Martinimarkt in Roisdorf
Verdi-Klage verhinderte verkaufsoffenen Sonntag

Sankt Martin (Tobias Pällmann) sorgte beim Martinimarkt für strahlende Kinderaugen und verteilte fleißig Weckmänner. | Foto: Frank Engel-Strebel
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  • Sankt Martin (Tobias Pällmann) sorgte beim Martinimarkt für strahlende Kinderaugen und verteilte fleißig Weckmänner.
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Bornheim-Roisdorf - (fes) Das hatten sich die Mitglieder des Roisdorfer Gewerbevereins
vor vier Jahren anders vorgestellt, als sie anlässlich des
30-jährigen Vereinsjubiläums neben der Gewerbeschau, die jährlich
im Wechsel mit dem Brunnenfest stattfindet, zusätzlich ein
Frühlingsfest und einen Martinimarkt aus der Taufe hoben, jeweils
verbunden mit einem verkaufsoffenen Sonntag.

Am Wochenende fand zum vierten Mal der Martinimarkt statt, der
verkaufsoffene Sonntag fiel jedoch aus, da die
Dienstleistungsgewerkschaft Verdi erfolgreich dagegen geklagt hatte.
Die beiden Möbelhäuser Porta und Boss durften daher nicht wie
geplant öffnen.

Den Martinimarkt gab es jedoch trotzdem und zumindest am Samstag zog
es Hunderte von Besuchern ins Gewerbegebiet Bornheim-Süd auf den
Kunsthandwerkermarkt vor dem Einrichtungshaus Porta. Zu entdecken gab
es nämlich jede Menge: Aus Waldbröl dabei war Heinz Will mit seinen
Skulpturen, Figuren oder Rankhilfen aus Metall für Balkon und Garten,
in Rost-Optik. Dass man aus Beton auch schöne Teelichthalter oder
Wand-Deko kreieren kann, bewiesen die Hobbykünstlerinnen Pamela
Bytyqi und Ivonne Kreier an ihrem Stand. Aus einer spontanen Idee
entwickelten sich im Lauf der Zeit immer schönere Dekoideen, etwa
Weingläser mit Teelichtern in einen Betonrahmen integriert.

Zum Knuddeln waren die bunten und lustig anzusehenden
„Einhörnchen“ aus Stoff und Plüsch, die Nina Oldenburg aus
Sechtem stolz präsentierte. Mit dabei waren auch wieder
Kunsthandwerker aus den Niederlanden. Viele Besucher blieben am Stand
von Dyny Wintermans aus Zieuwent in der Nähe von Winterswijk stehen.
Die ältere Dame begeisterte die Gäste damit, wie sie an ihrem
Spinnrad Winterkleidung sponn. Landsmann Harry ten Brinke hingegen
faszinierte mit seinen langen Midwinterhörnen, die ihren Ursprung im
Heidentum haben. Mit der Sonnenwende am 21. Dezember wurden die etwa
ein bis zwei Meter langen Hörner geblasen, um durch ihre Laute böse
Geister zu vertreiben.

Höhepunkt an beiden Tagen war der Auftritt von Sankt Martin (in
diesem Jahr gespielt vom amtierenden Roisdorfer Maikönig Tobias
Pällmann) der allen Kindern einen frischen Weckmann spendierte.

Dass es nun keinen verkaufsoffenen Sonntag gab, sah Hauptorganisator
Markus Fußhöller sehr kritisch. Verdi begründete dies unter anderem
damit, dass die Größe der beiden Möbelhäuser Porta und Boss zu dem
relativ kleinen Martinimarkt in keinem Verhältnis stehen würde.
Dieser Argumentation folgten auch zunächst das Verwaltungsgericht
Köln und später auch das Oberverwaltungsgericht in Münster am
Freitag in einer Eilentscheidung, nachdem die Stadt Bornheim gegen das
Kölner Urteil in Berufung ging: „Mit dieser Argumentation wird es
nicht mehr möglich sein, in Gewerbegebieten verkaufsoffene Sonntage
anzubieten“, kritisierte Fußhöller. Auswirkungen für die
Aussteller hatte dies am Sonntag. Einige waren gleich gar nicht mehr
gekommen, andere harrten trotzdem aus, um den wenigen Besuchern ihre
Angebote zu präsentieren.

Für Harald Stadler, Vorsitzender des Gewerbevereins, war am
Sonntagnachmittag klar: „Bleibt es 2019 so, wird es den Martinimarkt
in dieser Form nicht mehr geben.“ Zudem forderte Stadler, der für
die SPD im Stadtrat sitzt, die Politik auf, „einmal darüber
nachzudenken, ob die neue städtische Verordnung Schwächen hat oder
ob es am Landesgesetzgeber liegt, der im neuen Ladenöffnungsgesetzt
einen zu unverbindlichen Gesetzestext beschlossen hat, der der
eigentlichen Intention der Landesregierung, Entfesselung von
Vorschriften, nun doch nicht entspricht.“

Kritik im Vorfeld äußerte auch Hans Alberts, Einrichtungsleiter von
Porta Bornheim. Die Mitarbeiter standen tagelang im
„Stand-by-Modus“, wussten bis Freitag nicht, ob sie am Sonntag
arbeiten dürften oder nicht. Alberts versicherte auch, dass sich 99
Prozent der Mitarbeiter freiwillig gemeldet hätten, um am Sonntag zu
arbeiten. Viele kalkulierten auch mit den Zulagen, die sie dadurch
verdienten. Zudem mussten beide Einrichtungshäuser ihre Werbung, die
sie sonst geschaltet hätten, „auf Eis legen.“

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