Alarmstimmung in den Rheinorten
Kommt die Rheinspange 553?

Kommt sie oder kommt sie nicht? Die Sorge vieler Bornheimer An-Rheiner ist groß, dass die Rheinquerung zwischen Widdig und Urfeld zum anderen Rheinufer nach Niederkassel hin gebaut werden könnte.Das hätte Auswirkungen auf die gesamte Region links und rechts des Rheins. | Foto: Frank Engel-Strebel
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  • Kommt sie oder kommt sie nicht? Die Sorge vieler Bornheimer An-Rheiner ist groß, dass die Rheinquerung zwischen Widdig und Urfeld zum anderen Rheinufer nach Niederkassel hin gebaut werden könnte.Das hätte Auswirkungen auf die gesamte Region links und rechts des Rheins.
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Bornheim/Region - (fes) Wird die neue Rheinspange bei Widdig und Urfeld
wahrscheinlicher? Der Landschaftsschutzverein Vorgebirge (LSV) ist in
Alarmstimmung, nachdem nun ein neues Gutachten mit den Ergebnissen der
sogenannten „Seveso II-Richtlinie“ seit dem nunmehr siebten
Dialogforum zur Rheinspange 553 auf dem Tisch liegt.

Zum Hintergrund: 12 Varianten für eine mögliche Flussquerung
zwischen dem Kölner Süden und Widdig werden laut der Autobahn GmbH
des Bundes derzeit „umfassend geprüft“. Im Herbst soll endlich
eine Vorzugsvariante feststehen, die anschließend weiter verfolgt
wird. Drei Möglichkeiten betreffen Widdig und Urfeld unmittelbar und
werden von den Bürgerinitiativen der beiden Ortschaften vehement
abgelehnt.

In der neuen nun vom TÜV-Nord erstellten Expertise untersuchten
Fachleute mögliche Gefahrenpotenziale durch die chemischen
Industrieanlagen im Kölner Süden und deren Auswirkungen auf eine
Rheinquerung. Die Experten kamen zu dem Schluss, dass die Varianten
mit einer Rheinquerung bei Godorf in diesem Punkt ein größeres
Gefahrenrisiko aufweisen, als die südlichsten Optionen mit einer
Rheinquerung bei Widdig und Urfeld.

Allerdings erklärte die Baulastträgerin, die Autobahn GmbH des
Bundes (bis Ende 2020 Straßen NRW), auch, dass eine schlechte
Bewertung nach den Seveso-III-Richtlinien kein Ausschlusskriterium
für eine der zwölf Variante darstelle: „Die Bewertung fließt
gemeinsam mit verschiedenen anderen Aspekten als wichtiger Belang in
die Gesamtabwägung ein.“

Benannt ist Seveso-III-Richtlinie nach dem italienischen Ort Seveso,
wo sich 1976 ein folgenschwerer Industrieunfall ereignet hatte, bei
dem hochgiftige Mengen Dioxin freigesetzt wurden. Um künftig solche
Betriebsunfälle zu verhüten, traten die mehrfach überarbeiteten
EU-Seveso-Richtlinien in Kraft. Der offizielle Name lautet:
„Richtlinie zur Beherrschung der Gefahren bei schweren Unfällen mit
gefährlichen Stoffen.“ Zuletzt wurde diese Störfall-Vereinbarung
2012 überarbeitet („Seveso III“).

Der LSV lehnt eine Reinbrücke als „falsches Signal in Zeiten der
Verkehrswende“ generell ab und wird sich im Zuge der bevorstehenden
Öffentlichtkeitsbeteiligung auch entsprechend positionieren,
erklärte der LSV-Vorsitzende Michael Pacyna.

Käme die Querung bei Widdig, müsste die Autobahnanschlussstelle
Wesseling Richtung Süden verlegt werden. Die neue Anbindung würde
dann die A 555 mit der Kölner Landstraße (L 300) etwa auf Höhe der
Einmündung des Gotenwegs in Widdig verbinden. Laut Planung soll auch
ein Anschluss an die Landstraße zwischen A 555 und A 61 erfolgen.
Dies führe dann laut LSV-Geschäftsführer Klaus Benninghaus zu
„massiv vom Schwerlast- und Pkw-Verkehr belasteten
Abkürzungsrouten.“ Darunter würden auch die Vorgebirgsorte leiden.

Kritische Töne kamen auch von Seiten der Bornheimer Stadtverwaltung
und großen Teilen der Politik im Mobilitäts- und
Verkehrsentwicklungsentwicklungsausschus (MoVa). Die Stadt hat eine
kritische Stellungnahme und einen ausführlichen Fragenkatalog an die
Autobahn GmbH geschickt. Wissen möchte die Verwaltung beispielsweise,
weshalb statt der bisherigen neun Varianten nun jene drei, die Widdig
und Urfeld berühren, “vertieft untersucht“ werden sollen? Zudem
möchte man erfahren, weshalb der linksrheinische Raum im Gegensatz
zum rechtsrheinischen „augenscheinlich weniger tiefgründig“
untersucht worden sei – dies betreffe sowohl die Verkehrssituation,
als auch den Tier- und Umweltschutz.

Die Bornheimer SPD-Fraktion beantragte die bereits formulierte
Stellungnahme der Verwaltung an den Planungsträger weiter zu fassen.
Sozialdemokratin Tina Gordon vermisste beispielsweise, dass bei den
Planungen der Rad- und Fußverkehr sowie die voranschreitende
Digitalisierung in der Verkehrswelt (Smart City) nicht berücksichtigt
werden. Der Antrag fand jedoch keine Mehrheit, da er von CDU und FDP
abgelehnt worden ist. Die Grünen sprachen sich generell gegen eine
weitere Rheinbrücke aus. Laut Berthold Rothe sei die Planung
mittlerweile „aus der Zeit gefallen.“ Alexander Kreckel von der
FDP hingegen argumentierte: „Wir brauchen eine Brücke.
Stauvermeidung ist auch Umweltschutz. Deswegen ist die Brücke auch
gut für Bornheim. Aber wir sind nicht dafür, dass die Brücke bei
Widdig gebaut wird.“ Aktuelle Infos zur Rheinspange 553 finden sich
unter
www.rheinspange.nrw.de

Kommt sie oder kommt sie nicht? Die Sorge vieler Bornheimer An-Rheiner ist groß, dass die Rheinquerung zwischen Widdig und Urfeld zum anderen Rheinufer nach Niederkassel hin gebaut werden könnte.Das hätte Auswirkungen auf die gesamte Region links und rechts des Rheins. | Foto: Frank Engel-Strebel
Protest in Widdig: Viele Anwohner wollen eine mögliche Brücke über den Rhein in ihrer Nachbarschaft verhindern. | Foto: Frank Engel-Strebel
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