Zu viel Nitrat im Boden
Wasserschutz in der Landwirtschaft
Bornheim/Region - „Die Tendenz stimmt“, meinte Wolfgang Paulus, Leiter des
Umwelt- und Grünflächenamtes der Stadt Bornheim. Er zeigte sich
zufrieden mit der Entwicklung der Bodennitratwerte im Grundwasser
zwischen Wesseling-Urfeld und den Bornheimer Rheinorten. In den
vergangenen 20 Jahren seien diese von rund 220 Milligramm pro Liter
auf etwa 100 Milligramm pro Liter gesunken.
Allerdings: Der von der EU vorgegebene Wert von 50 Milligramm pro
Liter ist noch lange nicht erreicht, schilderte Tim Kollarth. Der
30-Jährige arbeitet bei der Landwirtschaftskammer NRW und ist seit
März als neuer Wasserschutzbeauftragter des 1997 gegründeten
Arbeitskreises für Gartenbau, Landwirtschaft und Wasser im
Wasserschutzgebiet Urfeld e.V. (GLWU). Seine Aufgabe ist es, gemeinsam
mit den Kooperationspartnern Wege zu finden, um Nahrungsmittel auf
höchstem Niveau sowohl wirtschaftlich, als auch gewässerschonend zu
produzieren. Dabei geht es vor allem um die Themen Pflanzenschutz und
Pflanzenernährung.
Der Vorsitzende des GLWU, Peter-Werner Decker, hatte auf seinen Hof
nach Hersel eingeladen, um Tim Kollarth vorzustellen. Außerdem ging
es darum, ein Gerät zu präsentieren, mit dem in kürzester Zeit
Bodenproben aus den Äckern entnommen werden können. Das Gerät wird
an einen Traktor montiert und kann von den derzeit 38
Mitgliedsbetrieben kostenlos ausgeliehen werden. Angeschafft hatte es
der GLWU im Frühjahr für rund 34.000 Euro.
Wie es funktioniert, demonstrierte Markus Königs, Mitarbeiter auf dem
Hof Decker. Per Knopfdruck rammte Königs den Bohrstock mehrmals in
den Ackerboden. 16 Einstiche pro Hektar erfolgten, aus denen Proben
aus verschiedenen Erdtiefen entnommen wurden, um den Stickstoffgehalt
im Boden schnell und einfach untersuchen zu lassen. Die Proben werden
nach Münster zur Landwirtschaftlichen Untersuchungs- und
Forschungsanstalt NRW (LUFA) geschickt. Bereits nach zwei Tagen liegen
die Resultate vor. Für Decker und seine Kollegen ist dieses Verfahren
eine enorme Erleichterung: „Früher hatten wir die Arbeit mit der
Hand durchgeführt. Das war oft schwierig, vor allem, wenn die Böden
trocken waren.“
Liegen die Werte vor, können die Bauern gemeinsam mit Tim Kollarth
über Maßnahmen beraten. Fehlt Nitrat im Boden, kann dieses
aufgefüllt werden, etwa durch zusätzliche Düngung oder indem man
die entsprechenden Pflanzen einsetzt, etwa Zwischenfrüchte nach der
Ernte der Hauptkulturen. Die können die im Boden vorhandenen
Nährstoffe besser binden. Das Saatgut hierfür stellt der
Arbeitskreis.
Bornheims Bürgermeister Wolfgang Henseler (SPD) begrüßte die Arbeit
der Kooperation von Landwirten und Wasserversorgern. Auch die Stadt
Bornheim ist hier Mitglied. Gerade die Demonstration der Landwirte,
die zu Hunderten mit ihren Traktoren nach Bonn gefahren waren, hat
gezeigt, wie wichtig es ist, dass Bürger, Landwirte und Politik
zusammenrücken und sich austauschen. Dies sah auch Kollarth so:
„Wir arbeiten nicht mit dem gesetzlichen Hammer, sondern suchen im
Gespräch mit unseren Kooperationspartnern nach Lösungen.“
Und der Dialog ist dringend notwendig: Bis die laut EU-Richtlinie
vorgegebenen 50 Milligramm pro Liter erreicht sind, könnten nämlich
noch einmal 15 bis 20 Jahre ins Land gehen, meinte Kollarth.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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