Kicken auf dem Mond?
Schwierige Suche nach einem Standort für den Bolzplatz
Bornheim-Sechtem - Bornheim-Sechtem (fes). Kämen am Ende nur der Mond oder der Mars
als Standort für einen neuen Bolzplatz in Sechtem in Frage?
„Tausend Kriterien“ seien zu erfüllen, um einen solchen Platz
für Jugendliche im Ort zu errichten, erklärte Sechtems Ortsvorsteher
Rainer Züge (SPD) bei einer Bürgerversammlung auf dem Spielplatz an
der Berner Straße.
Rund 50 Sechtemer trieb die Frage um, wo eine neue Bolzfläche
entstehen könnte, nachdem die derzeitige Ballspielfläche seit
längerem gesperrt ist. Ein möglicher Standort wäre eine Freifläche
am Staffelsweg direkt am Sportplatz des Fußballvereins von „Salia
Sechtem“. Doch das ist vielen zu weit außerhalb. Die drei
jugendpolitischen Sprecher ihrer Fraktionen Rainer Züge (SPD), Petra
Heller (CDU) sowie Elisa Färber (FDP) hatten zu der
Dialogveranstaltung eingeladen. Sechtemer Vertreter dieser drei
Parteien hatten seinerzeit auch gemeinsam die Initiative ergriffen die
derzeitige Ballspielfläche auf den Weg zu bringen. Dabei erhielten
sie auch die Untersützung vieler Bürger und örtlicher
Geschäftsleute. Diese Ballspielfläche ist jedoch abgesperrt.
Zum Hintergrund: 2012 wurde die Kletterspinne im hinteren Teil des
Spielplatzes an der Berner Straße abgebaut und eine kleine, gerade
einmal 160 Quadratmeter große Bolzfläche für Jugendliche
eingerichtet. Der Kinderspielplatz im vorderen Teil blieb erhalten.
Schon bald beschwerten sich Anwohner, die sich abends durch den Lärm
der Jugendlichen gestört fühlten. Teilweise landeten auch Bälle in
den Gärten. Maßnahmen wie Ballfangzäune halfen nichts. Es kam zu
zwei erfolgreichen Klagen beim Verwaltungsgericht Köln und beim
Oberverwaltungsgericht Münster Anfang des Jahres. Damit sind der
Stadt die Hände gebunden.
Der Bolzplatz bleibt geschossen, da das Gericht feststellte, dass es
sich sowohl bei dem Spielplatz, als auch bei der Bolzfläche um einen
„Schwarzbau“ handelte. Es lagen keine Baugenehmigungen vor. Für
den Spielplatz könne dies nachträglich erfolgen. Ein Spielplatz für
Kinder bis 14 Jahren innerhalb einer geschlossenen Ortschaft ist
rechtlich abgesichert. Eine Bolzfläche für Jugendliche ab 14
allerdings nicht, da hier gesetzliche Bestimmungen (etwa hundert Meter
Abstand zur Wohnbebauung) nicht eingehalten werden können. Einstimmig
hatte der Jugendhilfeausschuss in seiner letzten Sitzung vor der
Sommerpause einen Prüfauftrag an die Verwaltung erteilt,
Ersatzstandorte zu eruieren. Gleichzeitig wurde der Verkauf oder die
Verpachtung der bisherigen Bolzfläche ins Spiel gebracht. Aus diesem
Erlös könnte möglicherweise eine neue Fläche finanziert werden.
Favorisiert wird bislang ein Areal angrenzend an den Sechtemer
Sportplatz. Diese Fläche würde sämtliche Kriterien erfüllen,
allerdings liegt sie außerhalb der Ortschaft. Für Irritationen
sorgte bei den Bürgern, ob auch der Spielplatz verschwinden würde.
Hier konnten Züge und Heller beruhigen, da hierfür alle
Voraussetzungen erfüllt wären. Die Fläche dürfte nur nicht von
Menschen ab 14 Jahren genutzt werden, so die Vorgaben. Daher falle
auch eine bereits vom Seniorenbeirat ins Spiel gebrachte Boulebahn
anstelle der bisherigen Bolzfläche weg: „Die Menschen, die dann
dort Boule spielen, sind deutlich über 14“, meinte Züge zynisch.
Für eine Bürgerin ist der Standort Staffelsweg „gnadenlos
uninteressant“, wenn Jugendliche dort mit dem Fahrrad hinfahren oder
gar mit dem Auto hingebracht werden müssten. Die rechtlichen
Regelungen stießen bei einigen auf Unverständnis: „Wir sind alle
Jugendliche gewesen, wir brauchen Flächen im Ort“, meinte ein
Bürger. Sonst blieben nur noch der Dorfplatz, das Wäldchen oder das
Bahnhofsumfeld, wo es bereits seit längerem zu Konflikten kommt. Ein
Platz für Jugendliche müsse auch kontrollierbar sein, meinte eine
andere Bürgerin. Ein Anwohner kritisierte, dass Jugendliche in
Sechtem ausgegrenzt werden würden.
Es gab aber auch Anwohner, die die Situation schilderten, als der
Bolzplatz noch geöffnet war. „Wir mussten leider oft die Polizei
nachts rufen, weil es einfach zu laut wurde und auch Alkohol im Spiel
war“, meinte eine Bürgerin, die direkt gegenüber dem Spielplatz
wohnt. „Die Nähe zur Bebauung konnte nicht funktionieren, die
Konflikte waren vorprogrammiert“, meinte ein anderer Nachbar. Er
glaubt, dass ein Bolzplatz am Staffelsweg angenommen werde: „Die
Stadt müsste dann ordentlich die Werbetrommel rühren, dann klappt
das.“
Einen potentiellen Interessenten für das Bolzflächenstück gäbe es
bereits, erklärte Rainer Züge. Ein ortsansässiger Unternehmer baut
auf dem angrenzenden Grundstück zwei Gebäude mit seniorengerechten
Wohnungen, ihm fehle allerdings noch ein Gartengrundstück.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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