Karneval bei den Bonner Werkstätten
Stolz auf den neuen Orden
Bornheim-Hersel - (fes) Schritt für Schritt in Handarbeit und mit viel Liebe zum
Detail – So stellen behinderte Mitarbeiter jedes Jahr aufs neue die
bunten, kreativen und etwas anderen Karnevalsorden für die Bonner
Werkstätten her. Die Orden werden traditionell auf der Großen
Karnevalssitzung der Werkstätten in der Herseler Rheinhalle
verliehen. Exklusiv für das Schaufenster gab es einen Blick hinter
die Kulissen.
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Leroy Lenk hat sich extra schick gemacht, weil er wusste, dass heute
jemand von der Zeitung vorbeischaut. Stolz hält er ein Exemplar des
bierdeckelgroßen, neuen Karnevalsordens in die Kamera. Ein
fröhliches Clownsgesicht vor einem knalligen blauen Hintergrund ziert
den diesjährigen Brustschmuck. Natürlich ist auch das Motto darauf
zu lesen: „Lef Jecke, loß uns fiere und alle Minsche aktiviere.“
Doch bevor Leroy Lenk den Orden zeigen konnte, so wie er ist, musste
er erst Löcher in die Metallrohlinge stanzen. Anschließend klebte
Gruppenleiter Oliver Conrady das jecke Ordensmotiv darauf.
Dann war Renate Everling an der Reihe, die die zuvor eingefädelten
Bänder, mit denen die Prunkstücke den künftigen Ordensträgern um
den Hals gehängt werden können, mit einer Krampe zusammensteckte.
Das übernahm eine kleine Maschine. Man braucht schon
Fingerspitzengefühl und vor allem jede Menge Geduld, um die tollen
Orden fertigzustellen, weiß auch Jochen Flink, Leiter des Werks 1 der
Bonner Werkstätten im Herseler Gewerbegebiet. Und man braucht auch
viel Zeit: Gut vier Wochen dauert es, bis alle Orden fertig produziert
sind. Denn immerhin gibt es diese Auszeichnung in der beachtlichen
Auflage von 2.200 Stück.
Nimmt man es ganz genau, beträgt die Vorlaufzeit sogar einige Monate
länger. Denn erst einmal gibt es eine Ausschreibung um das
Sessionsmotto. Hier können sich Mitarbeiter der Bonner Werkstätten
an einem Wettbewerb in der Werkszeitung beteiligen. Das diesjährige
Motto kreierte Sebastian Sütterlin, der im Werk 2 in Beuel arbeitet.
Im nächsten Schritt ist die Kunstgruppe aus dem Werk 1 an der Reihe.
Das Motiv stammt diesmal von Ralph Nestler, der im Bereich Verpackung
ebenfalls im Herseler Standort arbeitet. Zum Dank darf er gemeinsam
mit dem Prinzenpaar der Werkstätten am Karnevalssonntag auf dem
Prunkwagen beim Hersel-Uedorfer Karnevalszug mitfahren und Kamelle
werfen.
Die Druckvorstufe in Meckenheim (Werk 3) brachte dann alles in die
perfekte Form. Hierfür zeichnete vor allem ein sehbehinderter
Mitarbeiter verantwortlich, der namentlich nicht genannt werden
möchte. Er arbeitet am PC mit Hilfe einer Augensteuerung. Parallel
dazu organisierte der Metallbereich in Werk 2 dann die Erstellung der
Rohlinge. Und dann wurde alles von mehreren verteilt über alle Werke
der Behindertenwerkstätten der Lebenshilfe zu dem schönen Orden
zusammengesetzt. So entstanden hier die etwas anderen Karnevalsorden,
ohne Prägedruck oder Schmucksteinchen.
Besonders beeindruckend ist, dass hier Mitarbeiter dabei sind, die
teilweise schwerstbehindert sind. Jeder, der möchte, kann sich so
nach seinen persönlichen Fähigkeiten einbringen und bei der
Ordensproduktion mitarbeiten.
Höhepunkt ist jedes Jahr die Große Prunksitzung in der Rheinhalle
Hersel. Natürlich regiert auch wieder ein Prinzenpaar. In diesem Jahr
sind es Prinzessin Stephanie I. (Schäfer) und Prinz Heiko I.
(Derichsweiler), die bereits in der hausinternen Disco proklamiert
worden sind. Zu einer tollen Karnevalssession gehört natürlich nicht
nur ein Orden, sondern auch ein flottes Kostüm. Leroy Lenk hat seins
schon gefunden: „Ich freue mich darauf, mich dieses Jahr als Batman
zu verkleiden.“
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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