Geschäfte sind wieder geöffnet
Erleichterung bei Kunden und Geschäftsleuten

„Einen Moment bitte“: Immer wieder klingelte am Montagmorgen bei Gabi Haag das Telefon. Die Lockerungen sorgten für Erleichterung bei den Geschäftsleuten und den Kunden. | Foto: Engel-Strebel
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  • „Einen Moment bitte“: Immer wieder klingelte am Montagmorgen bei Gabi Haag das Telefon. Die Lockerungen sorgten für Erleichterung bei den Geschäftsleuten und den Kunden.
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Alfter/Bornheim - (fes) Es ist gar nicht so einfach, mit Gabi Haag am Montagmorgen
ins Gespräch zu kommen. Und das ist in diesem Fall auch gut so:
„Das Telefon steht nicht still. Immer wieder kommen Kunden in meinen
Laden“, freut sie sich. Gabi Haag ist nicht nur Vorsitzende des
Alfterer Gewerbevereins, sie betreibt auch ein Fotogeschäft am
Alfterer Herrenwingert.

Es ist Tag eins der Lockerungen im Zuge der Corona-Pandemie. Seit
Montag dürfen Geschäfte mit einer Verkaufsfläche bis maximal 800
Quadratmetern nach vier Wochen Shutdown wieder öffnen. Für Gabi Haag
kein Problem – ihr Ladenlokal misst gerade mal 60 Quadratmeter.

Natürlich hält sie alle Sicherheitsmaßnahmen ein. Die Kunden
müssen Abstand halten, dürfen nur einzeln eintreten, am Tresen hat
sie eine Plexiglasscheibe angebracht. „Die Leute haben drauf
gewartet, das merkt man“, so Haag. „Die Kunden und ich können uns
ja schützen.“

Eine Frau kommt, um Passfotos machen zu lassen. Eine weitere Kundin
braucht eine Geburtstagskarte und einem anderen Kunden tauscht sie
eine defekte Batterie für dessen Armbanduhr aus. Insgesamt allerdings
sei die Stimmung in den Geschäften von Alfter-Ort „eher
gedrückt“. Viele hätten Umsatzeinbrüche. Auch Gabi Haag war auf
die Soforthilfen des Landes NRW angewiesen, um die laufenden
Betriebskosten zahlen zu können.

Möbelhäuser dürfen in NRW auch wieder öffnen. Ute Kurth,
Mitinhaberin des Möbelhauses Kurth in Alfter, spricht von einer
„ganz seltsamen Situation“. Für den Familienbetrieb war die
Situation zu keiner Zeit existenzbedrohend, auch wenn sie an Umsatz
eingebüßt haben. Und in ihrem Geschäft am Landgraben gelten
ebenfalls die erforderlichen Sicherheitsvorkehrungen: „Wir vergeben
Beratungstermine, deswegen können wir das auch besser steuern und zu
uns kommen auch nicht zu viele Menschen auf einmal“, schildert Ute
Kurth.

„Ihr seid mit Abstand die besten Kunden“ – mit diesem Wortspiel
weisen die Möbelhäuser Porta und Boss im Gewerbepark Bornheim-Süd
darauf hin, dass Kunden sich an den Mindestabstand von 1,50 Meter
halten sollen. Eine Mitarbeiterin von Möbel Boss verteilt am Eingang
sogar kostenlose Schutzmasken für Mund und Nase. Das ist für jeden
Kunden freiwillig.

Die Parkplätze im Gewerbepark waren am Montag gut belegt. „Endlich
dürfen wir wieder raus, wieder einkaufen und bummeln“, freute sich
Heide Berg, die aus Bonn nach Roisdorf in den Gewerbepark kam. „Das
war doch alles sehr belastend in den letzten Wochen. Jetzt kaufe ich
mir erst einmal ein paar Blümchen und ein schöne Dekoartikel, man
muss es sich ja gemütlich machen zu Hause, wenn man sonst schon
nichts machen darf.“

Für die Mitarbeiter der Möbelhäuser ist die Lockerung des Shutdowns
ebenfalls ein wichtiges Signal, wie Harald Stadler, Vorsitzender des
Roisdorfer Gewerbevereins, mitteilte. Er hatte sich bei seinen
Mitgliedern einmal umgehört und meinte: „Dies ist ein guter und
wichtiger Einstieg in die Normalität und bedeutet die Beendigung der
Kurzarbeit für alle Mitarbeiter.“ Werner Wexeler vom Autohaus
Wexeler hofft nun ebenfalls auf viele Kunden. Eigentlich wollten sie
dieser Tage die Eröffnung ihres neu errichteten Autosalons feiern.
Dies musste aber auf unbestimmte Zeit verschoben werden.

Hart getroffen hat es laut Stadler den Messeausstatter „ME Messe
Events GmbH“, da bekanntlich in diesem Jahr so gut wie keine Messen
stattfinden werden. Die Hände in den Schoß hat man hier nicht
gelegt. Die Mitarbeiter stellen nun für regionale und überregionale
Firmen Spuckschutz-Scheiben her. Gewinner in der Krise gibt es auch:
Da „bonnorange“ und die RSAG ihre Abfallentsorgung für Sperr- und
Sondermüll sowie Bauschutt eingehstellt hatten, stand beim Container
Dienst Sturm das Telefon nicht mehr still.

„Was ich als Gewerbevereinsvorsitzender kritisiere, ist die
länderweise uneinheitliche Vorgehensweise in Deutschland.
Föderalismus ist gut für die politische Kontrolle und Verteilung der
Entscheidungskompetenzen in einem Staat, ist aber zurzeit alles andere
als fair gegenüber einem der größten Arbeitsplatzanbieter und
Gewerbesteuerzahler in Deutschland, nämlich unseren
mittelständischen Betrieben im Gastronomie- und
Einzelhandelsbereich.“

Leben kehrte auch wieder auf der Königstraße in Bornheim ein, wo man
am Montagmorgen zahlreiche Kunden sah, die sich mit Büchern oder
Kleidung eingedeckt hatten. „Viele Menschen sind wieder froh, dass
sie in den Geschäften vor Ort einkaufen können, anstatt alles im
Internet zu bestellen“, konnte Jörg Gütelhöfer, Vorsitzender des
Bornheimer Gewerbevereins, beobachten.

Anrufe von Kunden zeigten ihm aber auch, dass nach wie vor eine große
Verunsicherung vorherrsche und trotz allem das Kaufverhalten „noch
sehr zurückhaltend“ sei. „Der Umgang mit der Situation ist sehr
respektvoll und die Hygieneregelungen werden akzeptiert. Meine
persönliche Hoffnung ist, dass diese Zurückhaltung nun dazu
beiträgt, dass die Infektionszahlen nicht wieder rapide nach oben
klettern und man in den Medien dies als positive Schlagzeilen lesen
kann. Dann bin ich für den Mai zuversichtlich, dass wieder ein Stück
Normalität zurückkehren kann und die Geschäfte einen Teil ihres
wirtschaftlichen Schadens begrenzen können“, so Gütelhöfer.

„Einen Moment bitte“: Immer wieder klingelte am Montagmorgen bei Gabi Haag das Telefon. Die Lockerungen sorgten für Erleichterung bei den Geschäftsleuten und den Kunden. | Foto: Engel-Strebel
Wieder gut gefüllt: Viele Kunden zog es zu Wochenbeginn in den Gewerbepark Bornheim-Süd. Foto: | Foto: Frank Engel-Strebel
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