Corona und ÖPNV in der Region
Was sagen die Pendler?
Region - (fes) Volle Straßen, kaum Parkplätze in den Innenstädten, dafür
leere Busse und Bahnen – diesen Eindruck kann man derzeit gewinnen,
wenn man sich auf den Bahnsteigen und Straßen umschaut. Dies
bestätigen uns auch etliche Nutzer, die regelmäßig mit dem
Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) unterwegs sind.
Mitte der Woche wurde nun beschlossen, dass das Tragen von
medizinischen Masken – also einfachen OP-Masken oder auch
FFP2-Masken – im ÖPNV zur Pflicht wird. Eine Alltagsmaske reicht
dann nicht mehr aus. Zudem wurde beschlossen, dass mehr Menschen im
Homeoffice arbeiten sollen. Wie geht es den Pendlern in der Region mit
dieser Entscheidung? Schaufenster-Mitarbeiter Frank Engel-Strebel hat
nachgehört.
Da ist der Auszubildende aus Alfter, der seinen Namen
nicht in der Zeitung lesen möchte. Er pendelt täglich morgens gegen
sieben Uhr mit der Regionalbahn von Roisdorf nach Bonn: „Seit dem
zweiten Lockdown sind viel weniger Menschen in der Bahn, deswegen
fühle ich mich auch nicht unsicher.“ Was dem jungen Mann viel mehr
Sorge bereitet, ist die Finanzierung der Masken: „FFP2-Masken zum
Beispiel sind teuer, die werde ich mir nicht leisten können. Hier
muss die Politik finanziell helfen. Zudem sind sie umweltschädlich.
Meine Stoffmasken wasche ich regelmäßig wie vorgeschrieben, das ist
doch viel sinnvoller.“ Sollten mehr Menschen ins Homeoffice? Aus
Sicht des jungen Alfterers sei dies „nicht realistisch“. Schon gar
nicht, wenn man eine Lehre mache.
Auch Dorothea Buhrow ist täglich im Berufsverkehr
unterwegs. Sie fährt mit der Stadtbahnlinie 16 Richtung Bad
Godesberg. „Meistens ist die Bahn nicht sehr voll, so dass ich mich
sicher fühle. Mir machen dann eher die Menschen Angst, die immer noch
nicht verstanden haben, wie der Mund- und Nasenschutz korrekt zu
tragen ist. Das sind aber zum Glück mittlerweile Ausnahmen.“ Buhrow
befürwortet eine FFP2-Maskenpflicht in den „Öffis“, denn sie
weiß, wovon sie spricht, sie arbeitet in der Pflege: „Diese Masken
bieten einen guten Schutz.“ Da Dorothea Buhrow pflegerisch tätig
ist, käme Homeoffice für sie natürlich nicht in Frage. „Wenn es
möglich ist, ist es sicher eine gute Sache. Ob das zur Pflicht werden
soll, kann ich nicht sagen.“ Sie glaubt auch, dass viele Arbeiten
einfach nicht von zu Hause aus erledigt werden können. Und sie bringt
noch einen Aspekt ins Spiel: „Das setzt ja eine gewisse
Internetleistung voraus. Bei mir zu Hause kracht das Internet
regelmäßig zusammen.“
Auch Kristina Krieger erzählt, dass Busse und Bahnen
„wesentlich leerer“ sind als vor dem zweiten Shutdown. „Ich bin
Berufspendlerin. Ich fühle mich in der Bahn sehr sicher und habe
keine Angst vor einer Ansteckung, weshalb die Verpflichtung zum Tragen
einer FFP2-Maske mir absolut unnötig erscheint. Sinnvoller wäre es,
nach dem Lockdown den Takt, in dem Busse und Bahnen fahren, zu
erhöhen, um den jetzigen Zustand – in dem man Abstand zueinander
halten kann – aufrecht zu erhalten.“
Gundi Volkner aus Sechtem schildert ebenfalls, dass die
Züge Richtung Köln sehr leer seien. Wenn sie morgens zur Arbeit
fährt, säßen höchstens zwei oder drei Reisende im Wagen, daher
fühlt sie sich auch sicher und brauchte deshalb bisher keine
FFP2-Maske. Sie stört allerdings, dass bei den Zügen der Deutschen
Bahn die Türen nicht selbstständig geöffnet werden und man immer
drücken müsse, was sie als unhygienisch empfindet. Im Gegensatz zu
den Kölner Verkehrsbetrieben (KVB). Volkner zufolge würden bei den
Straßenbahnen seit Corona die Türen automatisch geöffnet.
Dass immer weniger Menschen den ÖPNV nutzen, bestätigte kürzlich
auch der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV).
Die Zahlen seien um 40 Prozent im Vergleich zu den Vorjahren gesunken.
Folglich sind auch die Einnahmen durch den Verkauf von Fahrkarten 2020
um rund 3,6 Milliarden Euro zurück gegangen. Eine bundesweite
FFP2-Maskenpflicht im ÖPNV lehnt der Verband übrigens einer
Pressemitteilung zufolge ab. „Wir sehen, dass die Fahrgäste
monatlich über 100 Millionen Masken bräuchten. Diese stünden dann
in anderen Bereichen, wo sie dringend benötigt werden – wie etwa
Krankenhäuser oder Pflegeeinrichtungen – nicht mehr zur
Verfügung.“ Zudem hätten Studien laut Verbandspräsident Ingo
Wortmann gezeigt, dass dass im ÖPNV weder für Fahrgäste, noch für
Mitarbeitende ein erhöhtes Infektionsrisiko bestehe. Vielmehr
empfiehlt der Verband ein „Sprechverbot“ in Bussen und Bahnen wie
in Spanien, um die Ausbreitung von Aerosolen zu verringern. Das sollte
auch für das Telefonieren mit dem Handy gelten.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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