Bauern informierten über Nitratwerte
Werte trotz Erfolgen immer noch zu hoch

Fachgespräch: Auf dem Herseler Hof Decker diskutierten Experten und Betroffene über  Grundwasserschutz und Nitratwerte im Boden. | Foto: Frank Engel-Strebel
  • Fachgespräch: Auf dem Herseler Hof Decker diskutierten Experten und Betroffene über  Grundwasserschutz und Nitratwerte im Boden.
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Region - (fes) „Wir sind auf einem guten Weg. Alle unsere Messstellen
weisen eine negative Tendenz auf. Es hat also schon etwas gebracht“,
betonte Peter-Werner Decker, der mit seiner Familie in Bornheim-Hersel
einen großen landwirtschaftlichen Gemüseanbaubetrieb unterhält.

Als Vorsitzender der 1997 gegründeten Wasserschutzkooperation für
Gartenbau, Landwirtschaft und Wasserschutz im Wasserschutzgebiet
Urfeld (GLWU) zwischen Bonn und Köln lud er auf seinem Hof zu einem
Fachgespräch des Rheinischen Landwirtschafts-Verbandes und der
Kreisbauernschaft Bonn/Rhein.-Sieg ein. Das Thema: Nitrat und
Grundwasserschutz im Köln-Bonner Raum. Decker und GLWU-Berater Tim
Kollath zogen eine erste, positive Bilanz: Auf Feldern in der
Vorgebirgsstadt Bornheim seien die Stickstoffwerte in den vergangen 20
Jahren von 220 Milligramm pro Liter auf 100 Milligramm reduziert
worden. Sie liegen aber immer noch über der von der EU geforderten
Nitratrichtlinie von 50 Milligramm: „Das geht leider nicht von heute
auf morgen“ , betonte Decker

Tim Kollath stellte Maßnahmen vor, mit denen der GLWU das Grundwasser
vor Nitraten schützt. „Besonders erfolgreich ist der Anbau von
Zwischenfrüchten und Zwischenreihenbegrünungen. Dadurch kann in der
Phase, in der sich Grundwasser neu bildet, die Nitratauswaschung
entscheidend reduziert werden.“ Wichtig sei zudem die Extensivierung
der Landwirtschaft, also möglichst der Verzicht von Düngern,
Experten können hier bei der Düngeplanung helfen.

Auch ohne engmaschige Kontrollen geht es nicht. Hierfür zeichnet die
Landwirtschaftskammer NRW verantwortlich, die im Schnitt pro Jahr rund
1.300 Betriebe übererprüft sowohl stichprobenartig als auch
anlassbezogen bei gemeldeten Beschwerden, erläuterte Franz-Josef
Schockemöhle. Das größte Problem seien hier die sich dauernd
ändernden Vorgaben von der Politik. Schockemöhles Appell: „Wir
fordern nicht jedes Jahr eine neue Sau durchs Dorf zu treiben, sondern
ein System über vielleicht fünf Jahre einzuführen um danach in Ruhe
auswerten zu können, was wir anschließend nach Brüssel melden

Gefordert sind aber auch Verbraucher und die großen Handels- und
Supermarktketten. „Können wir nicht Produkte kaufen, die nicht so
schön aussehen, wie wir es gewohnt sind?“, wollte Bornheims
parteiloser Bürgermeister Christoph Becker wissen. Dies sei laut
Johannes Brünker schwierig: „Der Verbraucher möchte das schöne,
bunte Gemüse einkaufen, selbst wenn eher blass aussehendes Gemüse
genauso schmackhaft ist und die gleichen Nährstoffe enthält.“

Und damit die Optik stimmt, müssen die Bauern in Sachen Dünger oft
noch einmal deutlich nachlegen. Peter-Werner Decker sieht vielmehr die
großen Handelsketten in der Pflicht: „Der Verbraucher ist gar nicht
so kritisch. Der Handel bestimmt, was in die Geschäfte kommt. Es geht
nur darum den Preis zu drücken.“ Deren Marktmacht sei enorm, wie
Brünker schildert: 80 Prozent des Marktes werden von den großen
Handelsketten bestimmt und die entscheiden am Ende was in die Regale
der Supermärkte und damit auf die Teller der Konsumenten komme.

An dem Fachgespräch hatten teilgenommen unter anderem Bornheims
Bürgermeister Christoph Becker, von der Kreisbauernschaft
Bonn-Rhein-Sieg deren Vorsitzender Johannes Brünker und deren
Geschäftsführer Konstantin Pauly, Dietmar Tüschenbönner,
Kreislandwirt Rhein-Sieg-Kreis, Ulrich Timmer, Geschäftsführer
Kreisstelle Rhein-Sieg-Kreis, Franz-Josef Schockemöhle, Leiter des
Geschäftsbereichs Land- und Gartenbau der NRW-Landwirtschaftskammer,
Tim Kollath, Berater GLWU, Wolfgang Paulus, Amtsleiter des Umwelt- und
Grünflächenamtes der Stadt Bornheim, sowie Vertreter des
Wasserbeschaffungsverbandes Wesseling-Hersel und Gastgeber
Peter-Werner Decker, zugleich GLWU-Vorsitzender, und Vertreter aus dem
Kreistag.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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