Rekordzahl an Kirchenaustritten in NRW
Es dürften wohl viele Katholiken darunter sein
Die Zahlen zeigen einen deutlichen Trend - und dürften auch eine Reaktion auf viele der jüngsten Entwicklungen gerade in der katholischen Kirche sein: 155.322 Menschen sind im vergangenen Jahr in Nordrhein-Westfalen aus der Kirche ausgetreten. Das sind so viele wie noch nie in der bis 2011 zurückreichenden Statistik des Justizministeriums in Düsseldorf. Aus den Zahlen lässt sich nicht ablesen, wie sich die Austritte nach Konfessionen aufschlüsseln. Das vergangene Jahr war aber vor allem für die katholische Kirche in Deutschland eine Krisenzeit - auch im Erzbistum Köln, wo vor allem Kardinal Rainer Maria Woelki im Fokus der Kritik steht.
Der bisherige Höchstwert an Kirchenaustritten war im Jahr 2019 - 120.188 Austritte. Im Jahr darauf, 2020, waren es 89.694, was im Allgemeinen mit der Corona-Pandemie erklärt wurde. Es dauerte zum Beispiel einige Zeit, bis die Amtsgerichte etwa die Möglichkeiten für Online-Austritte ausgebaut hatten.
Krisenzeit für Katholische Kirche
Auch wenn die Statistik keine Aufschlüsselung nach Konfessionen wiedergibt, liegt die Vermutung nahe, dass viele Katholiken unter den Austritten vertreten sind. Denn das vergangene Jahr war vor allem für die katholische Kirche in Deutschland eine Krisenzeit. So schnellten im größten deutschen Bistum, dem Erzbistum Köln, die Austrittszahlen in die Höhe, nachdem sich Kardinal Rainer Maria Woelki entschieden hatte, ein Gutachten zum Umgang von Bistumsverantwortlichen mit Missbrauchsvorwürfen aus rechtlichen Gründen zurückzuhalten.
"Katholische Kirche rast in den Abgrund ihrer Bedeutungslosigkeit"
Der katholische Kirchenrechtler Thomas Schüller von der Universität Münster sagte der Deutschen Presse-Agentur, es sei derzeit nicht zu erkennen, wie die Talfahrt noch gestoppt werden könnte. «Die katholische Kirche rast mit diesen Zahlen in den Abgrund ihrer Bedeutungslosigkeit. Die katholische Kirche in ihrer bekannten Sozialgestalt stirbt ohne Hoffnung auf Wiederkehr.» Von einer Volkskirche werde sie zur Minderheitenkirche. «Das muss nicht schlecht sein, wird aber den aktuell verantwortlichen Bischöfen viel abverlangen», sagte Schüller.
(vd) / © dpa-infocom, dpa:220127-99-867210/2
Redakteur/in:Düster Volker aus Erftstadt |
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