Weiterhin für die Menschen da
Hospizdienst trotzt dem Virus mit neuen Angeboten
Bornheim/Alfter - (fes) „Das Herzstück ambulanter Hospizarbeit ist die Begegnung.
Da sein, wo Unterstützung und Trost gebraucht werden“, erklären
Sarah Wiefels und Wilson Schaeffer, hauptamtliche Koordinatoren beim
Ambulanten Hospizdienst für Bornheim und Alfter. Doch auch sie und
die Betroffenen müssen erheblich umdenken aufgrund der aktuell
geltenden Kontaktsperren zur Eindämmung der Lungenerkrankung
Covid-19.
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Wie in den meisten anderen Lebensbereichen auch ersetzen nun Telefon,
Skype oder Internet den persönlichen Kontakt, der gerade in so
unruhigen Zeiten wie jetzt wichtiger ist denn je. Was hat sich für
die Hospizarbeit vor Ort geändert? Ein paar Beispiele: Sarah Wiefels
und Wilson Schaeffer rufen wöchentlich alle Seniorenheime im
Vorgebirge an und fragen nach, welche Unterstützung das Personal
benötigt, ob es Angehörige gibt, die um einen Verwandten trauern,
der im Sterben liegt, den sie dann vielleicht doch besuchen dürfen.
Ein weiteres Angebot, welches der Hospizdienst ins Leben gerufen hat,
ist die „Heimgartenmusik“. Hobbysänger und -musiker kommen zu den
Seniorenheimen und unterhalten die Bewohner ehrenamtlich mit Liedern
und Anekdoten. Eine Idee, die laut Schaeffer sehr gut ankommt und für
Abwechslung sorgt. So erinnerte sich eine ältere Dame daran, dass
auch zu Zeiten des Zweiten Weltkrieges Straßenmusiker umher zogen, um
den Menschen Freude in die Traurigkeit hineinzubringen.
Besonders schwierig ist die Situation für Patienten, die an Demenz
erkrankt sind. Damit die Betroffenen, die nun ebenfalls ihre
Verwandten nicht persönlich sehen dürfen, deren Stimmen nicht
vergessen, bietet das Hospizteam an, Kassetten mit den Stimmen der
Angehörigen aufzunehmen und diese mit einem Kassettenrecorder den
Erkrankten zu schicken: „Die vertrauten Stimmen bleiben so im
Gedächtnis und gehen durch den Kontaktabbruch nicht verloren“,
erläutert Schaeffer. Angehörige können auch Postkarten oder Briefe
schreiben, die dann den Patienten vom Pflegepersonal vorgelesen
werden.
Immer problematischer gestaltet sich die Situation von
Pflegebedürftigen in Privathaushalten. Die ambulante Tagespflege
fällt vielfach weg, viele der polnischen Betreuerinnen gehen derzeit
zurück in ihr Heimatland. Hier wird versucht – wenn gewünscht, mit
Mundschutz, Desinfektionsmitteln und dem entsprechenden Abstand die
Leute weiterhin in ihren eigenen vier Wänden zu begleiten. Alternativ
stehen auch Tablets zur Videotelefonie zur Verfügung. Über die
Strauf-Pies-Bürgerstiftung bekam der Hospizdienst nun hierfür zwei
Tablets gesponsert.
Die Ehrenamtler bieten auch an, für Betroffene einkaufen zu gehen und
sich anrufen zu lassen. „Die Menschen zeigen Verständnis dafür,
dass wir den persönlichen Kontakt einschränken müssen. Dafür
werden die Telefongespräche häufiger und intensiver“, so die
Erfahrung Schaeffers.
Geschützt und motiviert werden müssen aber auch die ehrenamtlichen
Kräfte selber. Viele sind im Seniorenalter und gehören damit selbst
zu einer der Risikogruppen. Neben den bekannten Schutzmaßnahmen
erhalten sie zusätzlich Podcasts mit regelmäßigen Tipps sowie
positiven und aufmunternden Impulsen, die sie motivieren
weiterzumachen: „Wir wollen gerade jetzt in der Krise für die
Menschen da sein, ihnen eine Stütze bieten, denn manchmal sind wir
die Einzigen, die an der Seite sterbender Menschen sind“, betont
Wilson Schaeffer.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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