Prägende Gestalt der Brühler Politik
Festakt für Altbürgermeister Wilhelm Schmitz
Brühl - Mit einem Festakt hat die Stadt Brühl das Leben und Wirken ihres
Altbürgermeisters Wilhelm Schmitz gewürdigt, der in diesen Tagen
seinen 90. Geburtstag feiern konnte. Bürgermeister Dieter Freytag
bezeichnete ihn als eine Politikerpersönlichkeit mit Kampfgeist und
Überzeugungskraft, Landrat Michael Kreuzberg als einen Mann „von
unverwechselbarem politischen Stil“ und Idol der Kreispolitik und
Alexander Wüerst, Vorstandsvorsitzender der Kreissparkasse Köln, als
Menschen von „natürlicher Autorität“.
Im Kapitelsaal, wo er viele Jahre Reden gehalten hatte, sprach der
Altersjubilar von den Erfolgen und auch Niederlagen seiner langen
Karriere. Er erwähnte u.a. die Eröffnung der Fußgängerzone und die
Einweihung des Rathauses Uhlstraße in 1987. Wenn damals über beide
Großprojekte per Bürgerentscheid entschieden worden wäre, wäre
wahrscheinlich beides nie zustande gekommen, brachte Schmitz seine
Ablehnung dieses Instruments zum Ausdruck, so Schmitz. Er wurde zur
Zielscheibe empörter Bürger (Stichwort „Schulkarussell“). Im
„Närrischen Elias“ trugen Gruppen Bretter mit seinem Konterfei
vor dem Kopf, doch es nutzte nichts. Der Rat entschied das ehemalige
Franziskanerkloster als Berufsschulgebäude zu räumen und für die
Verwaltung umzubauen.
1969 hatte die Rheinbraun angeboten, das Gelände rund um das
gesprengte Gruhlwerk II auf Vorschlag von Bürgermeister Schmitz und
Stadtdirektor Dr. Wilhelm Josef Schumacher ohne Kosten für die Stadt
als ersten Nachkriegsgolfplatz zwischen Köln und Aachen herzurichten.
Dies scheiterte am vehementen Widerstand der Kierberger und Stimmen
aus der eigenen Fraktion. „Heute verirren sich nur einige Kierberger
mit ihren Hunden in dem ungeordneten Areal“, sagte er unter großem
Schmunzeln der Festgäste.
Zur Politik kam Schmitz als Vorsitzender der Interessensgemeinschaft
Brühler Sport. Bürgermeister Martin Oswald holte den jungen, in Bonn
geborenen Lehrer 1957 als sachkundigen Bürger in den neu gegründeten
Sportausschuss. Der frühere Landrat und Rektor Josef Hürten legte
den späteren leitenden Regierungsschuldirektor nahe, der CDU
beizutreten, was sein 65-jähriges politisches Wirken entscheidend
prägte. Seine Karriere führte Schmitz über die Geschäftsführung
des CDU-Stadtverbandes über Ratsmitgliedschaft, Fraktions- und
Parteivorsitz bis hin zum Kreistags- und
Landschaftsversammlungsmitgliedschaft und Vizelandratsamt sowie das
ehrenamtliche Bürgermeisteramt für 15 Jahre. „Häuptling
Silberlocke“ wurde sein Spitzname. Neunmal hintereinander wurde er
in den Rat, sechsmal hintereinander in den Kreistag gewählt.
Zu herausragenden Meilensteinen seiner Amtszeit als erster Bürger
wurden u.a. der Papstbesuch 1980, die insgesamt 52 Staatsempfänge auf
Schloss Augustusburg und die Bemühungen um die europäische
Verständigung im Rahmen der Besiegelung der Städtepartnerschaften
mit Sceaux und Leamington Spa. Dem Engagement von Wilhelm Schmitz (und
auch von Dr. Schumacher) war es zu verdanken, dass die Aussöhnung des
Weltkünstlers Max Ernst mit seiner Heimatstadt Brühl gelang – und
schließlich dass diesem zu Ehren das Max Ernst-Museums in Brühl
seinen Platz hat und Besucher aus aller Welt anlockt.
Für sein politisches und gesellschaftlich engagiertes Lebenswerk
wurde Wilhelm Schmitz mehrfach ausgezeichnet. Er erhielt den Ehrenring
der Stadt Brühl und des Rhein-Erft-Kreises und wurde zum
Ehrenvorstandvorsitzenden des Verwaltungsrates der Kreisparkasse Köln
nach 35-jähriger Tätigkeit ernannt. 2004 wurde ihm der Ehrentitel
„Altbürgermeister der Stadt Brühl“ verliehen, 2007 durfte er
sich (u.a. neben Papst Johannes Paul II.) ins Goldene Buch der Stadt
Brühl eintragen.
- Harald Zeyen
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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