Urkunde von St. Aegidius Hersel
Schriftstück aus dem Jahr 1250 hing im Bilderrahmen
Bornheim-Hersel - (fes) „Hier geht es um den Kern der Pfarrgemeinde. Sie haben hier
einen großen Schatz, ein wichtiges Leuchtturmstück“, schwärmte
Ulrich Helbach, als er sich in der Herseler Pfarrkirche St. Aegidius
voller Ehrfurcht der vor ihm liegenden Pergamenturkunde widmete.
Helbach ist Direktor des Historischen Archivs des Erzbistums Köln und
war auf Einladung des Kirchenvorstandes von St. Aegidius in den
Bornheimer Rheinort gekommen, um das historisch wertvolle Objekt mit
in die Domstadt zu nehmen, wo es künftig sicher gegen Beschädigung,
Brand und Diebstahl geschützt sein wird.
Datiert ist die Urkunde auf das Jahr 1250. Sie gilt damit als das
älteste Dokument des Herseler Pfarrarchivs. Geregelt ist darin die
Besetzung der Herseler Pfarrstelle durch einen Klosterbruder der Abtei
Rolduc der niederländischen Provinz Limburg in Kerkrade.
Jahrzehntelang hing die Urkunde in einem Bilderrahmen im Pfarrhaus,
schilderten Johannes Saß, geschäftsführender Vorsitzender des
Kirchenvorstands, sowie dessen Stellvertreter Bernhard Kleß.
In den vergangenen Jahren wurde das Herseler Pfarrarchiv neu sortiert
und auf den aktuellsten Stand gebracht. In dieser Zeit reifte der
Gedanke die Urkunde an die kompetenten Fachleute des Erzbistums zu
übergeben, wo bereits zahlreiche historische Exponate archiviert und
auch der Öffentlichkeit zugänglich sind, wie Direktor Helbach
erläuterte. Eigentümerin des einzigartigen Kleinodes bleibt aber
weiterhin St. Aegidius Hersel.
Der Urkundentext ist auf Lateinisch verfasst, übersetzt ins Deutsche
hatte ihn 1945 der damalige Herseler Pfarrer Heinrich Weertz. Bei der
mit vier noch vorhandenen Siegeln aus Wachs versehenen Urkunde handelt
es sich um einen Vertrag zwischen dem Propst und Dekan Gottfried vom
Bonner Kapitel sowie dem damaligen Augustinerchorherren der Abtei Rode
(Klosterrath) in der Diözese Lüttich. So war es zu einem Streit
zwischen der Abtei Rode und dem Bonner Stift über die Pfarrstelle
„von Hersille“ gekommen.
Man fand einen Kompromiss: Das Kloster Rode setzte einen Kanoniker ein
und übernahm damit die Seelsorge in Hersel. Im Gegenzug lieferte die
Abtei dem Bonner Propst jedes Jahr „ein Karat Wein oder zwei Mark,
wenn der Wein schlecht geraten sei, und ein Goldstück im Werte von
zwölf gebräuchlichen Münzen.“ Ferner sollten alljährlich für
die Bonner Kanoniker in der Herseler Pfarrei die Exequien gehalten
werden. Diese Regelung bestand 552 Jahre bis zur Säkularisation 1802.
Heute noch aktuell
Johannes Saß nutzte die Gelegenheit der Urkundenübergabe und schlug
den Bogen in die Gegenwart und Zukunft, indem er betonte, dass die
Herseler Pfarrei bereits vor über 700 Jahren ihre Eigenständigkeit
unter Beweis gestellt hatte. Diese wolle man auch künftig behalten,
sei aber hinsichtlich des pastoralen Zukunftsweges hier „in großer
Sorge.“
Rainer Maria Kardinal Woelki plant Umstrukturierungen im Erzbistum
Köln, so dass von den derzeit rund 500 Pfarreien schlussendlich noch
etwa 50 bis 60 Großpfarreien übrig bleiben. In einem Schreiben für
den Herseler Kirchenvorstand an Kardinal Woelki schrieb Saß im
Dezember: „Ein realistisches Bild von lebendiger Kirche zeigt, dass
das kirchliche Leben rund um den Kirchturm stattfindet und nicht per
Anordnung zentralisiert werden kann. Wir lehnen Ihre Pläne ab, weil
sie in keiner Weise unsere Bedürfnisse und Verhältnisse ernst
nehmen.“
Zwischenzeitlich erhielt der Herseler Kirchenvorstand Antwort aus
Köln. Hierin schreibt Christoph Köster vom Erzbistum: „Es wird
momentan geprüft, ob die angestrebten und notwendigen zentralen und
dezentralen Verwaltungsvereinfachungen auch durch 50 bis 60
Sendungsräume als eigene Körperschaften öffentlichen Rechts zu
erreichen wären. Diese beständen dann aus weiterhin selbstständigen
Pfarreien mit eigenen Kirchenvorständen.“
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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