Gegen das Vergessen
Gedenktafel für Zwangsarbeiter in Rösberg aufgestellt

Gegen das Vergessen: Auf dem Rösberger Dorfplatz erinnert eine Gedenktafel, die von Pfarrer Eckhart Altemüller, Peter Tourné, Sascha Zanke, Wolfgang Henseler und Oliver Krauß (von links) enthüllt wurde.  | Foto: Frank Engel-Strebel
  • Gegen das Vergessen: Auf dem Rösberger Dorfplatz erinnert eine Gedenktafel, die von Pfarrer Eckhart Altemüller, Peter Tourné, Sascha Zanke, Wolfgang Henseler und Oliver Krauß (von links) enthüllt wurde. 
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Bornheim-Rösberg - (fes) Kaum jemand dürfte die Melodie von „Amazing Grace“ nicht
kennen, die das „Studio Ensemble Ville“ unter der Leitung von Uli
Schönemeyer auf dem historischen Dorfplatz in Rösberg spielte. Das
Musikstück war nicht willkürlich ausgewählt worden, wie Rösbergs
Ortsvorsteher Peter Tourné (SPD) erklärte.

Das Lied stammt vermutlich von John Newton, dem Kapitän eines
Sklavenschiffes, der 1748, nachdem sein Schiff in schwere Seenot
geraten war, geläutert wurde, zunächst die Sklaven humaner
behandelte und sich später als Geistlicher sogar für die Bekämpfung
der Sklaverei eingesetzt hatte.

„Sklaven waren auch die Menschen, die zur Zeit des Zweiten
Weltkrieges nach Deutschland verschleppt wurden und in der Fremde
während ihrer Zwangsarbeit Unsicherheit, Sprachverlust, Heimweh und
Ausbeutung erleben mussten“, schilderte Tourné. Zwangsarbeiter gab
es auch auf den Höfen im Vorgebirge.

Damit deren Schicksal nicht in Vergessenheit gerät, enthüllte Peter
Tourné gemeinsam mit dem zweiten Vorsitzenden der Dorfgemeinschaft
Sascha Zanke, Bürgermeister Wolfgang Henseler, dem
Landtagsabgeordneten Oliver Krauß und Pfarrer Eckhart Altemüller
eine Gedenktafel auf dem Dorfplatz unweit der katholischen
Markuskirche unter dem 1923 errichteten Kriegerdenkmal, das noch heute
an die Opfer des Ersten Weltkrieges erinnert. Auf dem Dorfplatz soll
auch 1945 eine weiße Fahne der Kapitulation verbrannt worden sein,
die angeblich ein Zwangsarbeiter zu früh auf dem Wasserturm gehisst
hatte. Dieses Ereignis wurden im vergangenen Jahr während des Festes
zum hundertjährigen Bestehen des Wasserturms in einem Theaterstück
des Rösberger Volxtheaters verarbeitet.

Zum Motiv auf der Tafel: Während des Krieges wurden in den Festsälen
in den Dörfern zivile, aber auch militärische Personen zentral
untergebracht, vor allem, wenn Luftangriffe der Alliierten erfolgten,
erläuterte Tourné. Bei einem solchen Ereignis sollen Personen, die
im Saal der damaligen Gaststätte Früh unterbracht waren, vor einer
Luftattacke geflüchtet sein, um ihr Leben zu schützen. Diese Szene
wird auf der Tafel dargestellt.

Wie viele Zwangsarbeitet es im Vorgebirge gab, das könne man auch 75
Jahre nach Kriegsende nicht sagen, erklärte Stadtarchivar Jens
Löffler, der zu der Zeremonie auf dem Dorfplatz ebenfalls
vorbeischaute. Man gehe von einer vierstelligen Zahl für das heutige
Bornheim aus, für Rösberg von einer dreistelligen Zahl. Viele waren
in den Höfen bei den ortsansässigen Landwirten untergebracht, wo sie
dann arbeiten mussten. Ob sie Menschen gut behandelt oder erniedrigt
wurden, das hing letztendlich von der Gesinnung der Landwirte ab,
erklärte Bürgermeister Henseler.

Für Peter Tourné war diese Gedenktafel eine Herzensangelegenheit:
„Ich gestehe, dass ich die Dorfgemeinschaft mit diesem Projekt sehr
genervt habe, aber wir dürfen auch diese schlimmen Begebenheiten des
Krieges nicht vergessen. Daher haben wir in Rösberg das Thema
angepackt und einen Beitrag gegen das Vergessen geleistet.“ Solch
eine Erinnerungstafel ist bislang einmalig im Vorgebirge. Tourné
hofft, dass andere Dörfer diesem Beispiel folgen werden.

Gefördert wurde die Initiative durch einen Zuschuss der
Bezirksregierung Köln über den sogenannten „Heimatscheck“ vom
NRW-Heimatministerium. Dank galt auch zahlreichen Helfern, die die
Tafel gestaltet hatten.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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