Ärger um Bebauung
Bürgerversammlung zum Bebauungsplan 05.10 „Östlich Lindenstraße, ...

Umstrittener Bebauungsplan: Rund 100 Gäste, meist Schwadorfer, kamen zur Bürgerversammlung ins Tanzsportzentrum. | Foto: Strebel
  • Umstrittener Bebauungsplan: Rund 100 Gäste, meist Schwadorfer, kamen zur Bürgerversammlung ins Tanzsportzentrum.
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Brühl-Schwadorf - „Die Belange nach neuen Wohnungen stehen dem Belang der
Kulturlandschaft gegenüber und sind daher höher zu bewerten“,
brachte es Markus Lamberty, Leiter des Brühler Bau- und
Planungsamtes, auf den Punkt gegen Ende einer fast dreistündigen,
teils sehr emotionalen Bürgerversammlung im Brühler Tanzsportzentrum
zum Bebauungsplan 05.10 „Östlich Lindenstraße, westlich an der
Schallenburg“ in Schwadorf. Rund 100 Gäste waren er Einladung zur
ersten Bürgerversammlung mit Publikum seit Beginn der Corona-Pandemie
gefolgt. Neben Bürgermeister Dieter Freytag (SPD) standen Vertreter
der Verwaltung und Experten zu dem geplanten Neubaugebiet Rede und
Antwort.

Das ist geplant: Westlich der Straße „An der Schallenburg“ in
Schwadorf plant ein Investor ein knapp drei Hektar großes neues
Wohngebiet mit einem Mix aus Mehrfamilien- Doppel- und
Einfamilienhäusern. Ursprünglich war eine viergeschossige Bauweise
vorgesehen, nach Beschwerden vieler Anwohner wird nun maximal
dreigeschossig gebaut. Laut Verwaltung sind 140 Wohneinheiten in denen
rund 500 Menschen leben können vorgesehen.

Hinzu kommen eine dreizügige Kita, ein Gebäudekomplex für betreutes
Seniorenwohnen, ein Spielplatz, ein Aufenthaltsbereich mit
Quartierstreff im Zentrum der Fläche sowie ein Blockheizkraftwerk zur
nachhaltigen Energieversorgung. Auch Ferienwohnungen können hier
angeboten werden, allerdings in überschaubarem Rahmen, dies werde
laut Lamberty die Verwaltung genau überprüfen. Autofahrer können
ihre Gefährte in Tiefgaragen parken

Die Sorgen: Mehr Einwohner, mehr Verkehr, mehr Gefahr, so die
Befürchtungen. Die zusätzlichen 150 Pkw-Fahrten pro Tag durch die
Lindenstraße stufte Verkehrsplaner Manuel Pominik vom Büro Runge IVP
als „verträglich“ ein. Rund 1000 zusätzliche Pkw-Fahrten erzeuge
das Neubaugebiet, die hauptsächlich über die Bonnstraße abfließen
würden. Auch dies sei machbar. Die Bürger reagierten jedoch mit
Hohngelächter und großem Unmut.

Bereits jetzt sei die ausgewiesene Tempo-30-Zone auf der Lindenstraße
„eine Farce“, meinte ein Anwohner und forderte mehr Sicherheit
für Kinder. Der Technische Beigeordnete Gerd Schiffer erklärte, man
sei dabei, dass die Bezirksregierung die Bonnstraße von der Kreis-
zur Gemeindestraße herabstufe, dann könne man dort ebenfalls Tempo
30 einführen.

Schwer im Magen liegt vielen der 1 600 Schwadorfern die Dimension des
Neubaugebiets. Von einem „neuen Stadtteil“ war die Rede sowie von
einem Fremdkörper, der die Naturlandschaft zerstöre mit seinen bis
zu 11,50 Meter hohen Wohngebäuden. Dies kritisierte vor allem Rita
Lennartz, Miteigentümerin der historischen Schallenburg und
Initiatorin der Bürgerinitiative „DenkMal Brühl“. Sie sieht die
über Jahrhunderte gewachsene Siedlungsgrenze und die damit verbundene
Sichtachse zwischen der Schallenburg und Schloss Augustusburg in
Gefahr. Bedenken der Denkmalschützer würden nicht berücksichtigt.
Schwierig werde es auch den am Wohngebiet vorbeifließenden
Dickopsbach zu renaturieren.

Gerd Schiffer erinnerte daran, dass das Areal, derzeit noch
landwirtschaftlich genutzt, bereits seit 1996 im Flächennutzungsplan
für eine Wohnbebauung ausgewiesen sei.

Zudem sei der Bedarf an neuem Wohnraum sehr groß, schilderte
Bürgermeister Freytag: Laut der städtischen Baugesellschaft Gebausie
kämen derzeit auf eine freie Wohnung rund 120 Interessenten.

Außerdem fordere die Bezirksregierung von der Stadt die Schaffung von
Wohnraum: „Wir sind an diese Vorgaben gebunden und müssen im
Stadtgebiet Bedarf für 3.000 neue Wohneinheiten schaffen“, so
Freytag weiter.

Es gab aber nicht nur kritische Stimmen. So meinte eine Anwohnerin;
„Hier bieten sich auch Chancen, wenn neue Leute kommen. Das kann ein
konservatives Dorf wie Schwadorf auch aushalten, wenn das Konzept
stimmt.“

Und so geht es weiter: Die erneute Auslegung des Bebauungsplans 05.10
wurde bis Freitag, 25. Juni, verlängert. Während dieser Zeit können
sich Bürger über die Planungen informieren und ihre Einwände
eingeben unter www.bruehl.de. Wann schließlich der Satzungsbeschluss
im Rat getroffen und die ersten Bagger rollen werden sei derzeit nicht
absehbar, erklärte Dieter Freytag gegenüber dem Schlossboten. Dies
hänge auch davon ab, ob gegen die Planungen noch geklagt werde.
Läuft hingegen alles nach Plan können laut Verwaltung in zwei Jahren
die Häuser stehen.

- Frank Engel-Strebel

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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