Anke kocht Kartoffeln
Fünf Tage mit Klein-Annabelle und der dicken Jelly

Anke Eifel kocht - fünf Tage Kartoffelgerichte und keine Langeweile! | Foto: Susanne Rosenplänter
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Tja, leider ist das schon der letzte Teil unserer Sonderserie „Es
erpelt auf dem Land“, und ich muss sagen, die Kartoffelsaison war
eine spannende Zeit. Schade, dass sie schon vorbei ist - aber 2019
gibt es ja eine neue Saison...

Doch zurück zu dieser Saison: Ich hätte nie gedacht, dass das Thema
„Kartoffeln“ so interessant sein könnte. Sie waren zwar schon
immer wesentlicher Bestandteil meines privaten Speiseplans. Bisher
habe ich sie jedoch eher achtlos gekauft, und nur darauf geachtet,
dass es sich um festkochende Kartoffeln handelt. Die schmecken mir am
besten.
Der Sortenname hat mich eigentlich nie wirklich interessiert. Und wie
sie in die Erde rein und später wieder rauskommen, oder welchen
Gefahren sie zwischendurch ausgesetzt sind, das war mir auch ziemlich
egal. Das hat sich geändert.

Ich habe jetzt Respekt vor den Wunderknollen, deren Gedeihen ich im
Freilichtmuseum in Lindlar und auf dem Acker des Biobauern Till
Hüsgen live miterleben durfte.

Vom Ackern, Furchenziehen, dem Setzen der vorgekeimten Erpel, dem
Häufeln, der Blüte, dem Absammeln der Kartoffelkäfer nebst Larven
bis hin zur Ernte war es ein langer Weg. Und, schön zu sehen, wie aus
einem Setzling ein ganzer Haufen Kartoffeln entsteht, wenn auch die
Ernte in diesem Jahr wegen der Trockenheit nicht ganz so üppig
ausfiel.

Der Kartoffel-Selbstversuch

Jetzt fehlte eigentlich nur noch eines, ich musste Kartoffeln
zubereiten und sie dann natürlich essen. Kleines Problem: Der
Biobauer hatte seine längst verkauft, und Museumsgärtner Andreas
Otto benötigt seine zum Erhalt der alten Sorten. Also rein in den
Gemüseladen und Kartoffeln gekauft.

Fünf Tage lang sollte es jeden Tag ein anderes Gericht geben, so mein
Plan. Aber nicht Haute Cuisine, sondern Kartoffelspeisen, wie sie
schon in alten Zeiten auf den Tisch kamen, und für die Rezepte
überflüssig sind. Bratkartoffeln, Quellmänner, sprich
Pellkartoffeln, Püree, Puttes.
Einziger Ausrutscher: „Kartoffelpfannkuchen“, die hatte ich selbst
noch nie zuvor zubereitet und gekostet. Das Rezept stammt aus einem
Kartoffelkochbuch. Also ein Experiment.

Erster Tag: Bratkartoffeln...

...nicht aus vorgekochten Erpeln, sondern aus rohen. Die, so hatte mir
meine 80-jährige Nachbarin erzählt, brachten die Landfrauen früher
auf den Tisch, weil es schnell gehen musste, wenn die Familie nach der
Arbeit auf dem Feld nach Hause kam und Hunger bis unter die Arme
hatte. 

„Annabelle“ heißt die festkochende Sorte, die ich im
Gemüsegeschäft besorgt hatte. Gewaschen, geschält und dann in feine
Streifchen geschnitten, kaum Aufwand für ein Mittagessen. Mit wenig
Öl in der Pfanne angebraten, gesalzen und gepfeffert, dann mit klein
gehackten Zwiebeln und winzigen Schinkenwürfelchen verfeinert und
fertig gebrutzelt, lässt schon der Duft, der durchs Haus zieht, das
Wasser im Mund zusammen laufen. Dazu ein knackiger Salat, und fertig
ist eine kalorienarme Mahlzeit, die satt macht und lange vorhält.

Zweiter Tag: Quellmänner

Auch für die Quellmänner tags drauf musste Annabellchen herhalten.
In Salzwasser gekocht und von meinem Mann höchstpersönlich gepellt,
wurden die gelblichen Erdlinge mit Heringstipp gereicht. Einfach
lecker.

Dritter Tag: Kartoffelpüree

Kartoffelpüree, Sauerkraut und dazu Kasseler mit einem feinen
Sößchen, im Bräter im Backofen zubereitet. „Nimm mehlige“, der
Rat meiner Nachbarin. Ok, die hatte ich noch nie zuvor gekauft.

Ich war auf dem
Viehmarkt in
Waldbröl
, und dort sah ich sie. Riesige Wackermänner,
bestimmt drei bis vier Mal so dick wie Klein-Annabelle. „Jelly“,
der Name. Mein Mann hat sie geschält, dann ab in den Topf, Salz ins
Wasser und gekocht. Meine Schwägerin hat den Rest übernommen, ich
musste ja Bilder machen. Nach dem Abschütten des Kartoffelwassers
wurden die Jellys unter Zugabe warmer Milch mit dem Kartoffelstampfer
und einem Kochlöffel bearbeitet, bis ein fluffiges Püree entstand.
Ein Stich Butter dazu und geriebene Muskatnuss als Tüpfelchen auf dem
i.

Übrigens ins restliche Püree haben wir zwei Eier eingeknetet und
dann Frikadellen daraus geformt und gebraten. Auch ein besonderer
Genuss.

Vierter Tag: Puttes

Ja, der Puttes, eine Art Auflauf, der hat in jedem Landstrich einen
anderen Namen: Döppekooche, Dibbedotz, Kulles, Schemmes, Knällchen
oder Dibbelabbes, um nur einige Beispiele zu nennen. Drin ist fast
überall dasselbe:

Ein Reibekuchenteig aus Kartoffeln, Eier, Zwiebeln, dazu gewürfelter
durchwachsener Speck oder ganz köstlich Mettwurstscheiben. Die dicke
Jelly ist auch in diesem Fall zu gebrauchen. Geschält, grob gerieben,
in einem Tuch ausgedrückt, mit den Eiern und den gehackten Zwiebeln
vermischt, entsteht ein Teig, der in einer gefetteten Auflaufform mit
den Mettwurstscheiben oder dem Speck immer im Wechsel eingeschichtet
wird. In zwei Stunden bei 200 Grad gebacken, entsteht ein tolles
Gericht.

Fünfter Tag: Kartoffelpfannkuchen

Lust auf Mehr machen auch die „Kartoffelpfannkuchen“. Es waren
noch genug Jellys übrig, die in 500 Gramm abgewogen, geschält,
gekocht und durch die Kartoffelpresse gedrückt, als Grundlage für
den Teig dienten.
Nach dem Abkühlen wurden 40 Gramm Mehl, 80 Milliliter Sahne, fünf
frische Eier, eine Messerspitze Ingwer und ein bisschen Salz
hinzugefügt. Danach musste der Teig im Kühlschrank eine Stunde
ruhen.
Ein Schuss Milch dazu, um ihn geschmeidiger zu machen, und dann konnte
die Backerei im heißen Fett in der Pfanne starten. Die fertigen
Pfannkuchen wurden mit Puderzucker garniert. Dazu gab‘s rote
Grütze.

Mein Kartoffel-Fazit

Insgesamt habe ich in diesen fünf Tagen fast acht Kilo Kartoffeln
verbraucht. Die sind zwar in diesem Jahr teurer, als gewöhnlich, was
dem trockenen Sommer zu verdanken ist, aber immer noch ein preiswertes
Lebensmittel. Und alles war so richtig lecker.

Morgen gibt es wieder Kartoffeln, ein paar Annabelle müssen noch
weg...

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- Anke Eifel

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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