Klima- und Umweltschutz
Landwirte nicht zum "Sündenbock" machen

Gespräch über die Landwirtschaft vor Ort (von links): Markus Schwarz, Wilfried Schmitz, Norbert Pesch, Sebastian Hartmann, Albert Schmitz, Wilfried Hanft (Vorsitzender SPD Bornheim). | Foto: fes
  • Gespräch über die Landwirtschaft vor Ort (von links): Markus Schwarz, Wilfried Schmitz, Norbert Pesch, Sebastian Hartmann, Albert Schmitz, Wilfried Hanft (Vorsitzender SPD Bornheim).
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Bornheim-Dersdorf - (fes) Die Landwirte der Region möchten nicht die alleinigen
„Sündenböcke“ sein, wenn es um Umwelt- und Klimaschutz geht:
„Wir fühlen uns oft in die Enge getrieben in Sachen Naturschutz.
Doch der Boden ist unser Fundament und auch wir sind auf Insekten
angewiesen. Daher haben viele von uns auch Blühstreifen angelegt und
setzen auf Naturschutz“, betonte Biobauer Albert Schmitz aus
Wachtberg auf dem Gemüse- und Erdbeerhof Schwarz in Dersdorf.

Neben ihm und Gastgeber Markus Schwarz kamen Landwirt Wilfried Schmitz
aus Weilerswist sowie Norbert Pesch aus Brenig zu einem Gespräch, zu
dem der Bundestagsabgeordnete und SPD-Landesvorsitzende Sebastian
Hartmann aus Sechtem eingeladen hatte. Er hatte damit zugleich ein
Versprechen eingelöst. Der Hintergrund: In der vergangenen Woche
hatten einige Landwirte aus Bornheim vor dem Rathaus demonstriert, um
auf ihre Lage aufmerksam zu machen.

Anlass war der Besuch von Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD),
die auf Einladung Hartmanns nach Bornheim gekommen war, um über das
Thema interkommunale Klimazusammenarbeit zu sprechen. Aber weder
Hartmann noch die Ministerin hatten Zeit für ein Gespräche mit den
Bauern, da die Protestaktion kurzfristig angesetzt worden war.
Hartmann versprach damals das Gespräch mit den Ladnwirten zu suchen.

An Ideen und Engagement mangele es nicht. Vielmehr seien die
gesetzlichen Vorgaben zu unflexibel, kritisierte Albert Schmitz. Oft
sei man der Politik sogar um Jahre voraus. So habe er bereits seit
längerem angeregt Dächer von Buswartehäuschen zu begrünen. Jetzt
erst werde dies langsam von der Politik aufgegriffen. Auch die
CO2-Reduzierung haben die Bauern längst auf dem Schirm. Zu hohe
Nitratwerte könnten auch das Geschäft verderben, sodass Händler und
Einkäufer die Produkte bei den Landwirten nicht mehr abnehmen
würden.

Zu kämpfen haben die Bauern aber vor allem mit den seit etlichen
Jahren viel zu niedrigen Preisen, die Händler und Verbraucher ihnen
aufzwingen würden. Steigende Lohnkosten oder höhere Wasserkosten
durch den dritten Dürresommer in Folge würden nicht ausgeglichen,
erklärte Markus Schwarz. Sein konkretes Beispiel: Zwei
Roma-Salatköpfe inklusive Verpackung werden derzeit für 46 Cent im
Handel verkauft: „Bei mir bleiben zwei Cent in der Tasche.“ Um nur
eine Kultur wie etwa Feldsalat, anzubauen, müsse ein mittlerer
Betrieb zwischen 400.000 und 500.000 Euro investieren, rechnete
Norbert Pesch vor.

Kritik gab es auch an der EU-Politik. Die Landwirte forderten gleiche
Standards und Preise in den Mitgliedsstaaten sowie Transparenz für
die Verbraucher, damit diese anhand der Kennzeichnungen der Produkte
direkt erkennen können woher Gemüse und Obst stammen. „Die
Wertigkeit der Lebensmittel ist sehr stark gefallen. Lieber kaufen
sich Leute einen teuren Laptop als vernünftiges Essen“, kritisierte
Albert Schmitz. Zudem dürfe man laut Pesch auch nicht vergessen, dass
sehr viele Festangestellte, die auch Sozialleistungen zahlen, in den
Betrieben beschäftigt seien.

Transparenz sei auch ihm wichtig, sagte Sebastian Hartmann. Zudem
müssten sich aber auch möglichst viele Leute regionale Lebensmittel
leisten können. Der Politiker zeigte für viele der Probleme
Verständnis und sicherte zu, die Anregungen der Landwirte aus dem
Rheinland „mitzunehmen“.

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