Mange frei!
Die Macher des Divertissementchen im Gespräch mit Blattgold
Köln - #infobox
30.000 Menschen haben 2017 das "Divertissementchen" gefeiert. Auch
wir waren wieder dabei und haben viel gelacht über den Kölner
Männer-Gesang-Verein. Nicht alle sind da als Frauen verkleidet, nur
die Hälfte, die anderen sind Männer.
Das Stück hieß „Circus Colonia“. Lajos Wenzel ist der Regisseur
und Theo Rüben hat den Zirkusdirektor gespielt. Sie haben uns in der
Schreibwerkstatt besucht.
Blattgold: Hallo Lajos, du warst zum ersten Mal Regisseur beim
Divertissementchen. Wie ist es dir gelungen?
Lajos Wenzel: Beim ersten Mal will man es besonders schön
machen und zeigen, was man sich alles überlegt hat. Ich war sehr
zufrieden mit dem Ergebnis und erleichtert, dass es gut geklappt hat:
Alle hatten Spaß. Die Leute waren begeistert, die Kritiken toll. Wie
hat es euch denn gefallen?
Die Generalprobe war sehr schön. Uns hat der Zirkusdirektor
gefallen.
Theo Rüben: Ich wollte eigentlich eine Pause beim
Divertissementchen einlegen und hatte mich auf einen ruhigen Winter
eingestellt. Aber dann rief mich Lajos sechs Tage vor Probenbeginn an:
‚Der Zirkusdirektor ist ausgefallen. Könntest Du die Rolle
übernehmen?‘
Lajos Wenzel: Ich hatte Theo schon im Kopf, als ich das
Stück geschrieben habe. Und Theo war eine tolle Besetzung für den
Zirkusdirektor. So eine kölsche Gemütlichkeit und Willen zu guter
Laune, auch wenn die Welt drumherum gerade untergeht.
Theo Rüben: Die Rolle hat mir so gut gefallen, da musste
ich mitmachen. Meine Kinder haben mich zwar für verrückt erklärt,
aber das ist nichts Neues.
(alle lachen)
Wie lernt man so viel Text auswendig? Das stellen wir uns schwierig
vor.
Theo Rüben: Jeder lernt den Text anders. Bei mir findet das
nur im Kopf statt. Ich lese den Text wieder und wieder und wenn die
Proben losgehen, fließt er hoffentlich heraus.
Habt ihr Lampenfieber?
Theo Rüben: Ein bisschen Lampenfieber braucht man, sonst ist man
nicht konzentriert genug. Bei manchen bleibt es für immer. Bei mir
hat es im Laufe der Zeit abgenommen.
Lajos Wenzel: Ich bin gegen Ende der Proben schrecklich
aufgeregt. Ich habe immer Horrorszenarien im Kopf. Meine Frau erdet
mich dann.
Theo, hast Du schon einmal eine Frau gespielt?
Theo Rüben: Ja.
Wie fühlst du dich, wenn du eine Frau spielen musst?
Theo Rüben: Gut. Ich denke dann an Zuhause, an meine Frau
und meine beiden Töchter und stelle mir vor, wie die das jetzt machen
würden und dann klappt das schon.
Lajos Wenzel: Das Interessante beim Divertissementchen ist,
dass die Männer zwar Frauen spielen, aber eben wie Kerle und man
nimmt ihnen trotzdem ab, dass sie Frauen sind.
Wie viele seid ihr?
Theo Rüben: Knapp 100 Mitglieder mit dem Ballett.
Und welche Aufgaben hat ein Regisseur?
Theo Rüben: Er kostet Nerven!
(alle lachen)
Lajos Wenzel: Im besten Fall schafft ein Regisseur die Ideen
und Bilder, die er im Kopf hat, auf die Bühne zu bringen. Meine
Aufgabe ist es, alle zu motivieren, ihr Bestes zu geben –
Schauspiel, Musik, Choreographie, Kostümbild, Requisite. Ich versuche
es so zu machen, dass nachher alles so ist wie ich will, aber jeder
denkt, er macht, wie er will. Ähnlich geht es mir bei der
Gartenarbeit: Ich habe eine Idee, wie es später aussehen soll,
besorge tolle Pflanzen, gieße, rupfe Falsches aus und lasse die
Pflanze dann in Ruhe – und vertraue. Ich darf nicht an den Pflanzen
ziehen, sonst gedeihen sie nicht.
Wenn Theo eine Pflanze wäre, welche wäre das?
Lajos Wenzel: Theo ist eine prächtige, spezielle Pflanze
und sehr anspruchsvoll. Er hat seinen eigenen Kopf. Wenn man ihm das
Richtige gibt, dann ist er der Star.
Was hat Lajos besonders gut gemacht?
Theo Rüben: Lajos hat das Stück selbst geschrieben, ist
ganz anders dran gegangen als die beiden anderen Regisseure. Mein
erster Regisseur war ein Regent. Er war sehr streng. Bei ihm hatte ich
keine künstlerische Freiheit. Das Positive daran: Man lernt
Disziplin. Der zweite war lockerer und ich konnte machen, was ich
wollte. Was nicht immer gut war, denn nicht alles, was ich mir
einfallen lasse, ist gut. Lajos ist eine gute Mischung aus beiden.
Ralf Fassbender: Wenn ich oder der Jochen bei euch mitmachen
möchten, was müssen wir können?
Lajos Wenzel: Jeder kann bei uns mitmachen, der ein Mann ist
und die Aufnahmeprüfung in die Gesangschule schafft. Man sollte
Kölsch können. Ein ganz wichtiger Auftrag des Kölner Männer
Gesangverein ist das kölsche Brauchtum, die kölsche Sprache, die
kölsche Musik, …
Warum singst du gerne?
Theo Rüben: Aus Spaß an der Freude. Wenn man viel probt
und am Ende dabei etwas Tolles herauskommt, mit dem man auch anderen
noch eine Freude macht, ist das was Schönes!
Und was war der schönste Moment?
Theo Rüben: Der schönste Moment war, als endlich der
letzte Vorhang fiel – Scherz! Der schönste Moment war der Applaus
nach der Premiere.
#authorline
Das Interview führten Ralf Fassbender, Norbert Fuchs, Angelika Quill,
Jessica Reinhard, Jochen Rodenkirchen, Isabel Schatton und Edrees
Temmori unter der Leitung der Journalistin Anja Schimanke.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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