Klimadialog der Bürgermeisterkandidaten
Podiumsdiskussion auf dem Peter-Fryns-Platz
Bornheim - (fes) Bessere und durchgehende Radrouten, neue Konzepte für den
Öffentlichen Personen-Nahverkehr, mehr erneuerbare Energien, mehr
Landschaftsschutz – die Forderungen von Angela Austermann von
„Parents for Future“ und Mia Hense von „Fridays for Future“
sind klar definiert.
Klar ist auch: Es geht ihnen nicht schnell genug. Sie fordern die
Politik zum raschen Handeln auf: „Wir brauchen neue Ideen, mir
müssen neue Wege gehen, wir brauchen mehr wissenschaftliches Know-How
für die Politik. Es läuft alles zu behäbig“, kritisierte Angela
Austermann auf dem Peter-Fryns-Platz. Vor rund hundert Teilnehmern
hatten die Initiativen „Parents for Future“
Bornheim/Swisttal/Weilerswist und „Fridays for Future“ Bornheim zu
einem Klima-Dialog mit den Bürgermeisterkandidaten Petra Heller (CDU)
und Christoph Becker (parteilos) eingeladen.
Moderiert von Astrid Prange wollten die Initiativen erfahren, was die
beiden Kandidaten tun möchten, wenn sie bei der Kommunalwahl am 13.
September 2020 an die Stadtspitze gewählt werden. Eingeladen war auch
Bürgermeisterkandidat Björn Reile (ABB), der jedoch auf die
Einladung per E-Mail nicht reagierte. Auch die parteilose Aspirantin
Nathalie Sanchez Friedrich hätte man gern dabei gehabt. Uhre
Kandidatur war jedoch zum Zeitpunkt der Einladung zum Klimadialog noch
nicht offiziell bestätigt.
Gut zweieinhalb Stunden dauerte die Diskussion. In vielen Bereichen
herrschte bei Petra Heller und Christoph Becker Konsens. Am Ende kommt
es wohl auf die Nuancen an. Petra Heller räumte ein, dass es auch ihr
und den anderen Fraktionen oft zu langsam gehe, bis es zu
Entscheidungen und Umsetzungen komme. Dies liege daran, dass oft viele
Akteure mit unterschiedlichen Interessen an Planungsprozessen
beteiligt seien: „Es scheitert nicht am politischen Willen, sondern
an den Verfahren und Prozessen.“ Als Beispiel führte sie den von
allen Fraktionen gewünschten zweigleisigen Ausbau der Linie 18 an.
Verkehr: Petra Heller wünscht sich, dass Tickets für den
ÖPNV nicht nach Tarifzonen, sondern nach gefahrenen Kilometern
verkauft werden. Manches, was umgesetzt worden sei, scheitere aber
schlicht an der Nachfrage der Bürger, etwa bei der Kleinbuslinie
durch die Vorgebirgsorte, dem Berghüpfer. Christoph Becker ist sich
sicher: „Der kostenfreie ÖPNV wird irgendwann kommen.“ Er
forderte zudem deutlich mehr Geld für den Ausbau der Radwege
Windenergie: Die Akzeptanz für alternative Energieformen bei
der Bevölkerung müsse steigen. Etwa beim Thema Windenergie:
„Natürlich bedeutet dies einen Eingriff in die Landschaft“, weiß
Christoph Becker. Er regte daher an, Bürgerwindräder nach einem
Genossenschaftsmodell zu etablieren. Dann würden die Gewinne nicht an
einen großen Investor gehen, sondern an kleinere Investoren vor Ort,
was die Akzeptanz steigern würde. Petra Heller verwies auf die
laufende Potentialflächenanlayse, damit kein Wildwuchs entstehe.
Photovoltaik und Nachhaltigkeit: Hier habe die Politik schon
viel auf den Weg gebracht, erläuterte Petra Heller. Auf den Dächern
öffentlicher Gebäude, etwa des Rathauses und der Europaschule, gebe
es bereits Photovoltaikanlagen. Da das Schwimmbaddach nicht tragfähig
sei, wäre es dort nicht möglich, wohl aber auf der angrenzenden Kita
an der Rilkestraße, wodurch widerum auch das HallenFreizeitBad mit
Energie versorgt werden könnte. Sie möchte sich auch weiterhin für
mehr Anlagen im Stadtgebiet einsetzen. Dies hat auch Christoph Becker
vor. Er schlug eine Dächerbörse vor, um Hauseigentümer und
Investoren zusammenzubringen. Zudem plädierte er dafür, bei der
Vergabe von Gewerbeflächen Unternehmen zu bevorzugen, die nachhaltig
agieren.
Klimanotstand: Die Ausrufung des von „Parents for Future“
und „Fridays for Future“ geforderten Klimanotstandes fand in den
politischen Gremien keine Mehrheit. Nur die Grünen stimmten dafür.
Für Petra Heller bedeutet der Klimanotstand „Symbolpolitik“. Sie
verwies darauf, dass bereits in den vergangenen Jahren die Stadt im
Vergleich zu anderen Kommunen in Sachen Klimapolitik sehr viel
erreicht habe und sämtliche Planungen vor diesem Hintergrund gedacht
werden. Vielmehr forderte sie die Bürger auf, sich stärker politisch
zu engagieren, auch die „Parents for Future“ oder „Fridays for
Future“: „Nur so werden wir zum Stachel, der immer wieder
antreibt.“ Für Christoph Becker sind gerade solche Symbole wichtig.
Als Beispiel brachte er den legendären Kniefall Willy Brandts am
Ehrenmal für die Toten des Warschauer Ghettos als wichtiges Symbol,
das die Ostpolitik seinerzeit vorangebracht hatte. Zugleich schlug er
einen Bogen zur Corona-Pandemie: „Gegen den Klimawandel wird es
keinen Impfstoff geben. Wir brauchen hier ein Change-Management.“
Allen sei klar, dass man etwas ändern müsse. Symbole seien wichtig,
um Menschen zu motivieren diese Schritte mitzugehen. Ebenso wie Heller
forderte er auch die Bürger auf, sich stärker politisch einzubringen
und warb wiederholt für die Einführung eines Beteiligungsbüros für
die Bürger aller 14 Orte. Auch Petra Heller möchte sich verstärkt
für die Belange aller Ortsteile einsetzen, etwa durch die von ihr
angestoßene „Offensive Stadtgrün.“
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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