Ne Sechteme Jung
Sebastian Hartmann im Porträt
Bornheim-Sechtem - (fes). Mit 16 trat er in die SPD ein. Heute ist Sebastian Hartmann
aus Sechtem 41 Jahre alt und hat es nicht nur vor fünf Jahren in den
Bundestag gebracht, am 23. Juni 2018 wählten ihn die Delegierten zum
Vorsitzenden der NRW-SPD. Dem Rhein-Sieg-Kreis und speziell seiner
Heimat Sechtem fühlt er sich bis heute verbunden.
Bahnhof Sechtem, freitagmittags um 12 Uhr. Für Sebastian Hartmann ist
dies ein guter Treffpunkt für den Beginn eines Interviews, denn er
nimmt oft den Zug, wenn er von dem kleinen Vorgebirgsort aus hinaus in
die große weite Welt der Politik reist. Viel lieber als mit dem Auto.
Bekanntlich herrscht in NRW oft Stau auf der Autobahn, das weiß auch
der 41-jährige Vollblutpolitiker.
Mit 16 Jahren wurde Sebastian Hartmann Mitglied der Sozialdemokraten.
Seit 1999 ist er kommunalpolitisch im Kreistag des Rhein-Sieg-Kreises
politisch erfolgreich. 2013 zog er über die Landesliste erstmals für
den Wahlkreis Rhein-Sieg-Kreis I in den Bundestag ein. Und am 23. Juni
wurde er zum Vorsitzenden der Landes-SPD von Nordrhein-Westfalen
gewählt.
Sein kommunalpolitisches Engagement prägt ihn bis heute. Ein offenes
Ohr für die Menschen vor Ort zu haben, das ist ihm wichtig. Und das
gelingt vor allem, wenn man weiß, wie Kommunalpolitik funktioniert.
In dem 5.300-Seelen-Ort kennt man ihn: Ein freundliches „Guten
Tag“ hier, ein nettes „Hallo“ da, auf dem Weg vom Bahnhof zur
Willmuthstraße ins Café Voigt wird Hartmann oft herzlich gegrüßt.
Hier in Sechtem lebt er mittlerweile mit seiner Ehefrau, die er im
vergangenen Jahr heiratete, und den beiden Katzen (der dreifarbigen
Phibi und der schneeweißen Kimba) im Elternhaus.
Seine Eltern zogen weg, suchten sich eine barrierefreie Wohnung und
leben jetzt in Roisdorf. Dabei standen die Hartmanns vor der großen
Herausforderung eine passende und bezahlbare Wohnung zu finden. Für
den Sozialdemokraten so etwas wie ein Herzensthema: „Viele Menschen
vor Ort sprechen mich drauf an: Sie kennen doch so viele Leute, wissen
Sie niemanden, der eine Wohnung zu vermieten hat?“ Er weiß, welche
Themen den Menschen unter den Nägeln brennen: Sichere Jobs, sichere
Renten, Gesundheit, Bildung, Infrastruktur und vor allem bezahlbarer
Wohnraum und die Flüchtlingsfrage.
Und immer wieder sind es die lokalen Themen: Was wird mit der
Ortsumfahrung L190? Wann kommt das Neubaugebiet? Warum gibt es in
Sechtem keine Kneipe mehr? Warum fliegt die Bundeswehr über den Ort?
Aus den Gesprächen vor Ort nimmt er „viel positive Energie“ für
seine Arbeit in Berlin und Düsseldorf mit. Der Kontakt mit den
Bürgern ist auch wichtig, um wieder das Vertrauen in die Politik
herzustellen. Sechtem, das ist für Hartmann nachwievor ein „sehr
zentraler Bezugspunkt“. Wenn er mit seiner Frau eine Pizza essen
gehen möchte, dann geht er „zum Enzo“. Entspannen kann Hartmann
aber auch bei „einem Ründchen übers Feld“. Dann bleibt auch
schon mal das Handy aus. Doch das ist eher die Ausnahme, denn – dass
muss er zugeben – bei Arbeitstagen bis zu 16 Stunden ist die freie
Zeit knapp bemessen: „Ich muss mir meine Freizeit bewusst planen,
anders läuft das nicht bei 54 Kreis- und mehr als 1.200
Ortsverbänden.“
So wird es auch an diesem Wochenende sein, schildert Sebastian
Hartmann. Seine Frau arbeitet als Ärztin an der Bonner Uniklinik. Sie
ist politisch nicht aktiv und wenn sie am Abend vom Dienst
zurückkommt, dann erzählen sich die Eheleute, was so gelaufen ist:
„Sie erzählt ganz andere dramatische Geschichten aus ihrem Alltag
als ich.“ Wichtig ist ihm aber auch, in Sechtem das Dorfleben zu
unterstützen. So hatte sich der 41-Jährige beispielsweise gefreut,
im September beim Sechtemer Burgenlauf die Siegerehrung vornehmen zu
dürfen. Wie oft ist er überhaupt in Sechtem? „Wenn ich in
Düsseldorf zu tun habe, pendele ich. Wenn Sitzungswoche in Berlin
ist, dann bin ich wie ein Monteur auf Montage von Montag bis Freitag
in Berlin.“
Zur Person
Sebastian Hartmann wurde am 7. Juli 1977 in Oberhausen geboren. Er
wuchs in Sechtem auf, machte am Bonner Clara-Schumann-Gymnasium 1996
sein Abitur. Hartmann studierte Jura an der Universität Köln,
schloss das Studium jedoch nicht ab. Während der Studienzeit
arbeitete er freiberuflich als Organisationsberater und
Personaltrainer. Er gab die Tätigkeit auf, als er 2013 in den
Bundestag für den rechtsrheinischen Wahlkreis Rhein-Sieg Kreis I
gewählt wurde. 2017 kandidierte er erneut erfolgreich für den
Bundestag. Hartmann war Vorsitzender bei den Jusos im
Rhein-Sieg-Kreis, Assistent von Martin Schulz als Präsident des
Europäischen Parlaments, von 2014 bis 2018 und zweiter
Stellvertretender Landrat des Rhein-Sieg-Kreises. Am 23. Juni 2018
wurde er mit 80,3 Prozent der Stimmen zum SPD-NRW-Landesvorsitzenden
gewählt. Anfang Oktober wurde er zudem mit 96 Prozent der Stimmen als
SPD-Kreisvorsitzender im Amt bestätigt.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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