem Zweigrabenweg jedoch
nur streckenweise. Ein generelles Tempolimit lehnte die
Unfallkommission des Kreises im Juni ab, da sie hier keine
Gefährdungsstelle sah. Quaedvlieg kann dies nicht nachvollziehen:
„Fünf Tote in zehn Jahren, dazu einige Schwerverletzte – das
reicht offenbar dem Rhein-Sieg-Kreis nicht, um hier ein Tempolimit
auszusprechen.“ Auch für die parallel verlaufende Metternicher
Straße fordern die Radler eine solche Reduzierung. Hier gab es 2015
einen schweren Unfall, als ein 16-jähriger Radfahrer aus Swisttal von
einem alkoholisierten Autofahrer überfahren worden war. Der
Autofahrer war damals deutlich zu schnell gefahren, wie später das
Amtsgericht Bonn feststellte. Gleichzeitig appellierte Quaedvlieg an
die Politiker, die Infrastruktur für Radfahrer in den Kommunen zu
verbessern: „Wir müssen weg von der Autozentriertheit hin zu einer
Gleichstellung von Radfahrern und Fußgängern kommen wie in den
Niederlanden zum Beispiel.“ Viele Straßen seien in einem so
schlechten Zustand, dass Radfahrer Hindernissen und Schlaglöchern
ausweichen müssten und nicht immer ganz rechts fahren können.

Bornheims Vize-Bürgermeisterin Petra Heller würdigte das Engagement
der Gedenkräder. „Ich finde diese Form des Gedenkens sehr schön.
Gleichzeitig dient ein Gedenkrad als Mahnmal. Es soll zum Ausdruck
bringen, dass ein Verkehrstod immer einen Menschen unerwartet aus dem
Leben reißt.“ Anders als die viel zu vielen Holzkreuze am
Wegesrand, die an getötete Verkehrsteilnehmer erinnern, sticht dieses
Gedenkrad bereits durch seine weiße Optik hervor.

Gleichzeitig dankte sie dem ADFC, dass dieses Gedenkrad hier
aufgestellt werden konnte. Für Andreas Jelden, Schwager des
Verstorbenen, war es wichtig, auf das aufmerksam zu machen, was an
dieser Stelle geschehen ist. Dominik Jelden (34), der Sohn des
Verunglückten, findet es schön, dass dieses Fahrrad an seinen Vater
erinnert. Bei dem Fahrrad handelt es sich um das Rad der Ehefrau des
Verstorbenen. Die Familie hat es auch selber weiß angestrichen.
Üblicherweise übernimmt dies der ADFC, erklärte Hans Peter Müller
vom Alfterer ADFC. Er dankte auch dem Ordnungsamt, dem
Kreisverkehrsamt und dem Landwirt, auf dessen Grundstück das Rad
steht, dafür, dass der ADFC dieses Gedenkrad hier überhaupt
platzieren durfte.

Für seine Freunde und Verwandte war Folker Jelden übrigens meist als
„Mock“ bekannt. Wie er jedoch an seinen Spitznamen kam, daran kann
sich seine Schwester Kristine nicht mehr erinnern: „Ich kennen ihn
nur als Mock.“

Das Gedenkfahrrad zwischen Hemmerich und Metternich ist das vierte,
das der ADFC Bonn/Rhein-Sieg bislang aufstellen ließ. Zwei stehen
bereits in Bonn, eines in Königswinter. Die Tradition kommt aus den
USA, wo die Räder wegen des markanten weißen Anstriches „Ghost
Bikes“ genannt werden. Weltweit gedenken Radfreunde jedes Jahr am
16. Mai bei einer „Ride of Silence“ – einer Fahrt der Stille –
an alle getöteten Radfahrer. Dabei tragen wie am Dienstag in
Hemmerich, alle Teilnehmer weiße Kleidung, um auf ihr Anliegen
aufmerksam zu machen. Der ADFC Bonn/Rhein-Sieg beteiligte sich 2017
zum ersten Mal an dieser „Ride of Silence“. In diesem Jahr
gedachten die Teilnehmer der insgesamt 383 Radfahrer, die im
vergangenen Jahr bundesweit tödlich verunglückt waren, darunter 15
Kinder, so der ADFC.

Am Zweigrabenweg in Hemmerich mahnt nun ein „Geisterrad“ alle Autofahrer vorsichtiger zu fahren. Vertreter des ADFC und einige Lokalpolitiker gedachten an dem weißen Fahrrad gemeinsam mit der Familie des verunglückten Radfahrers. | Foto: Frank Engel-Strebel
Am Zweigrabenweg in Hemmerich mahnt nun ein „Geisterrad“ alle Autofahrer vorsichtiger zu fahren. Vertreter des ADFC und einige Lokalpolitiker gedachten an dem weißen Fahrrad gemeinsam mit der Familie des verunglückten Radfahrers. | Foto: Frank Engel-Strebel
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