Anlieger protestieren gegen Straßenausbau
Kritik an „überdimensionierten" Pläne

Eine Initiative von Anwohnern der Offenbachstraße in Merten wehrt sich gegen Pläne der Stadt Bornheim für einen aus ihrer Sicht überdimensionierten Ausbau der Straße. 65 Prozent der damit verbundenen Kosten in Höhe von rund 1,1 Millionen Euro sollen die Anlieger tragen. | Foto: Frank Engel-Strebel
  • Eine Initiative von Anwohnern der Offenbachstraße in Merten wehrt sich gegen Pläne der Stadt Bornheim für einen aus ihrer Sicht überdimensionierten Ausbau der Straße. 65 Prozent der damit verbundenen Kosten in Höhe von rund 1,1 Millionen Euro sollen die Anlieger tragen.
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Bornheim-Merten - (fes) „Ich bin Alleinverdiener. Über mir und meiner Familie
schwebt ein Damoklesschwert.“ Besorgt zeigte sich Familienvater
Marco Düx aus Merten über die Pläne der Stadt Bornheim zum Ausbau
der Offenbachstraße.

Gemeinsam mit Marc Süß und Wolfgang Müller hat er eine
Anliegerinitiative gegen den „überdimensionierten“ Ausbau der
Straße ins Leben gerufen. „Gut 90 Prozent der Anwohner sind nicht
damit einverstanden, dass die Straße zu überdimensioniert ausgebaut
werden soll“, erläuterte Marco Düx. Man sei nicht gegen den Ausbau
und die Sanierung der Straße, betonte er, sondern dagegen, dass die
einst als „historisch“ eingestufte Straße nun von der Stadt als
Haupterschließungs- bzw. Sammelstraße eingestuft wurde. Die Anwohner
vermuten, dass die Stadt auf diese Weise das geplante Neubaugebiet
Me16, das in unmittelbarer Nähe entstehen soll, voran bringen
möchte. Für dieses Baugebiet sei die Offenbachstraße „elementarer
Baustein“.

Die 480 Meter lange Offenbachstraße soll nach den Plänen der Stadt
beidseitig jeweils mit zwei Meter breiten Bürgersteigen ausgebaut
werden. Insgesamt wird die Straße dann bis zu 5,50 Meter breit. Um
dies zu erreichen, muss die Stadt Flächen von den Einwohnern
erwerben. Dazu sind die meisten Anwohner nicht bereit. Als Grundlage
für den Ausbau führt die Stadt die „Richtlinien für die Anlage
von Stadtstraßen“ (RASt 06) an. Bei einer Bürgerversammlung im Mai
im Zuge der frühzeitigen Beteiligung der Öffentlichkeit in der
Heinrich-Böll-Sekundarschule erfuhren die Anwohner, dass die zu
erwartenden Gesamtkosten bei 1,1 Millionen Euro lägen. 65 Prozent
davon, also 725.000 Euro, müssten die Anlieger tragen. 90 Prozent von
dieser Summe seien vor der Baumaßnahme zu zahlen. Marco Düx‘
Familie wäre gleich doppelt betroffen, denn auch seine Mutter besitzt
hier ein Grundstück. Sie rechnen mit etwa 100.000 Euro. Wolfgang
Müller schätzt, dass er 70.000 Euro berappen muss.

Alternativen, so der Eindruck der Anliegersprecher, würden von der
Stadt ignoriert. Wie etwa eine Einbahnstraßenregelung oder ein nur
einseitiger Bürgersteig. Zudem kritisierten sie die mangelnde
Transparenz von Seiten der Verwaltung.

Eingeladen war auch Ortsvorsteher und UWG-Ratsherr Hans Gerd
Feldenkirchen, der keinen leichten Stand hatte, sachliche Argumente
darzulegen. So erläuterte Feldenkirchen, dass die Stadt bereits vor
rund 15 Jahren davon abgegangen sei, historische Straßen auszuweisen,
da dies Anwohner anderer Straßen benachteilige. Eine Einbahnstraße
werde abgelehnt, da dadurch der Verkehr zur Ortsmitte durch andere
Straßen geführt werden müsse und diese dadurch stärker belastet
würden.

Mit dabei war auch Paul Breuer von der ABB, der vor allem die
Richtlinie RAst kritisierte: Sie sei kein Gesetz, nur eine Empfehlung.
Dem widersprach Feldenkirchen teilweise. Ein Gesetz sei sie nicht,
allerdings eine Richtlinie, an die sich eine Kommune beim Ausbau einer
Straße, in diesem Fall einer Sammelstraße, halten müsse. Dies
erklärte bereits in der Anwohnerversdammlung der städtische
Beigeordnete Manfred Schier.

Marco Düx betonte zudem, dass seine Eltern bereits für die
Kanalarbeiten 1989/90 einen fünfstelligen Beitrag geleistet hätten:
„Danach ließ die Stadt die Straße über 25 Jahre kaputtfahren,
wofür wir jetzt bezahlen müssen.“ Hierzu Feldenkirchen: „Dass
Gelder zweckentfremdet wurden, dafür können wir als Politiker
nichts. Ich kann noch 10 andere Straßen am Ort aufführen, die in
einem ebenso desolaten Zustand sind.“

Als weitere negative Konsequenzen der Ausbaupläne für die Anwohner
der Offenbachstraße kritisierten die Sprecher der Initiative neben
den erheblichen Flächenabgaben und den überdimensionierten
Bürgersteigen auch das erhöhte Verkehrsaufkommen, mangelnde
Parkflächen und Einschränkungen der Zufahrtmöglichkeit.

Unzufrieden äußerten sich die Anwohner auch darüber, dass die
zugesagten Gespräche mit den Eigentümern von Seiten der Stadt noch
nicht stattgefunden hätten. „Wie Sie wissen, gibt es viele
Bauprojekte in der Stadt. Dass es die Gespräche noch nicht gab, liegt
vermutlich an den personellen Engpässen“, so der Ortsvorsteher.
„Es ist ja noch nichts passiert. Sie können immer noch Ihre
Anregungen einbringen“, wollte Feldenkirchen die aufgebrachten
Anwohner beruhigen.

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