Blick hinter die Kulissen der Bonner Werkstätten
Gut verpackt – mit Spaß am Job!
Bornheim-Hersel - (fes) Schwer beeindruckt zeigte sich die NRW-Ministerin für
Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz, Ursula
Heinen-Esser (CDU), bei ihrem Besuch der Bonner Werkstätten der
Lebenshilfe Bonn im Werk in Hersel. Aus erster Hand erlebte sie
Einblicke in verschiedene Abteilungen, in denen Menschen mit
Behinderungen arbeiten.
Gemeinsam mit Geschäftsführer Andreas Heß, Werksleiter Jochen Flink
und Werkstattrat Mario Assmann lernte sie einige Mitarbeiter kennen,
die ihr von ihrem Arbeitsalltag berichteten. Zunächst besuchte sie
einen Arbeitsbereich, in dem Menschen mit „einem hohen
Unterstützungsbedarf“ tätig sind.
Hier zeigte sich, wie sinnvoll der Einsatz digitaler Geräte und Apps
genutzt wird, damit geistig und körperlich eingeschränkte Menschen
untereinander kommunizieren und agieren können. So sind sie
beispielsweise in der Lage von einem Tablet aus einen bebilderten
Speiseplan abzurufen und per Klick ihr Mittagessen selbst auszusuchen
und zu bestellen: „Das mag sich zuerst profan anhören, aber es
ermöglicht Menschen, die sich verbal nicht äußern können und in
ihren Bewegungen eingeschränkt sind, ein hohes Maß der
Selbstbestimmung“, erläuterte Heß.
Anschließend ging es in den Bereich der Lebensmittelverpackung. Die
Abteilung ist nach einem bestimmten Biokontrollverfahren zertifiziert.
Die Mitarbeiter verpacken pulverförmige und krümelige Produkte für
ihre Kunden im ganzen Bundesgebiet: „Damit sind die Werkstätten
einer der wenigen Dienstleister in Deutschland, die für die
Verpackung von Biolebensmitteln zertifiziert sind“, schilderte
Flink. Aktuell verpacken die Kollegen Schokoladenpulver und
Nahrungsergänzungsmittel für den Lebensmittelhandel.
Über dieses Angebot hatte das Team der Bonner Werkstätten auf der
Messe Biofach 2019 in Nürnberg auch die Ministerin kennengelernt. Sie
hatte den Stand der Werkstätten besucht und man war miteinander ins
Gespräch gekommen. Die Werkstattleitung hatte Heinen-Esser dabei zum
Werksbesuch eingeladen.
Probleme bereitet den Bonner Werkstätten die immer größer werdende
Flut an neuen Gesetzen und Verordnungen: „In den vergangenen Jahren
ist die Fülle an Auflagen enorm gestiegen. Wir müssen uns um immer
mehr Dokumentationen kümmern. Der bürokratische Aufwand wird immer
größer“, erläuterte Andreas Heß auch vor dem Hintergrund, dass
sich die Werkstätten im freien Wettbewerb befinden und auch an
Ausschreibungen teilnehmen. Heinen-Esser sagte zu, die Anregung in ihr
Ministerium „mitzunehmen“, räumte aber auch ein: „Ich muss mich
auch immer rechtfertigen.Vor allem, wenn es irgendwo Lücken gibt“.
Die Ministerin verwies dabei auf den jüngsten Lebensmittelskandal um
den Fleischverarbeiter Wilke.
Über die Bonner Werkstätten
Die Bonner Werkstätten der Lebenshilfe gGmbH wurden 1974 gegründet
mit dem Auftrag der gleichberechtigten Teilhabe von Menschen mit
Behinderung am gesellschaftlichen Leben. An vier Standorten (Hersel,
Dransdorf, Beuel und Meckenheim) arbeiten 350 Angestellte sowie 1.100
Mitarbeitende mit einer Beeinträchtigung, 40 Prozent davon mit einem
hohen zusätzlichen Betreuungsbedarf. Sie sind tätig in verschiedenen
Arbeitsbereichen wie Bürodienste, Elektronik, Garten- und
Landschaftsbau, Verpackung oder Metallverarbeitung. Die
Betriebsleistung beträgt 36 Millionen Euro.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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