Frauen ein Gesicht geben
Netzwerk plant "Frauenspaziergang"
Bornheim (fes). Geschichte und Geschichten von Bornheimer Frauen erlebbar machen – diese Idee möchte das Frauen-Netzwerk-Bornheim in den kommenden zwei Jahren umsetzen. Die Vorsitzende des Netzwerkes, Stefani Hachenberg, und ihre Stellvertreterin Dorothee Schwolgin informierten auf dem Bornheimer Friedhof über ihre Ideen.
Der Ort war bewusst gewählt: Sieben Mal verlieh die Stadt die Ehrenbürgerschaft. Bislang erhielt diese Würdigung aber nur eine Frau: die Ordensschwester Secunda (bürgerlich Paula Weber, 1878 -1957) die sich als „Samariterin vom Vorgebirge“ einen Namen machte. Deren Grab befindet sich auf dem Bornheimer Friedhof.
Frauen wirken oft im Verborgenen, ihre Geschichten werden kaum erzählt. Das möchte das Netzwerk künftig ändern und plant einen Frauenspaziergang durch alle 14 Ortsteile. Interessierte Bürgerinnen und Bürger können diese Stationen dann abgehen und sich anhand eines Stadtplanes, eines Flyers oder einer App, vielleicht auch anhand von örtlichen Informationstafeln oder Stelen, über die entsprechenden Bornheimerinnen informieren.
Dabei soll es nicht nur um bereits verstorbene, sondern auch um lebende Personen gehen. Es müssen auch keinesfalls besonders bekannte Menschen sein, auch die Großmutter von nebenan, die viele kannten und die sich für ihre Nachbarschaft verdient gemacht hat, oder sogenannte „Originale“ könnten mit aufgenommen werden. Vielleicht auch Bornheims erste Spargelkönigin, Karnevalsprinzessinnen, Künstlerinnen, karitativ arbeitende Frauen, Sportlerinnen, Heldinnen des Alltags oder Lokalpolitikerinnen.
„Wir möchten mit unserer Idee weibliche Leistungen würdigen, unsichtbare oder übersehene Frauen in den Mittelpunkt rücken, denn von vielen gibt es keine schriftlichen Quellen, wohl aber mündliche Überlieferungen und Geschichten, die in den Familien weitergeben werden“, erklärte Stefani Hachenberg Manchmal liegen auch Tagebucheinträge oder Briefe vor.
Daher ruft das Netzwerk dazu auf Vorschläge mit Frauenpersönlichkeiten einzusenden. Voraussichtlich 2024 soll der Spaziergang stehen: „Dann kann sich jeder darüber informieren, was Frau-Sein in Bornheim in der Vergangenheit beinhaltete und heute noch bedeutet“, so Dorothee Schwelgen.
Ergänzt werden soll der Rundgang durch am Weg liegende „Frauenorte“. Dies sind Orte, an denen Frauen häufig zu finden sind, wo sie sich gerne oder aber überhaupt nicht gerne aufhalten. Die Netzwerkerinnen denken dabei zum Beispiel an eine Hebammenpraxis, ein alteingesessenes Modegeschäft oder bestimmte Freizeittreffpunkte. Aufgegriffen werden soll auch das Tabuthema Femizide, also die Ermordung von Frauen: „Meist ist dann in den Medien von einer Beziehungstat die Rede“, meinte Stefani Hachenberg.
Unterstützung gibt es von Stadtarchivar Jens Löffler: „Jedes Forschungsthema rund um die Bornheimer Geschichte interessiert mich, aber ich finde es besonders spannend, dass hier einmal der Fokus speziell auf die Frauen gelegt wird.“
Das Netzwerk regt zudem an, so Stefani Hachenberg, künftig bei der Vergabe von Straßennamen verstärkt Frauen zu berücksichtigen. Wie Grünen-Politikerin Maria Böhme im vergangenen Jahr im Haupt- und Finanzausschuss bemerkte, seien derzeit von 656 Straßen 151 nach Männern, aber lediglich 20 nach Frauen benannt.
Alle Bürgerinnen und Bürger sind aufgerufen bis zum 3. April 2022 Orts- und Namensvorschläge samt Angaben zu Leben und Wirken der Personen an das Frauen-Netzwerk zu schicken. Unter allen verwertbaren Vorschlägen werden VIP-Karten für die Eröffnungsveranstaltung zur Einweihung de Frauenspazierweges verlost.
Kontakt: Frauen-Netzwerk-Bornheim, E-Mail: info@frauen-netzwerk-bornheim.de; Tel.: (02222) 65102; Internet: www.frauen-netzwerk-bornheim.de
Redakteur/in:Frank Engel-Strebel aus Bornheim |
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