Schulung zum Bütten-Profi
„Eifeler Schnüss“ erobert den kölschen Karneval

Quietschgelb: Friesennerz und Regenkappe sind die neuen Markenzeichen des Kostüms von „Ne Jeck im Rähn“, der von Weyer aus (im Hintergrund) auf die großen Kölner Bühnen unterwegs ist. | Foto: Lorena Krämer/pp/Agentur ProfiPress
  • Quietschgelb: Friesennerz und Regenkappe sind die neuen Markenzeichen des Kostüms von „Ne Jeck im Rähn“, der von Weyer aus (im Hintergrund) auf die großen Kölner Bühnen unterwegs ist.
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Region - (lk) „Ne Jeck im Rähn“ alias Björn Wassong aus
Mechernich-Weyer wurde von der Nachwuchsakademie des Festkomitees
Kölner Karneval entdeckt. Das „Oberblömche“ wird in einer
dreijährigen Ausbildung zum professionellen Büttenredner
geschult.

Seit 13 Jahren steht Björn Wassong, Präsident der KG Weyerer
Blömche, als „Ne Jeck im Rähn“ im Südkreis Euskirchen in der
Bütt. Jetzt ist ein Traum für ihn wahr geworden: die
Nachwuchsakademie des Festkomitees Kölner Karneval hat ihn entdeckt
und unter Vertrag genommen.

In Coachings über insgesamt drei Jahre soll das „Oberblömche“ in
Köln zu einem professionellen Büttenredner geformt werden.

Seinen Auftritt im „Alten Wartesaal“ am Hauptbahnhof in Köln wird
Björn Wassong so schnell nicht vergessen. „Der erste Witz hatte
sofort gesessen“, erinnert sich der 37-Jährige an den Vorstellabend
des Literarischen Komitees des Festkomitees Kölner Karneval.

Am Ende seines Auftritts als „Ne Jeck im Rähn“ gab es für den
Weyerer Büttenredner stehende Ovationen von 400 Zuschauern, darunter
Vereins-Präsidenten und Literaten aus den großen Kölner
Karnevalsgesellschaften.

Im bürgerlichen Leben ist Björn Wassong verheiratet, beim
Bundesvermögensamt in Köln beschäftigt und Ortsvorsteher von Weyer.
Wie er es auf die Kölner Bühne geschafft hat, erscheint ihm immer
noch wie ein kleines Wunder.

„Das war wohl ein Ergebnis der Damensitzung in Mechernich“,
mutmaßt er. An seinen umjubelten Auftritt vor 1000 jecken Frauen in
der Mechernicher Mehrzweckhalle kann er sich noch gut erinnern.
„Davon hatte ich immer geträumt: Einmal bei der Damensitzung in
Mechernich auf der Bühne stehen!“

Was Wassong damals nicht wusste: Im Publikum hatte ein aus Köln
angereister Talent-Scout seinen Auftritt verfolgt. Horst Müller,
einer der Geschäftsführer der in der Karnevalsszene bekannten
Agentur „alaaf.de“, ließ sich daraufhin von der Prinzengarde
Mechernich die Kontaktdaten des „Jeck im Rähn“ geben.

Und dann ging es ziemlich schnell: Schon im April wurde der Weyerer
zum Vorsprechen in die Akademie des Festkomitees nach Köln
eingeladen: „Ich war nervös, es wurde ziemlich rumgemäkelt“,
erinnert er sich.

Die Jury schlug ihm vor, auf das „geschwurbelte Kölsch“ zu
verzichten und stattdessen auf sein „Weyerer Platt“ zu vertrauen.
Seine Bühnenpräsenz galt als „optimierbar“ – und der
Regenschirm, eines der Markenzeichen des „Jeck im Rähn“, wurde
gleich ganz verboten: Den habe schon der „Weltenbummler“ alias
Gerd Rück in der Bütt dabeigehabt, das gehe also nicht. Die
Markenzeichen von „Ne Jeck im Rähn“: Gelber Friesennerz und gelbe
Regenkappe sowie eine mit blauen Regentropfen bedruckte, weiße
Clownshose.

Insgesamt konnte Björn Wassong die Experten aber von seinem Potenzial
überzeugen. Inzwischen hat er mehr als ein Dutzend Mal die Coachings
in der Nachwuchsakademie besucht, die für ihn kostenlos sind. Drei
Jahre dauert die Ausbildung in Köln, unter anderem sind zwei
Ensemblemitglieder des Kölner Scala-Theaters als Trainer engagiert.

Sprechtraining, Atemtechnik, Mimik, Gestik, Spannungsaufbau einer
Rede, Vortragsgestaltung, Bühnentechnik – sogar
Vermarktungsstrategien stehen auf dem Stundenplan.

Bisher habe er seine Reden „ehrlich gesagt immer erst eine Woche vor
dem ersten Auftritt geschrieben“, gibt der Präsident der KG Weyerer
Blömche zu. Diese Zeiten sind jetzt vorbei: Jetzt wird zusammen mit
den Profis an jedem Wort und jeder Pointe gefeilt, bis alles perfekt
ist. Testläufe des Einstudierten finden in Kölner Kneipen statt, und
- einmal im Jahr - bei der großen Vorstellrunde. Sie dient vor allem
dazu, die jecken Nachwuchskräfte mit den Agenturen und Vertretern der
großen Kölner Karnevalsgesellschaften in Kontakt zu bringen.

So wurde Björn Wassong jetzt schon über das große Netzwerk des
Festkomitees für einige neue Auftritte gebucht. Darunter auch eine
ganz besondere Bühne für Kölner Karnevalisten – wenn auch mit
mehr als einem Jahr Vorlauf:

„Am 23. Januar 2021 trete ich im Sartory auf“, so der Weyerer.
Zwar nicht im ganz großen Saal – aber immerhin. Nach dem
„Tusnellche“ alias Annemie Brendt aus Ederen (Kreis Düren) und
„Botz un Bötzje“ alias Hans-Dieter Möseler und Rainer Krewinkel
aus Hellenthal, ist Björn Wassong der nächste Jeck aus der Eifel,
der es im Kölner Karneval weit schaffen kann.

In der offiziellen Vorstellbroschüre des Literarischen Komitees für
die Session 2020 heißt es jetzt: „Ne Jeck im Rähn – Die
Eifeler-Schnüss im rheinischen Karneval.“

Aber bitte ohne Regenschirm… Und so wird Björn Wassong künftig
eine weitere Pointe in sein Programm einbauen können, deren Bedeutung
nur die Wenigsten kennen: „In Köln – da han se mir dä Schirm
jeklaut!“

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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