Jugend trifft auf Blaulicht
Junge Ehrenamtler fordern mehr Anerkennung

Jana Büllesbach (links) und Lena Behnke diskutierten zum Thema Ehrenamit unter anderem mit Herbert Reul. | Foto: Screenshot: Engel-Strebel
  • Jana Büllesbach (links) und Lena Behnke diskutierten zum Thema Ehrenamit unter anderem mit Herbert Reul.
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Bornheim - (fes) „Das Ehrenamt ist Motor der Gesellschaft und wir müssen
diesem viel öfter eine Plattform anbieten“, so lautet das Fazit von
Dominik Pinsdorf, Vorsitzender des Bornheimer Stadtjugendrings (SJR)
und Projektleiter der Initiative „Jugend trifft auf Blaulicht -
Gemeinsam als Team“. In Kooperation mit der Bundeszentrale für
politische Bildung hatte der SJR zu der Online-Podiumsdiskussion
„Ehre dem Ehrenamt – die Gesellschaft lebt von Mitgestaltung“
eingeladen.

Gemeinsam mit der WDR-Journalistin Jana Büllesbach und Co-Moderatorin
Lena Behnke diskutierten Gerda Hasselfeldt (CSU, Bundesministerin a.
D. und Präsidentin des Deutschen Roten Kreuzes), Gerd Friedsam
(Präsident des Technischen Hilfswerks), Georg Khevenhüller
(Präsident des Malteser Hilfsdienstes) sowie Dr. Jan Heinisch
(Vorsitzender des Verbandes der Feuerwehren in NRW).

Mit dabei war auch Landesinnenminister Herbert Reul (68, CDU). Er
übernahm im vergangenen Jahr die Schirmherrschaft des 2018
gegründeten Aktionsbündnisses „Jugend trifft auf Blaulicht“.
Mehrfach wurde diese Initiative mit Preisen ausgezeichnet. Herbert
Reul zeigte sich stolz, Schirmherr des Bündnisses zu sein und hoffte,
dass diese „sensationelle Idee“, die ihn „von den Socken
gehauen“ habe, viele Nachahmer in ganz Deutschland finden wird:
„Bleiben Sie dran. Die Idee ist toll.“

Ein Grußwort überbrachte zudem Bundesgesundheitsminister Jens Spahn
(CDU), der auf die Bedeutung des Ehrenamtes für den
gesellschaftlichen Zusammenhalt hinwies: „Es ist wichtig Ehrenamt
sichtbar zu machen und zu zeigen, dass dieser Einsatz nicht nur
sinnvoll ist, sondern auch richtig Spaß macht.“

Eine im Vorfeld durchgeführte Umfrage ergab, dass etwa 80 Prozent der
befragten Ehrenamtler eine Wertschätzung seitens der Gesellschaft
vermissen, vielen fehle es an Respekt ihrer Arbeit gegenüber.

Gerda Hasselfeldt pflichtete dem bei und erklärte, dass auf der einen
Seite viele Helfer Pöbeleien und Beschimpfungen ausgesetzt seien,
aber sie „in viel größerem Maße“ auch Dankbarkeit erfahren
würden. Mehr Anreize könne die Politik schaffen, indem sie für
Ehrenamtler Wartezeiten auf einen Studienplatz verkürze oder
Vergünstigungen schaffe, etwa im ÖPNV. Wertschätzung bedeutet Gerd
Friedsam zufolge aber auch mehr Geld in den Zivilschutz und damit in
die Ausrüstung und Fortbildung der ehrenamtlich Tätigen zu
investieren. Georg Khevenhüller kritisierte die immer aufwendigeren
bürokratischen Hürden, die der Gesetzgeber den Hilfsorganisationen
auferlege: „Ich bin nicht zu euch gekommen, um Papierkram zu
erledigen, sondern um anderen zu helfen. Lasst mich zufrieden mit der
Bürokratie“, äußerten Jugendliche, die anpacken möchten.

Gerd Friedsam schilderte den Spagat, den die Kräfte in der
Coronakrise zu bewältigen hätten zwischen Ehrenamt und der Sorge
sich selbst mit dem Virus zu infizieren. Insgesamt sei es eine
belastende Situation, die aber auch Chancen bieten würde: „So sind
wir, was das Digitale betrifft, erheblich weitergekommen.“
Gleichzeitig lechzten aber Jugendliche danach sich wieder mit ihren
Kameraden gemeinsam zu treffen und zu üben.

„Gerade die Pandemie zeigt, dass der ehrenamtliche Bereich besonders
geeignet ist, flexibel zu reagieren. Ehrenamtliches Engagement ist
nicht so schwerfällig wie manche Behörden- oder hauptamtlichen
Strukturen“, ergänzte Gerda Hasselfeldt. Langfristig gelte es daher
Jüngeren den Mehrwert eines solchen Engagements für die Gesellschaft
deutlich zu machen.

Wie ist es um die Diversität bei den Blaulicht-Diensten bestellt?
„Bei uns hat jeder seinen Platz“, betonte Jan Heinisch. „Wir
sind vor Corona beispielsweise mit einem Feuerwehrwagen beim
Christopher Street Day in Köln dabei gewesen, um zu zeigen, dass uns
Vielfalt wichtig ist.“ Dies gelte auch bei den Maltesern trotz ihres
katholischen Hintergrundes, erklärte Georg Khevenhüller. Hier werde
niemand aufgrund seiner Konfession, seiner ethnischen Herkunft oder
seiner sexuellen Orientierung ausgeschlossen. Gerd Friedsam verwies
darauf, dass das THW bereits 2010 die „Charta der Vielfalt“ zur
Gleichbehandlung von Menschen in Unternehmen unterzeichnet habe. Stolz
verwies er auf den Frauenanteil von 15 Prozent im ehrenamtlichen und
von 40 Prozent im hauptamtlichen Bereich: „Hier gibt es aber immer
noch Luft nach oben, gerade im Führungsbereich.“ Gerda Hasselfeldt
forderte, sich verstärkt auch um Migranten zu kümmern: „Wir
sollten sie nicht nur in die Arbeitswelt, sondern auch in das
ehrenamtliche Engagement einbinden.“

Über den YouTube-Kanal des Stadtjugendrings Bornheims kann die
Podiumsdiskussion jederzeit kostenlos angeschaut
werden: www.youtube.com/watch?v=Rx9LjPeJdXo

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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