Kaufhof-Mitarbeiter protestieren
„Wir geben nicht auf!“
Brühl - Lautstark schlug Helmut Zavelberg die Trommel, Trillerpfeifen
schrillten durch die Fußgängerzone und es gab donnernden Applaus.
Viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kaufhof-Filiale in Brühl
hatten lautstark für den Erhalt des Standortes protestiert in der
Hoffnung, dass hier Ende Oktober nicht wie geplant Lichter
ausgehen.
„Wir wollen nicht gehen“ – war auf einem der Plakate zu lesen.
Solidarisch zeigten sich viele Kunden. „Kaufhof gehört zu Brühl“
war auf Transparenten zu sehen.
Die Schicksale berühren, so etwa das der stellvertretenden
Betriebsratsvorsitzenden der Brühler Filiale Silke Brück: „Vor 11
Jahren lernte ich meinen Verlobten hier kennen, wir wären beide
betroffen von der Schließung und stünden vor dem Nichts. Für uns
alle war die Nachricht ein Schlag ins Gesicht.“
Biana Wincek schätzt die familiäre Atmosphäre, die treuen Kunden.
Die 36-Jährige weiß nicht wie es für sie und ihre kleine Tochter
weitergehen soll: „Wir stehen alle unter Schock.“
Auch Abteilungsleiterin Sandra Leyer (36) ist verzweifelt. Kolleginnen
wurden zu Freundinnen, schildert sie: „Ich weiß nicht, was wird,
wenn ich hier nicht mehr arbeiten darf.“
Seit 20 Jahren ist sie im Unternehmen, seit vier Jahren in der
Schlossstadt. 47 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wären von der
Schließung der im März 1976 eröffneten Filiale betroffen. Wären -
denn noch gibt es laut Peter Zysik, stellvertretender
Gesamtbetriebsratsvorsitzender von Galeria Karstadt Kaufhof, Hoffnung.
Am Tag des Protests wurde bekannt, dass weitere sechs Filialen von der
Schließungsliste gestrichen worden sind. Damit stehen noch 50
Standorte von ursprünglich 62 auf der Liste.
Von der Teilnahme der Brühler zeigte sich Zysik sichtlich
überwältigt und gerührt: „Mir kommen die Tränen wenn ich sehe
wie die Bürger hier ihre Solidarität bekunden. Wir werden für jeden
der 50 Standorte alles geben, um sie von der Liste zu bekommen.“
Viele Kunden hätten angefangen zu heulen, schilderte Silke Brück,
als bekannt wurde, dass das Brühler Warenhaus für immer schließen
soll: „Wir hatten nicht damit gerechnet, da wir schwarze Zahlen
schreiben. Das mussten wir erst einmal verdauen.“ Kundin Gaby
Zimmermann unterstrich: „Wir wollen nicht online einkaufen, der
Kaufhof und seine Mitarbeiter liegen uns allen am Herzen, schließt
er, wäre das tödlich für die gesamte Innenstadt.“
Unterstützung gab es auch von Seiten der Stadt. Bürgermeister Dieter
Freytag (SPD) meinte: „Man lässt uns am langen Arm verhungern, aber
die Hoffnung stirbt zuletzt. Die Brühler stehen hinter ihrem
Kaufhof.“
- Frank Engel-Strebel
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.