Jubiläum
40 Jahre Max Ernst Gymnasium

Er kämpfte für den Namen Max Ernst für das städtische Gymnasiums, seinerzeit als junger Kunstlehrer: Willi Frommberger. | Foto: K.W. Boll
  • Er kämpfte für den Namen Max Ernst für das städtische Gymnasiums, seinerzeit als junger Kunstlehrer: Willi Frommberger.
  • Foto: K.W. Boll
  • hochgeladen von RAG - Redaktion

Brühl - Seit dem 2. April 1981 trägt das Gymnasium der Stadt Brühl den Namen
des berühmten Künstlers Max Ernst.

Niemand zweifelt heute mehr an der Berechtigung dieser Namensgebung,
niemand mehr an der einzigartigen Stellung, die Max Ernst in der
Kunstwelt genießt, an seinem kunsthistorischen Rang, seinem Einfluss
auf andere wichtige Künstler der Gegenwart. Lehrer und Schüler sind
stolz auf den Namen dieser Schule, können sich mit diesem weltoffenen
Geist identifizieren. Das Schulprogramm stellt die Gedanken öffnende
Kreativität von Max Ernst ins Zentrum seiner Pädagogik.

Das war nicht immer so.

Schon 1964, bei der Grundsteinlegung für den Neubau des
„Städtischen Gymnasiums“ am Rodderweg, stellte sich die Frage
nach einer Individualisierung. Wie es ein damaliger Lehrer sagte, man
wollte nicht in einer Reihe stehen mit der städtischen Müllabfuhr.

Auf der Suche nach Namensgebern wollte man damals eine berühmte
Person würdigen und ehren, aber auch einen Bezug zu Brühl
herstellen. Da kam von dem 1966 an das Gymnasium versetzten jungen
Kunstlehrer Willi Frommberger der Vorschlag, Max Ernst auszuwählen:
Max Ernst, in Brühl geboren, Schüler und Abiturient dieser Schule,
ein inzwischen weltberühmter Künstler. Er stünde dieser Schule,
deren Pädagogik damals von manchen mit dem Ausdruck
„Kadettenanstalt des Vorgebirges“ umschrieben wurde, in der Zeit
des Aufbruchs der 60-er Jahre gut an.

Aber wie unterschätzte Willi Frommberger die spannungsgeladene
Beziehung von Max Ernst zu seiner Heimatstadt Brühl, die ihren
Tiefpunkt sicher im Umgang der Stadtoberen mit einer Schenkung kurz
nach dem Zweiten Weltkrieg hatte. Die Stadt hatte das Bild, um die
defizitäre Ausstellung zum 60. Geburtstag des Künstlers zu
kompensieren, für 800 $ verkauft, worauf Max Ernst die
Ehrenbürgerwürde ablehnte. Der Streit wurde zwar 1971 offiziell
beendet, aber die Verletzungen wirkten wohl nach.

Schnell kamen andere Vorschläge, und in der Öffentlichkeit, der
Lehrer- und Elternschaft wurde Stimmung gegen Max Ernst gemacht: er
sei ein Vaterlandsverräter, mit seinen vier Ehen kein Vorbild für
die Schüler, und überhaupt sei seine Kunst schrecklich. Von
politisch anderer Seite kam der Vorwurf, er hätte seine erste Frau
Luise Straus-Ernst, eine Jüdin, vor der Ermordung 1944 in Auschwitz
retten können. Dieser Streit wurde nicht nur in der Schule, sondern
auch in der Stadtöffentlichkeit ausgetragen.

Aber Willi Frommberger gab nicht so einfach auf. Er begeisterte seine
Schüler für Max Ernst, organisierte mit seinem Leistungskurs
Demonstrationen für Max Ernst, hielt bei Lehrerkonferenzen flammende
Reden, in denen er deutlich machte, wie wichtig Max Ernst für die
kreative Entwicklung dieser Schule sei. Und er brachte den Schulleiter
Hans Adloff auf seine Seite, so dass in der entscheidenden
Lehrerkonferenz im Herbst 1979 und dann auch im Stadtrat die
Entscheidung für diesen Brühler Künstler als Namensgeber fiel. Am
2. April 1981, dem 90. Geburtstag von Max Ernst, wurde das Gymnasium
in einem feierlichen Festakt nach seinem Namen benannt.

Diese Begeisterung für die Kunst im Allgemeinen und besonders für
Max Ernst konnte Frommberger bei den folgenden Schülergenerationen
aufrechterhalten, er war für die Schülerinnen und Schüler auch
dadurch ein Vorbild im besten Sinne, dass er selbst als Künstler noch
aktiv war, sein Atelier hatte, Ausstellungen organisierte; auch seine
Kurse ließ er ausstellen, sogar in Düsseldorf. Nicht zuletzt wurde
auf seine Initiative hin auch der Loplop, die künstlerische
Identifikationsfigur Max Ernsts, als weithin sichtbare Plastik auf dem
Dach der Schule installiert.

Der vorbildlichen Künstlerpersönlichkeit Willi Frommberger ist es zu
verdanken, dass das ehemalige städtische Gymnasium nun
„Max-Ernst-Gymnasium“ heißt und der musische Bereich als
Schwerpunkt der Schule auch im Schulprogramm und im Bewusstsein der
Öffentlichkeit fest verankert ist.

Willi Frommberger ist am 23. Dezember 2020 im Alter von 84 Jahren
verstorben.

- Freimut Eschner undChristoph Hellenbroich

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

27 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.