Die Kartoffelzeit auf dem Biohof
Eine heiße Saison für die „Glorietta“

Biobauer Till Hüsgen und seine Mitarbeiter beim Kartoffelsetzen. | Foto: Anke Eifel
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  • Biobauer Till Hüsgen und seine Mitarbeiter beim Kartoffelsetzen.
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Anders als im Freilichtmuseum in Lindlar geht es bei Biobauer Till
Hüsgen im Gebiet der Stadt Hennef zu: Als er am 9. April die
Kartoffeln in die Erde bringt, ist es zwar bewölkt, aber warm.

Der Ackerboden ist trocken und über dem Feld liegt eine Staubglocke.
„Glorietta“ heißt die vorgekeimte Frühkartoffelsorte, die der
Biobauer auf einem halben Hektar Land anbaut. Insgesamt bewirtschaftet
er zehn Hektar. Seine Haupteinnahmen bezieht er jedoch aus dem Salat-
und Gemüseanbau. Die Kartoffeln laufen eher nebenbei. Mit dem Traktor
zieht der Chef selbst die halbautomatische Kartoffellegemaschine
übers geglättete Feld.

Während vorne gleich zwei Furchen gezogen werden, hocken hintenauf
zwei seiner Mitarbeiter und sortieren von Hand Setzkartoffeln in
Zellenräder, die sich geschwindigkeitsabhängig drehen und das
Setzgut exakt im richtigen Abstand in die Furche plumpsen lassen.

Im Nachgang häufelt die Maschine dann sofort Erde über die
Setzlinge. Also, gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe geschlagen
und zugleich zwei Reihen Kartoffeln in die Erde gebracht. „Die
Technik stammt aus den 60er Jahren. Die großen, modernen Setz- und
Erntemaschinen lohnen sich für mich nicht. Dazu ist das Feld zu
klein“, erklärt Biobauer Hüsgen.

Er ist früh dran, und das hat seinen Grund. „Wer zuerst setzt,
erntet zuerst und kann den Preis noch ganz allein bestimmen. Was den
Ablauf auf dem Erpelsfeld angeht, hat er die gleichen Arbeitsschritte
wie sein "Kollege", Museumsgärtner Andreas Otto, zu absolvieren. 

Er nutzt zum Häufeln jedoch eine entsprechende Landmaschine, ebenso
zum Kartoffelausmachen. Aufgelesen werden die Knollen jedoch von Hand
- und eines ist genau wie in Lindlar: Es ist brütend heiß.

Und auch vor dem Biokartoffelfeld machen die Kartoffelkäfer nicht
halt. „Das ist ein Schwächeparasit. Die Kartoffelpflanzen waren in
diesem Sommer durch die große Trockenheit geschwächt, und ich habe
keine Möglichkeit Wasser aufs Feld zu schaffen, wie bei den
Gemüsefeldern“, schildert Till Hüsgen im Nachhinein.

Mit Vernichtungsmitteln darf er nicht gegen die Käferplage vorgehen
und die Anschaffung einer Abblastechnik wie es sie für Biofelder
gibt, lohnt sich für den kleinen Acker nicht. Also müssen die Käfer
wie in Lindlar abgesucht und die mit Larven befallenen Blätter von
Hand abgerupft werden.

„Wir kamen der Plage einfach nicht bei.“ Als dann die Ernte
ansteht, zeigt sich schnell, dass die Sommerhitze sich auch auf den
Ertrag ausgewirkt hat. Statt acht Tonnen wie in früheren Jahren,
haben Till Hüsgen und seine Leute nur vier aus der Erde geholt. In
nur sechs Wochen werden die an die Frau oder den Mann gebracht - und
danach heißt es, auf eine bessere Kartoffelsaison 2019 hoffen.

Inzwischen wird der Acker bearbeitet und Gründünger ausgesät. Eine
Mischung aus Phacelia, Erbsen, Wicken und Lupinen sorgt dafür, dass
die Nährstoffe im Boden bleiben und die Pflanzen holen Stickstoff aus
der Luft.

Im kommenden Jahr wird auf besagtem Acker Kohl angebaut. „Monokultur
fördert Kartoffelkrankheiten wie die Krautfäule und auch den
Kartoffelkäfer. Dem macht Frost übrigens nichts“, erläutert
Biobauer Hüsgen.

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- Anke Eifel

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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