Gegen das Vergessen
Schweigegang zur Synagogen-Gedenkstätte
Brühl - „Warum stehen wir hier Jahr für Jahr, lassen uns Jahr für Jahr die
Namen der Opfer ins Gedächtnis rufen?“, fragte Bürgermeister
Dieter Freytag vor dem Rathaus Steinweg bei seiner Ansprache
anlässlich des traditionellen Schweigegangs zum Jahrestag der
Reichspogromnacht am 9. November 1938. „Wir stehen hier, weil wir
Verantwortung übernehmen; wir, die wir hier versammelt sind, tragen
keine Schuld an den Verbrechen der Nazis, wohl aber übernehmen wir
aus Mitmenschlichkeit Verantwortung, die aus dem Gedenken an die Opfer
erwächst.“ Die Pfadfinder vom Stamm Sperber eröffneten die
Gedenkveranstaltung mit zwei Liedern, die unter die Haut gingen. Die
Namen der 65 im Holocaust ermordeten Brühler Jüdinnen und Juden
wurden von Schülerinnen und Schüler des Max Ernst-Gymnasiums und des
St. Ursula-Gymnasiums verlesen und die Namensschilder mit einer Kerze
an die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Schweigegangs
weitergereicht.
Der Zug mit über 200 zum größten Teil jungen Menschen setzte sich
dann über den Markt, die Kölnstraße, den Leopold-Bähr-Platz
(Namensgeber ist einer der ermordeten Brühler Juden), vorbei am alten
jüdischen Friedhof bis zur Gedenkstätte An der Synagoge schweigend
in Bewegung. Die mitgeführten Namensschilder und Kerzen wurden vor
der Gedenkstätte niedergelegt. Am Ort, wo einst die Synagoge stand,
trugen Vertreter der pax christi-Gruppe Brühl Texte und Gebete vor.
Im Wechsel spielte Matthias Petzold einige bewegende Stücke auf dem
Saxophon. Seit 1978 erinnern Brühlerinnen und Brühler an die
Reichpogromnacht 1938 in der Form des Schweigegangs.
Generationsübergreifend treffen sich dazu heute Großeltern, Eltern,
Kinder und Enkel.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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