Eine echte Herzensangelegenheit
Erinnerungen an den Schriftsteller Heinrich Böll

Erinnerungen an Heinrich Bölls Zeit imVorgebirge. Im Bornheimer Ratssaal stellten (von links) Arne Houben, Dorothee Böttges-Papendorf, Willi Hermann und Bürgermeister Wolfgang Henseler das Böll-Buch vor. | Foto: Frank Engel-Strebel
  • Erinnerungen an Heinrich Bölls Zeit imVorgebirge. Im Bornheimer Ratssaal stellten (von links) Arne Houben, Dorothee Böttges-Papendorf, Willi Hermann und Bürgermeister Wolfgang Henseler das Böll-Buch vor.
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Bornheim - (fes) Am 21. Dezember diesen Jahres wäre der
Liternaturnobelpreisträger und Bornheimer Ehrenbürger Heinrich Böll
hundert Jahre alt geworden. Böll, der bekanntlich seine letzten
Lebensjahre von 1983 bis 1985 in Merten verbrachte, liegt dort neben
seiner Frau Annemarie auf dem Alten Friedhof begraben.

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Da liegt es auf der Hand ein Erinnerungsbuch herauszugeben, das sich
mit Heinrich Bölls Zeit im Vorgebirge beschäftigt. Die Bornheimerin
Dorothee Böttges-Papendorf und der Rösberger Heimatforscher Willi
Hermann haben sich dieser Herausforderung und Herzensangelegenheit,
wie sie sagen, gestellt und nun eine solche Erinnerungsschrift
herausgegeben.

Während sich Willi Hermann vorzugsweise um die Fotos und den Text
kümmerte, zeichnete Dorothee Böttges-Papendorf für die Recherche
verantwortlich. Kein einfaches Unterfangen, vor allen Dingen, wenn es
darum ging, die Rechte an Texten und Fotos zu erwerben. Wie weit die
Recherchen gingen, davon zeugen seltene Aufnahmen etwa von Heinrich
Böll mit Familienangehörigen und Freunden 1938 bei einem Besuch im
Vorgebirge. Damals war Böll Anfang 20 und stand noch ganz am Anfang
seiner literarischen Karriere. Bölls Sohn René, der ebenfalls in
Merten lebte, war seinerzeit Mitbegründer des Lamuv Verlages. Hier
erschienen viele von Heinrich Bölls Werken aus der Mertener Zeit.
Mittlerweile liegen auch hier die Rechte wie die der anderen Werke des
Schriftstellers beim Kölner Kiepenheuer & Witsch-Verlag, daher
spürte Dorothee Böttges-Papendorf über Antiquariate und im Internet
die Originalausgaben aus der Mertener Zeit auf und bestellte sie sich
nach Hause. Nachzulesen sind auch durchaus kuriose Fundstücke, etwa
ein Zeitungsausschnitt vom November 1982, der dokumentiert, wie Böll
den Andheri-Basar des Mertener Kindergartens St. Martinus besucht.

Natürlich fehlen auch nicht einige der Erzählungen, die Böll in
seiner Zeit in Merten über das Vorgebirge schrieb. Etwa die bekannte
Kurzgeschichte „Oblomow auf der Bettkante“, in der er das Leben
und die Menschen im Vorgebirge beschrieb. Fast schon legendär ist
folgender Satz daraus: „Fleißig, fleißig, die Menschen! Der
Mercedes an Feldrain, während da zwei oder drei Sellerie ernten, kein
Witz.“ In „Die Weiber von Merten“ beschreiben zwei Freundinnen
der Eheleute Böll deren neues Zuhause. Hier waren die Recherchen
besonders intensiv, da es bislang nur ein maschinengeschriebenes
Skript ohne weitere Quellenangaben gab. Doch das Internet machte es
möglich und die Autoren spürten eine „zitierfähige Quelle“ auf,
die 1985 in der Zeitschrift für Literatur und Politik „L‘80“
erschienen war.

Die beiden Autoren, die bereits vor zehn Jahren gemeinsam ein Buch
über den Bornheimer Bildhauer Walter Schoneweg herausgebracht hatten,
zeigen auch die „Nachwirkungen und Erinnerungen“ an Böll in der
heutigen Zeit auf. Etwa die Ernennung zum Ehrenbürger oder die
Verlegung einer Gedenkplatte an Bölls Wohnhaus in der Martinstraße
13 in Merten. Abgerundet wird das Buch durch zwei Wanderkarten zu den
Originalschauplätzen.

Willi Hermann selber hätte sich nie träumen lassen, dass er jemals
ein Buch über Heinrich Böll veröffentlichen würde. Er hat eine
ganz persönliche Erinnerung an den Literaturnobelpreisträger: „Ich
haben ihn, als ich ein junger Mann war, aus der Ferne gesehen wie er
in Rösberg durch die Felder spazierte, er trug immer den gleichen
Mantel und seine Baskenmütze, sein Markenzeichen.“ Verleger Arne
Houben, Inhaber des Rhein-Mosel-Verlags, war direkt angetan von diesem
Buchprojekt. Er habe Böll immer sehr verehrt und hätte nie gedacht,
mal ein Buch über ihn zu machen: „Das ist für unseren Verlag eine
ganz andere Liga.“ Für Bürgermeister Wolfgang Henseler ist es
etwas „ganz Besonderes“, ein Buch zu Böll aus der eigenen Stadt
zu haben.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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