Corona-Konzert aus der Küche...
Küchenkonzerte, kleine Könige und ein Geburtshaus

Musik aus der Küche in Sechtem: Dania König und Dino Soldostreamen ihre Songs. Im Hintergrund (mit Abstand im Garten) begleitet die Musikerfreunde Marius Goldhammer.  | Foto: Frank Engel-Strebel
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  • Musik aus der Küche in Sechtem: Dania König und Dino Soldostreamen ihre Songs. Im Hintergrund (mit Abstand im Garten) begleitet die Musikerfreunde Marius Goldhammer. 
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Region - (red). Die Corona-Pandemie macht auch vor der Kulturszene nicht
halt. Nach der ersten „Schockstarre“ haben sich die Künstler im
Vorgebirge aufgerafft und getan, was sie immer getan haben: Kreativ
sein! Jetzt erst Recht!

Unser Mitarbeiter Frank Engel-Strebel hat nachgehört, wie es den
Künstlern von Alfter bis Bornheim so geht – mit überraschenden
Einsichten: Während Dania König und Dino Soldo aus Sechtem
fröhliche Konzerte aus der eigenen Küche in die Welt hinaus
streamen, kreiert Martin Langer in seinem Kunsthof in Merten täglich
einen kleinen König. Teile aus dem Verkaufserlös der Majestäten
spendet er für einen guten Zweck. Und Gisela Ewert-Rings realisiert
lokale Sehenswürdigkeiten im Miniformat.

„Küchenkonzerte“ statt große Festivals

Eigentlich sollte Dino Soldo bis September an der Seite von Weltstar
Lionel Richie die großen Festvialbühnen in ganz Europa bespielen.
Auch ein Open-Air-Konzert auf dem Bonner Kunst!Rasen stand auf dem
Programm. Soldo lebt mit seiner Frau Dania König und den drei Kindern
in Bornheim-Sechtem, stand neben Lionel Richie unter anderem auch
schon mit Leonard Cohen auf der Bühne und ist auch solo erfolgreich.
Dania König, studierte Jazz- und Popularmusikerin, nahm mit ihrer
damaligen Band „Königwerq“ 2005 beim Deutschen Vorentscheid zum
Eurovision Song Contest teil, veröffentlicht regelmäßig Soloalben
mit meist christlich geprägten Inhalten. Sie lebte mit ihrer Familie
mehrere Jahre in Kalifornien, bevor es die gebürtige Karlsruherin
wieder zurück ins Vorgebirge zog.

Auch ihr Kalender war gut gefüllt mit Konzerten, Radio- und
Fernsehterminen. Dann kam Corona. Von einem Tag auf den anderen
brachen der Familie sämtliche Einnahmequellen weg. Nach der ersten
„Schockstarre“ fingen auch Dania König und Dino Soldo an Konzerte
über soziale Medien anzubieten. Sie nennen dies Küchenkonzerte.
Gagen gab es dafür keine, allerdings ein paar freiwillige Spenden von
Fans, denen ihre Konzerte gefallen haben. Die Hilfen der Regierung
für Soloselbstständige greifen in ihrem Fall nicht. Ihr Appell:
„Wir lieben, was wir tun. Leider wird Musik und Kunst von vielen als
nettes Hobby angesehen, aber er ist auch harte Arbeit“, betont die
studierte Musikerin, die auch Instrumentalunterricht gibt. Immerhin
haben die beiden ein eigenes Studio, wo sie neue Songs einspielen
können. Und Dino Soldo malt verstärkt wunderbare Ölbilder: „Wir
versuchen zu akzeptieren, was ist, anzunehmen, was kommt. Langfristige
Pläne können wir gerade nicht machen“, sagt Dania König. 

Jeden Tag ein „Kleiner König“

Auch Martin Langer trotzt der Krise mit kreativen Ideen. Im Jahr 2000
eröffnete der 53-jährige Bildhauer den Kunsthof Merten in der
ehemaligen Feuerwache des Ortes. Fünf Künstlerinnen haben hier ihre
Ateliers angemietet. Was kann man tun, wenn Ausstellungen und offene
Ateliertage abgesagt sind?
Seine Idee: An jedem Werktag kreiert er einen „kleinen König“ aus
Holz. Teile des Erlöses kommen einem guten Zweck zugute, der
Bruderschaft der Blauen Maristen im syrischen Aleppo – eine Gruppe
aus drei Brüdern und etwa 50 Laien sowie mehreren
Bildungseinrichtungen, die täglich Menschen während des
Bürgerkrieges mit den grundlegendsten Dingen versorgen wie Essen,
Wasser und Strom. Seit vielen Jahren fertigt er seine Könige in den
unterschiedlichsten Größen und Variationen. Vor zehn Jahren
installierte Martin Langer auf dem Kreisverkehr in Kardorf drei seiner
großen Königsfiguren.
Wie kam er auf die Idee mit den Königen? Martin Langer, der zunächst
eine Ausbildung zum Orgelbaugesellen beim renommierten Bonner
Orgelbaubetrieb Klais absolviert hatte, studierte an der Alanus
Hochschule in Alfter Bildhauerei. „Aus einem Impuls heraus sind
damals meine ersten Könige entstanden“, schildert er. Bekannt wurde
der in Bagdad geborene Bildhauer auch durch seine Artefakte oder
Skulpturen aus dem Kunststoff Polypropylen. Als junger Erwachsener war
er drei Mal in Syrien, Verbindungen dorthin bestehen bis heute.

Beethovens Geburtshaus für zu Hause

Gut 100.000 Besucher zählt das Geburtshaus von Ludwig van Beethoven
im Schnitt pro Jahr. Eigentlich wurde für 2020 anlässlich des 250.
Geburtstages des Maestros mit einem Besucheransturm aus der ganzen
Welt gerechnet. Doch dann kam das neuartige Coronavirus. Derzeit ist
das Haus in der Bonngasse 20 mit seinem Museum geschlossen, doch wer
möchte, kann sich dieses als Miniaturobjekt, circa 18 Zentimeter
groß, in Zeiten der Krise nach Hause holen.
Gisela Ewert-Rings aus Pützchen hat das Gebäude aus Porzellan im
Miniformat realisiert. Seit über 30 Jahren entwirft sie Repliken
bekannter historischer Gebäude aus Ton als sogenannte
„Lichthäuser“. Das heißt, sie können beispielweise durch ein
Teelicht oder elektrische Birnchen beleuchtet werden. Zu ihren
bekanntesten Objekten zählen unter anderem die Dresdner Frauenkirche,
das Rathaus am Prinzipalmarkt zu Münster, der Kölner Dom, das
Holstentor in Lübeck oder der Brömser Turm im Rüdesheim am Rhein
oder Häuser der „Romantischen Straße“.
Diese verkauft die 76-jährige Künstlerin unter anderem an ihrem
Stand auf dem Bonner Weihnachtsmarkt, auf Ausstellungen oder über ihr
Internetportal. Passend zum Beethoven-Jahr entstand nun eine
authentische Nachbildung des Beethoven-Hauses und damit die dritte
Nachbildung eines Gebäudes aus der Bundesstadt. Zuvor ließ sie
bereits das Alte Rathaus und das ehemalige „Knusperhäuschen“ am
Dreieck, das älteste Gebäude in der Bonner Innenstadt, nachbauen.
Wichtig sind ihr möglichst detailgetreue Nachbildungen.
Beim Beethovenhaus gab es eine besondere Herausforderung: Bekanntlich
ist das um 1700 mit seiner barocken Steinfassade errichtet worden ein
Reihenhaus, eingepfercht zwischen zwei angrenzenden Gebäuden.

Ewert-Rings baute das Haus allerdings buchstäblich mit eigenen vier
Wänden nach und verließ somit das Original. 

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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