Einkaufen an Heilig Abend
Viele Lebensmittelhändler öffnen - Mitarbeiter ziehen mit

Einkaufen an Heiligabend: Der Festtag fällt in diesem Jahr auf einen Sonntag. Deshlab gelten besondere Regelungen für die Ladenöffnungszeiten. Frische Lebensmittel und Artikel für den täglichen Bedraf dürfen von 10 bis 14 Uhr verkauft werden. | Foto: pixabay
  • Einkaufen an Heiligabend: Der Festtag fällt in diesem Jahr auf einen Sonntag. Deshlab gelten besondere Regelungen für die Ladenöffnungszeiten. Frische Lebensmittel und Artikel für den täglichen Bedraf dürfen von 10 bis 14 Uhr verkauft werden.
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Region - Die gesetzlichen Regelungen und eine kalendarische Besonderheit
haben in diesem Jahr zu intensiven Diskussionen geführt: Sollen wir
an Heiligabend - diesmal ein Sonntag - noch einkaufen können?

In den Konzernzentralen der Handelsketten und Discounter war die
Entscheidung früh gefallen. Und eindeutig. Aldi, Lidl, Kaufland und
auch die REWE-Group lassen ihre Märkte am 24. Dezember geschlossen.
Die Begründung ist immer die gleiche: „Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter sollen Heiligabend zu Hause verbringen können.“
Kaufland-Vorstand Richard Lohmiller hat es in einer Erklärung wie
folgt formuliert: „So können unsere Mitarbeiter nach einer
verkaufsintensiven Woche Heiligabend in Ruhe im Kreise ihrer Familien
und Freunde begehen.“

Damit liegt er auf einer Linie zumindest mit Gewerkschaften und
Kirchen. Auch der CDU-Kreisvorsitzende Hans Schnäpp sagt,
„Sonntagsarbeit muss die Ausnahme bleiben“.

Genau ein solche Ausnahmesituation aber bringt der Kalender in diesem
Jahr mit sich. Heiligabend ist ein nichtgesetzlicher Feiertag - an
Werktagen müssen Geschäfte um 14 Uhr schließen. Fällt Heiligabend
auf einen Sonntag gelten in den Bundesländern Sonderregelungen. Für
NRW heißt das: Geschäfte, die Artikel für den täglichen Bedarf
anbieten, dürfen von 10 bis 14 Uhr öffnen.

„Wir haben die Möglichkeit Heiligabend zu öffnen, wie jedes
Jahr“, sagt Ralph Schorn, Inhaber des REWE-Marktes in Niederaußem.
Es sei ein besonderer Service für die Kunden, dass sie an Heiligabend
noch frische Lebensmittel einkaufen könnten. Ralph Schorn räumt ein,
dass es aus der Kundschaft nicht nur positive Resonanz gegeben habe.
Es war hingegen kein Problem, für diesen besonderen Tag Personal zu
finden. „Wer im Handel arbeitet, der weiß, dass Heiligabend
gearbeitet wird“, so Ralph Schorn.

Nach der Arbeit noch ein Gläschen Sekt für alle

Schorn ist einer der selbständigen Kaufleute, denen der REWE-Vorstand
die Entscheidung über eine mögliche Öffnung an Heiligabend
überlassen hatte. Und er ist mit seinen Überlegungen nicht alleine.
So sagt Robert Freund, der den REWE-Markt an der Stiftsstraße in
Kerpen betreibt: „Die sieben meiner 53 Mitarbeiter, die an
Heiligabend arbeiten, tun das freiwillig. Sie freuen sich sogar darauf
und bekommen natürlich einen Ausgleich. Nach getaner Arbeit trinken
wir zusammen ein Glas Sekt. Wir sorgen für gute Laune im Geschäft
und bieten auch eine Weinverkostung an. Polizei und Ärzte müssen
schließlich auch arbeiten.“

Dienst am Kunden - Mitarbeiter kommen gerne

Während etwa im Hürth Park am 24. Dezember alle Ladenlokale
geschlossen bleiben können die Kunden von Wolfgang Grundhöfer in
Elsdorf insbesondere Frischartikel am Heiligabend abholen. Und bei der
Personalfindung gab es auch keinerlei Probleme: „Bei uns haben sich
21 Mitarbeiter freiwillig gemeldet. Die Metzgerei ist zum Beispiel nur
von Männern besetzt, damit die Frauen zu Hause bleiben können. Wir
als REWE-Team sehen das als Service dem Kunden gegenüber, damit er
zum Beispiel noch vorbestellte Frische-Artikel, Fleisch, Wurst,
Molkereiartikel oder Obst abholen kann.“

Ganz ähnlich handhabt es Ingo Istas in seinem Lechenicher REWE-Markt:
„Heiligabend kommen alle Mitarbeiter freiwillig und gerne, das hat
bei uns Tradition. Die Mitarbeiter haben selber vorgeschlagen,
Heiligabend zu öffnen und darüber abgestimmt. Deshalb stand bei uns
schon früh fest, dass wir für unsere Kunden öffnen. Schließlich
wollten sogar mehr Kollegen Heiligabend arbeiten, als wir brauchen
konnten. Das liegt sicher auch an den attraktiven Arbeitsbedingungen,
die wir unserem Team bieten.“

Stefan Kremer führt in Kirchherten einen Lebensmittelmarkt, der
ebenfalls an Heiligabend öffnet. Für den Familienbetrieb war es kein
Problem, das nötige Personal zu finden. Neben Stefan Kremer arbeiten
seine Eltern und noch zwei Verkäuferinnen mit. Eigentlich spiele es
auch keine Rolle, ob Heiligabend auf einen Samstag oder einen Sonntag
falle, sagt Kremer. Der Inhaber des „Ihr Frischemarkt“ hatte
zuletzt vor sieben Jahren Heiligabend sonntags geöffnet. „Das wurde
sehr gut angenommen.“

Cornel Lindemann-Berk, Vorsitzender des Aktivkreis Frechen ist selbst
kein Einzelhändler und findet die Sonntagsöffnung
„unverhältnismäßig“. Seines Wissens öffnet kein
Aktivkreis-Mitglied an Heiligabend. „Wenn Heiligabend auf einen
Sonntag fällt, dann kauft man eben am Samstag ein.“ Er persönlich
findet, dass Unternehmen ihren Mitarbeitern keine unnötige Mehrarbeit
zumuten sollten.

Rein statistisch sind die Menschen in Deutschland bei dieser Frage in
zwei nahezu gleich große Lager geteilt. Wobei die Zahl derer, die
Ladenöffnungen am Sonntag kritisch sehen, ein paar Prozentpunkte
größer ist. Das ist nicht neu. Und so scheinen die Argumente auch
losgelöst von der besonderen Situation in diesem Jahr.

Für die Mehrarbeit gibt es attraktive Sonderzulage

Für Lutz und Peter Richrath, die beiden betreiben einige REWE-Märkte
in der Region, steht ein Punkt im Vordergrund: „Wir sind für unsere
Kunden da, denn wir verstehen uns als Dienstleister,“ sagt Peter
Richrath und ergänzt: „Wir haben immer Heiligabend geöffnet und
dass wir auch diesmal an einem Sonntag an Heiligabend öffnen, wird
von unseren Kunden sehr gut angenommen.“ Natürlich sei das Thema
auch mit allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern abgestimmt worden.
Peter Richrath: „Hier wird keiner gezwungen, für die vier Stunden
gibt es ein Ausgleich in der Woche und darüber hinaus noch eine
Sonderzulage“.

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