Insektensnacks in der Mensa

Versteckter Ekelfaktor

Bornheim (fes). Die frisch gebackenen Waffeln, die Denise und Viktor an diesem Tag anbieten, schmecken sehr nussig, wie Pistazien vielleicht. Ihr Proteingehalt ist extrem hoch. Was aber nicht daran liegt, dass die beiden Jugendlichen in dem Teig besonders viele Eier vermengt haben. Es ist - neben dem herkömmlichen Weizenmehl - die Portion getrockneter und gemahlener Buffalomehlwürmer, die für den eiweißkick sorgen.

Mehlwürmer auf der Pizza
Dem fertigen Naschwerk ist das nicht mehr anzusehen, ebenso wenig wie den knackigen, würzigen brauen Chips: „Wenn die Insekten verarbeitet sind, ist der Ekelfaktor nicht mehr so noch“, meint die 16-jährige Denise, die die neunte Stufe der Europaschule besucht. Anders sieht das schon aus bei dem würzig duftenden Pizzablech, das die Schülerinnen und Schüler aus dem Ofen der Schulküche holen: Neben Champignons, Paprika und Mozzarella finden sich auf dem Belag auch noch Mehlwürmer als Topping. Und wer es süßer mag, der kann sich an diesem Mittag in der Europaschule zum Nachtisch noch einen Fruchtspieß gönnen. Neben den in Schokolade getauchten Obststückchen sorgt eine Grille als Beilage für ein exotisches Geschmackserlebnis.

Was die 15 Mädchen und Jungen aus acht verschiedenen Schulen aus der Region dort gebrutzelt und gebacken haben wird sich vermutlich nicht so schnell auf dem Speiseplan ihrer Schulmensen wiederfinden. Die Jugendlichen nahmen an vielmehr drei ganz besonderen Projekttagen teil, wie Europaschullehrerin Melanie Schumacher erläuterte. Sie unterrichtet an der Bornheimer Gesamtschule neben Mathematik und Biologie auch Science, darunter fallen die sogenannten MINT-Fächer.

Dreitägiges MINT-Camp
Das Akronym steht für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. Als einzige Gesamtschule in Nordrhein-Westfalen gelang es der Europaschule sich als MINT-EC-Schule zu qualifizieren. Sonst gehören diesem Netzwerk der Excellence-Schulen nur Gymnasien an. Acht MINT-EC Schulen nahmen in dieser Woche an einem dreitägigen MINT-EC-Camp zum Thema „Die spannende Welt der Insekten“ teil. Um an dem Camp mitmachen zu dürfen, mussten sich die Teenager dafür bewerben, die Plätze waren begrenzt. Jugendliche der neunten Stufen aus der Europaschule und dem Bornheimer Alexander-von-Humboldt-Gymnasium waren ebenso dabei wie Schüler von Gymnasien aus Bonn und dem Ahrkreis.

Unter anderem ging es dazu. die Insektensnacks zuzubereiten. Birgit Neumann, MINT-Koordinatorin am Hardtberg-Gymnasium, hatte für dieses Projekt getrocknete europäische Wanderheuschrecken, Grillen sowie die Larven von Mehl- und Buffalowürmern eingekauft. Gerne hätte sie diese in einem Laden vor Ort besorgt, sie wurde jedoch nirgendwo fündig, so dass sie die Zutaten im Internet bestellen musste. Viktor (15), der das Helmholtz-Gymnasium in Duisdorf besucht, aß nicht zum ersten Mal in seinem Leben Insekten: „Ich war mit meinen Eltern öfter in Asien, dort ist das ganz normal. Ich finde das Projekt cool, da man mit diesen Zutaten auch die Weltbevölkerung ernähren kann. Ich bin immer offen für Neues.“ Ähnlich sah dies die 15-jährige Leonie, die auf die Europaschule geht: „In vielen Kulturen sind Insekten seit Jahrhunderten eine Delikatesse.“

Die Kochaktion war der Auftakt eines dreitätigen MINT-EC-Camps. Weiter ging es ins Museum Koenig nach Bonn, wo die Jugendlichen einen Blick hinter die Kulissen werfen konnten, um sich über die Physiologie von Insekten zu informieren. Am Dienstag besuchten sie einen Imker und anschließend fuhren sie in den Botanischen Garten nach Poppelsdorf. Es stand noch ein Ausflug in den Kölner Zoo an, wo die Schüler mit Experten Blattschneideameisen und Kochschaben untersuchen konnten und über den Regenwald informiert wurden. Gefördert wurde das Projekt vom zdi-Netzwerk Rhein-Sieg und dem Regionalen Bildungsbüro Bonn. Melanie Schumacher hofft, dass dieses Camp künftig jedes Jahr gefördert und angeboten werden kann.