Reformationsjubiläum
FREI.Raum – Entdeckungen und Interaktion in der Christuskirche
Brühl - „Wir wollen zum Reformationsjubiläum keine musealen Veranstaltungen
mit Blick auf das Mittelalter bieten, sondern wie Luther die Botschaft
des Evangeliums so vermitteln, dass es Bezug zu unserer Zeit heute
hat“, betonte die Pfarrerin an der Christuskirche, Renate Gerhard,
bei der Vorstellung des Programms zum Lutherjahr, das unter
www.kirche-bruehl.de komplett einzusehen ist. Die Kirche soll dabei
zum Erlebnisraum werden, wobei dem schon vorhandenen „FREI-Raum“
in der Christuskirche am Mayersweg zu den Öffnungszeiten dienstags
bis freitags von 10 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr eine besondere
Bedeutung zukommt.
So werden im Lutherjahr jede Woche Kärtchen mit Fragen ausliegen.
„Wenn Du alle Freiheit der Welt hättest, was würdest Du als Erstes
tun?“, werden zum Beispiel Jugendliche gefragt. Oder es geht um die
sensible Frage: „Soll der Mensch über den Zeitpunkt seines
Lebensendes selbst bestimmen dürfen?“. Wer mag, schreibt seine
Gedanken dazu auf und hängt sie an eine Pinnwand. Oder nimmt sein
Kärtchen einfach mit und kommt vielleicht später mit jemandem
darüber ins Gespräch – gern auch mit den Menschen der Brühler
Gemeinde.
Als Martin Luther am 31. Oktober 1517 seine 95 Thesen zur Lage der
Kirche veröffentlichte, ging mit der Reformation auch die
Übersetzung der Bibel aus dem Lateinischen ins Deutsche einher.
„Aber wie das Lateinische damals, ist uns heute das Lutherdeutsch
unverständlich“, gibt Pfarrerin Gerhard zu bedenken. Sie hat sich
bereits die neue Lutherbibelausgabe besorgt und möchte nicht nur mit
ihren Konfirmanden die Sprache in den verschiedenen Ausgaben
vergleichen. „Ein paar kräftige Ausdrücke, wie sie wieder in die
neue Bibel zurückgenommen wurden, können nicht schaden“, meint sie
augenzwinkernd.
Befreiung von Überansprüchen
Eine Botschaft Luthers zieht sich wie ein roter Faden durch die
Veranstaltungen: die Abkehr von der Werkgerechtigkeit. Nach
mittlerweile nicht nur protestantischem Verständnis ist Gott den
Menschen gnädig, weil sie glauben, und nicht deshalb, weil sie
großartige Werke tun.„Ihr dürft sein, wie Ihr seid: Mit dieser
Haltung wollen wir von den Überansprüchen einer
leistungsorientierten Gesellschaft befreien“, erklärt Pfarrerin
Gerhard. Das Motto aller Angebote lautet folgerichtig:
"FREI.RAUM.LEBEN".
„Wir Christen müssen uns zusammenraufen“
„Geschwister auf getrennten Wegen“ ist der bildliche Titel eines
ökumenischen Gottesdienstes, den Stefan Jansen-Haß. Pfarrer in
Brühl-Vochem, Kierberg, Heide und Köln-Meschenich, an Buß- und
Bettag, Mittwoch, 16. November, 19 Uhr, in der Meschenicher
Thomaskirche liturgisch leiten wird. Der Ort ist selbst symbolisch.
„Die Thomaskirche ist geografisch die Schnittmenge von katholischen
und evangelischen Pfarrbezirken“, so Jansen-Haß. „Die Reformation
hat die Christen wahrscheinlich vor einem Abgrund bewahrt, sie war
notwendig, aber es geht heute nicht anders, als dass sich evangelische
und katholische Christen zusammenraufen müssen“, sagt er.
Feierabend mit Gott
Stille ist angesagt beim „Feierabend mit Gott“. Das Angebot, jeden
letzten Freitag in einem Monat zu einem Bibelimpuls bei Kerzenschein
in der Christuskirche zusammenzukommen, gibt es bereits seit einigen
Monaten. In der Adventszeit wird dazu ein historischer Adventskranz
auf einem hölzernen Wagenrad mit 24 Kerzen – für jeden Tag der
Adventszeit eine! – in der Kapelle aufgestellt, frei nach Johann
Hinrich Wichern, der 1839 den ersten Adventskranz für Kinder im Heim
gebastelt hat.
Lesung mit 10 (!) Autoren
Eine ungewöhnliche Autorenlesung mit Musik und Gespräch steht am
Freitag, 4. November, um 19 Uhr bevor. Der Eintritt in die
Christuskirche ist frei, wenn die Sieger des Wettbewerbs Politische
Lyrik unter der Überschrift „Du sollst kein unbeteiligter Zuschauer
sein“ aus ihren Beiträgen zur Anthologie lesen. Verleger und
Moderator Alfred Büngen wird allerdings für Nicoleta Craita TRen’o
lesen müssen, denn die aus Rumänien stammende 33-jährige Autorin
verlor aufgrund eines traumatischen Erlebnisses vor 20 Jahren ihre
Sprache.
In Planung für 2017
Einen humorvollen theatralischen Blick auf das Leben Martin Luthers
will das N.N.-Theater werfen. Das Stück „Ich fürchte nichts“, so
die Planung, soll am Freitag, 2. Juni, im Dorothea-Tanning-Saal des
Max-Ernst-Museums oder im Schlosspark aufgeführt werden. Mit
Pantomime, Ausdruckstanz und dem Instrumentalduo „Zia“ beginnt am
Freitag, 13. Oktober, 19 Uhr, eine „Nacht der Psalmen“ in der
Christuskirche.
„Immer Ärger mit Martin Luther“
Und in zwei Orgelkonzerten –„Maartin“ und „Immer Ärger mit
Martin Luther“ – möchte Kantorin Marion Köhler bei Kindern
Freude an den alten Melodien von Luther-Liedern wecken. Ein
evangelisch-katholisches Chorprojekt und Konzerte von Musikern, in
denen die Psalmen im Mittelpunkt stehen, sollen ebenfalls das Programm
zum Reformationsjubiläum im Lutherjahr 2017 fortsetzen.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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