Förderkreis Landwirtschaft
Im „Spannungsfeld zwischen Naturschutz und Landwirtschaft“

Informationsaustausch auf dem Hof Decker in Hersel: Landwirte aus der Region informierten sich über die aktuelle Situation und diskutierten über Herausforderungen und Probleme. | Foto: Fotos: Frank Engel-Strebel
  • Informationsaustausch auf dem Hof Decker in Hersel: Landwirte aus der Region informierten sich über die aktuelle Situation und diskutierten über Herausforderungen und Probleme.
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Bornheim-Hersel - (fes) Die Bauern der Region befinden sich seit jeher im
„Spannungsfeld zwischen Naturschutz und Landwirtschaft“, betonte
der Landrat des Rhein-Sieg-Kreises Sebastian Schuster auf einer Tagung
des Förderkreises Landwirtschaft (FKL) im Rhein-Sieg-Kreis und der
Stadt Bonn auf dem Obst- und Gemüsebaubetrieb Decker in
Bornheim-Hersel. Umso wichtiger sei es, sich regelmäßig und intensiv
über die aktuellen Herausforderungen auszutauschen.

Zahlreiche Landwirte folgten der Einladung in den Rheinort wo die
Familie Peter-Werner Decker ihren Familienbetrieb auf ihren Flächen
Kernobst und Ackerbau anpflanzt und vermarktet. Theo Brauweiler,
Vorsitzender Kreisbauernschaft Bonn/Rhein-Sieg e.V., begrüßte zudem
unter anderem den Bundestagsabgeordneten Norbert Röttgen (CDU) sowie
die Landtagsabgeordneten Oliver Krauß (CDU) und Jörn Freynick (FDP),
ebenso Fraktionsvorsitzende des Kreistages und des Bonner Stadtrates.

Auch Bornheims Bürgermeister Wolfgang Henseler begrüßte die Gäste
und unterstrich, wie wichtig die hiesige Landwirtschaft für die
regionale Versorgung sei. Nachdem Landschaftsarchitekt Thomas Muchow
die Stiftung Rheinische Kulturlandschaft vorgestellt hatte
informierten Experten über die aktuelle Situation in den Bereichen
Ackerbau, Viehhaltung und Milcherzeugung sowie Gartenbau.

„Insgesamt machen Krankheiten und die Trockenheit den Ackerbauern zu
schaffen“, schilderte Agrarbetriebswirtin Franciska Nietzer, „die
Betroffenheit fällt jedoch sehr unterschiedlich aus.“ Die Schäden
durch die Trockenheit bei Weizen und Gerste ist abhängig von den
jeweiligen Standorten. Für die Kartoffeln ist ein höherer Aufwand
nötig, um die Trockenheit zu bekämpfen, was zu deutlichen
Etragseinbußen führe: „Das Kartoffeljahr 2019 ist bis dato wieder
geprägt durch Trockenstress. Wo Beregnungsmöglichkeiten bestehen
wurde sehr viel Aufwand betrieben, um die Bestände zu versorgen, “
so die Expertin. Auch vermehrter Schädlingsbefall setzt den
Knollenfrüchten zu. Bei den Zuckerrüben verzeichneten die Bauern ein
„massives Auftreten von Blattläusen und Erdflöhen“ bedingt durch
die frühsommerlich hohen Temperaturen, so dass verstärkt Insektizide
eingesetzt mussten. Auch beim Winterraps gab es massive Probleme mit
Schädlingen die ganze Saison über. Die Erntemengen sanken auch hier
deutlich.

„Der Gemüsebau blickt auf ein pflanzenbaulich relativ
unproblematisches, aber von den Absatzbedingungen her wieder sehr
schwieriges Jahr zurück“, stellte Gärtnermeister Sebastian Pesch
in seinem Vortrag heraus. Deutliche Mindererträge gab es durch die
Trockenheit beispielsweise beim Rhabarber. Juli und August waren
ebenfalls sehr warm, was bei Kohlkulturen, Möhren und Sellerie zu
einem „geringen Zuwachs“ führte: „Es ist zu befürchten, dass
Produkte wie Rosenkohl, Grünkohl und Blumenkohl aufgrund des hohen
Befalls mit Weißer Fliege wie letztes Jahr teilweise von der
Vermarktung ausgeschlossen werden.“

Eine gute Qualität hingegen gab es aufgrund der warmen Witterung bei
den Erdbeeren. Ebenfalls gut fallen die Erträge von Äpfel, Birnen
und Strauchbeeren aus: „Jedoch haben die Äpfel aufgrund der starken
Sonneneinstrahlung Schäden genommen“, sagte Pesch. Im
Baumschulenbereich gestaltete es sich zunehmend schwieriger
Fachkräfte zu bekommen. Zudem litten die Baumschulen stark unter der
Hitze, so dass ein „erheblicher Mehraufwand“ nötig sei um die
Kulturen durch Bewässerung „am Leben zu halten.“

Durch die Branchen hindurch zieht sich ein Rückgang an
Saisonarbeitskräften vor allem aus Polen und Rumänien. Bereits jetzt
gäbe es Höfe, die ihr Obst und Gemüse nicht mehr vollständig
ernten könnten: „Hier ist schnellst möglich politischer
Handlungsbedarf geboten, bevor es zu weiteren drastischen
Ernteverlusten kommt.“

Angespannt ist die Grundfuttersituation laut Agrarwissenschaftler
Christian Gelhausen. Zudem kritisierte er die negative Darstellung der
Landwirtschaft durch einige Politiker und in den Medien: „Dies
führt in den Betrieben zunehmend zu der Diskussion, ob es ihren
Kindern noch zugemutet werden kann, ebenfalls weiterhin Landwirtschaft
zu betreiben.“

Die Milchanlieferung in Deutschland liegt unter den Zahlen im Vorjahr.
Probleme haben die Landwirte auch mit den schwankenden
Milcherzeugerpreisen, die Anfang 2019 wieder leicht nachgaben. „Bis
zum Jahresende werden zwar leichte Preissteigerungen erwartet.
Trotzdem werden die Vollkosten nur zu rund 80 Prozent gedeckt.“
Sowohl bei den Kälbern, als auch bei Bullen und Schlachtkühen sei
das Angebot schwach bis mäßig.

Die Preise sind schwankend. Beim Futtermittel bewegen sich die Preise
über Vorjahresniveau mit leicht senkender Tendenz. Aufgrund des
Dürrejahres sind in vielen Betrieben die Futterreserven aufgebraucht
und konnten aufgrund der Hitzeperiode im Juni nicht wie gewünscht
aufgefüllt werden.

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RAG - Redaktion

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