15 Jahre in China
Von Chengdu nach Schwadorf
Bodo von Zingler aus Brühl hat 15 Jahre in China gelebt.
Brühl. Chengdu ist mit 15 Millionen Einwohnern die fünftgrößte Stadt Chinas. In Schwadorf, dem kleinsten Brühler Stadtteil, leben 1.700 Menschen. „Schwadorf ist ruhig und idyllisch, Chengdu turbulent und abenteuerlich“, erzählte Bodo von Zingler. Im Rahmen seines Studiums musste der leidenschaftliche Musiker ein Jahr lang in Chengdu seine Chinesischkenntnisse verbessern.
Der Student aus der Schlossstadt war rasch fasziniert vom pulsierenden Leben in der riesigen Metropole, der Offenheit und Gastfreundschaft der Chinesen. „Bereits nach zwei Wochen war mir klar, dass ich hier länger bleiben wollte. Aus dem Auslandsjahr sind dann fünfzehn Jahre geworden.“ Besonders beeindruckte den Brühler das indirekte und respektvolle Kommunizieren. „Die direkte deutsche Art, vor allem die der Kölner, wird als rüde und respektlos empfunden. Die Chinesen sind mit Kritik sehr zurückhaltend.“
Das Image der Deutschen entspräche, so von Zingler, einem weit verbreiteten Klischee: Pünktlich, fleißig, diszipliniert. „Produkte Made In Germany haben einen ausgezeichneten Ruf.“ Volkswagen kooperiert in Chengdu mit der Automobilindustrie der Volksrepublik. Angela Merkel besuchte als Kanzlerin das VW-Werk, in dem die chinesische Version des Jettas produziert wird. Von Zingler: „Fast alle Taxis in Chengdu sind Jettas.“
Der talentierte Gitarrist spielte in international besetzten Bands Konzerte vor Zehntausenden und trat bei beliebten Shows im chinesischen Fernsehen auf. Ein Highlight war die gemeinsame Performance mit Tan Weiwei, einer der populärsten Sängerinnen Chinas. Finanziell lohnten sich vor allem Auftritte beim Verkauf von Immobilien. „Bei den Eröffnungen im Rahmen des großen Baubooms waren immer Models und Bands dabei. Die Chinesen haben sich in den großen Städten einen sehr hohen Lebensstandard hart erarbeitet. Leider wurde es mit der Zeit aber immer materialistischer.“
Der 42-jährige blickt mit großer Dankbarkeit auf seine erlebnisreichen Jahre in China zurück. Nun freut er sich, wieder im heimatlichen Brühl zu sein, wo er auch als Musiker wieder aktiv sein möchte. Möchte er eines Tages nach Chengdu zurückkehren? „Das will ich nicht ausschließen. Ist ja meine zweite Heimat geworden“, schmunzelte von Zingler.
Redakteur/in:Georg Zingsheim aus Kerpen |
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