NRW-Landtagswahl
CDU stärkste Kraft, Grüne gewinnen am meisten
NRW hat gewählt, und für einen deutlicheren Ausgang gesorgt, als zunächst gedacht. Die CDU ist mit Abstand stärkste Kraft, die SPD bleibt hinter den Erwartungen zurück. Die Grünen sind deutlich Gewinner, feiern den stärksten Zuwachs. Die FDP muss zittern, ob es für den Einzug in den Landtag reicht. Den kann die AfD sicher vermelden.
Die NRW-Landtagswahl gilt als erster großer Stimmungstest seit der Bundestagswahl. Lange war ein Kopf-an-Kopf-Rennen erwartet worden. Nun gibt es einige Überraschungen.
Die CDU ist bei der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen am Sonntag stärkste Kraft geworden. Nach den 18-Uhr-Prognosen von ARD und ZDF lag sie deutlich vor der SPD. Die bisherige CDU/FDP-Koalition hat aber keine Mehrheit mehr.
- CDU 35,7 (+2,7)
- SPD 27,0 (-4,2)
- Grüne 18,1 (+11,7)
- FDP 5,5 (-7,1)
- AfD 5,6 (-1,8)
(Stand Hochrechnung ARD/ZDF - 19:30 Uhr)
Wüst: "Die CDU hat diese Wahl klar gewonnen"
Nach den ersten Hochrechnungen von ARD und ZDF lag die CDU mit 35 Prozent deutlich vor der SPD, die auf 27,5 bis 27,9 Prozent kam. Die bisherige CDU/FDP-Koalition hat damit keine Mehrheit mehr. NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst sieht die CDU als eindeutigen Wahlsieger der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen und will die nächste Regierung führen. «Die CDU in Nordrhein-Westfalen hat diese Wahl klar gewonnen», sagte Wüst am Sonntagabend. «Die Menschen haben uns ganz klar zur stärksten Kraft gemacht. Das ist der Auftrag, eine künftige Regierung zu bilden und zu führen.»
Die Grünen erzielen nach Prognosen von ARD und ZDF ein Rekordergebnis, sie dürften bei der Regierungsbildung zu einem entscheidenden Faktor werden. Die bislang mitregierende FDP erleidet dagegen schwere Verluste. Sie schafft es laut Prognosen nur knapp über die Fünf-Prozent-Hürde und muss damit um den Wiedereinzug in den Landtag zittern.
«Kleine Bundestagswahl»
Die Abstimmung im bevölkerungsreichsten Bundesland gilt als «kleine Bundestagswahl» und wichtiger Stimmungstest für die Bundespolitik, Kanzler Olaf Scholz (SPD) und den neuen CDU-Oppositionsführer Friedrich Merz. Wahlberechtigt waren 13 Millionen Bürger, etwa ein Fünftel aller Wahlberechtigten in Deutschland.
Die seit fünf Jahren regierende schwarz-gelbe Koalition hat nach den Prognosen keine Mehrheit mehr. Denkbar wäre unter anderem ein schwarz-grünes Bündnis. Kutschaty könnte aber auch versuchen, als Zweitplatzierter ein Ampel-Bündnis mit Grünen und FDP nach dem Vorbild im Bund zu schmieden - sofern die FDP wieder in den Landtag einzieht. Unter Umständen könnte es sogar knapp für Rot-Grün reichen.
Grüne werde drittstärkste Kraft
In den Prognosen kommt die CDU auf 35 Prozent (2017: 33,0). Die SPD erreicht 27,5 bis 28,0 Prozent (2017: 31,2). Spitzenkandidat Thomas Kutschaty räumte ein, dass die SPD ihr Wahlziel verfehlt hat. «Wir wollten stärkste Partei werden. Das ist uns nicht gelungen», sagte Kutschaty am Sonntagabend. Das Ergebnis sei leider nicht so hoch wie sich das die NRW-SPD vorgestellt habe. Aber das Ziel, dass die schwarz-gelbe Koalition keine Mehrheit mehr besitze, sei erreicht worden. Kutschaty gratulierte CDU und Grünen zu ihren voraussichtlichen Zugewinnen.
Drittstärkste Kraft werden die Grünen, die 18,0 bis 18,5 Prozent einfahren und damit ihr Ergebnis von 2017 quasi verdreifachen (2017: 6,4 Prozent). Die FDP bricht so stark ein wie noch nie bei einer NRW-Landtagswahl und erzielt nur noch 5,0 bis 5,5 Prozent (2017: 12,6). Die AfD verschlechtert sich den Prognosen zufolge auf 5,5 bis 6,0 Prozent (2017: 7,4.). Die Linke scheitert erneut auch in NRW, sie kommt nur noch auf 2,0 bis 2,1 Prozent (2017: 4,9).
Niedrige Wahlbeteiligung
Rund 13 Millionen Menschen waren im bevölkerungsreichsten Bundesland wahlberechtigt und aufgerufen, ihre Kreuzchen zu setzen. In letzten Meinungsumfragen hatte sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen der CDU mit Ministerpräsident Hendrik Wüst und der SPD mit Spitzenkandidat Thomas Kutschaty abgezeichnet.
Kurz vor Schließung der Wahllokale hat sich bei der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen eine etwas geringere Wahlbeteiligung angedeutet. Bis 16 Uhr lag sie am Sonntag in acht ausgewählten Kreisen und kreisfreien Städten im Durchschnitt bei 53,35 Prozent, wie Landeswahlleiter Wolfgang Schellen mitteilte. Er wertete das als «mäßige Wahlbeteiligung». Bei der Landtagswahl 2017 habe sie zu diesem Zeitpunkt bei rund 59 Prozent gelegen.
Wüst und Kutschaty zeigten sich vor der Wahl optimistisch
Amtsinhaber Hendrik Wüst schob symbolträchtig den Kinderwagen mit der kleinen Philippa vor sich her, sein Herausforderer Thomas Kutschaty kam leger mit Ehefrau Christina zur Wahlurne. Die beiden Spitzenkandidaten und größten Kontrahenten der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen versprühten bei schönstem Frühlingswetter wenige Stunden vor dem Showdown Zuversicht und gute Laune. «Uns geht es prima. Es ist ein wunderbarer Tag in Nordrhein-Westfalen, wunderbares Wetter. Es ist ein toller Tag, um wählen zu gehen», sagt Wüst lächelnd, nachdem er in seinem Heimatstadt Rhede im Münsterland mit Ehefrau Katharina gegen 10.30 Uhr sein Kreuzchen gemacht hatte.
SPD-Spitzenkandidat Kutaschaty verbrachte den Nachmittag im Familienkreis, bevor er rechtzeitig vor Schließung der Wahllokale um 18 Uhr in der Landeshauptstadt sein wollte. Die Kinder hatten sich zum Essen angesagt. Flammkuchen mit grünem Salat aus dem eigenen Garten stand auf dem Speiseplan. Zuvor hatte er noch eine Liebeserklärung auf Twitter abgesetzt: «Heute darf ich hier, mit der Frau, die ich liebe, das #NRWvonMorgen wählen.»
© dpa-infocom, dpa:220515-99-296737/4
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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