"Strategie 2.0" des Schulministeriums
Geändertes Testverfahren an Grundschulen - scharfe Kritik

Hinsichtlich der Lolli-PCR-Tests gibt es eine kurzfristig geänderte "Strategie 2.0" an den Grundschulen. | Foto: Peter Kneffel/dpa/Symbolbild
  • Hinsichtlich der Lolli-PCR-Tests gibt es eine kurzfristig geänderte "Strategie 2.0" an den Grundschulen.
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Das NRW-Schulministerium hat die Pläne zum Testverfahren an Grundschulen geändert. Die neue so genannte «Strategie 2.0» ist bereits kurzfristig in Kraft getreten - und zieht harsche Kritik beispielsweise vom Elternverband nach sich.

Wegen knapper Kapazitäten und steigender Corona-Fallzahlen gelten seit Mittwoch kurzfristig Änderungen für Grundschüler bei Lolli-PCR-Tests. Auf die neuen detailreichen Test-Regelungen einer «Strategie 2.0» wies das Schulministerium am Dienstagabend in einer Rundmail an die Schulen hin.

Bei Grundschülern mit positivem Pool-Ergebnis bei den Lolli-Tests wird nur noch mit Schnelltests nachgetestet. Die Abgabe von einzelnen PCR-Rückstellproben an die Labore entfällt - laut Schulministerium wegen starker Labor-Belastung und der von Bund und Ländern beschlossenen Konzentration/Priorisierung von PCR-Testungen auf bestimmte Gruppen.

Individueller Schnelltest statt PCR-Auswertung

Schüler eines positiv getesteten Pools dürfen nur am Unterricht teilnehmen, wenn sie zuvor noch ein negatives Schnelltestergebnis oder ein «anderweitig eingeholtes» negatives PCR-Testergebnis vorweisen können, «bzw. zum Unterrichtsbeginn einen Schnelltest mit negativem Ergebnis durchführen», heißt es in der Neuregelung.

Sobald dann ein positiver Corona-Schnelltest vorliege, müsse sich der Schüler in häusliche Isolation begeben. Die Schule begleite den Grundschüler bis zur Übergabe an die Eltern. Die Kontrolltestung eines positiven Selbsttests müsse danach «außerhalb des Schulsystems durch eine Teststelle mindestens als Coronaschnelltest» erfolgen, beschreibt die Vorgabe. Falle auch dieser Schnelltest positiv aus, gilt der Schüler als infiziert und kann sich erst nach sieben Tagen an einer offiziellen Teststelle oder über einen PCR-Test freitesten.

Die Eltern werden laut Ministerium über ein positives Schnelltest-Ergebnis ihrer Kinder informiert und aufgefordert, ihre Kinder unmittelbar von der Schule abzuholen. Auch das Gesundheitsamt sei zu informieren. An Förderschulen bleibt das bestehende Testsystem den Angaben zufolge erhalten.

Derzeit seien rund 80 Prozent der Pool-Tests negativ. Diese Schülerinnen und Schüler können am Folgetag ohnehin wie gewohnt am Unterricht teilnehmen. Dem Schulministerium sei bewusst, dass die Anpassungen den Schulalltag weiter belasteten.

SPD und Grüne kritisieren Chaos

Der SPD-Oppositionsführer im nordrhein-westfälischen Landtag, Thomas Kutschaty, hat der CDU/FDP-Landesregierung Chaos bei der kurzfristigen Umstellung des Corona-Testsystems an den Grundschulen vorgeworfen. «An unseren Grundschulen ist das Testregime regelrecht zusammengebrochen», sagte Kutschaty am Mittwoch im Landtag in Düsseldorf. «Kinder konnten nicht zur Schule, Eltern nicht zur Arbeit.» Die Verunsicherung sei am Mittwochmorgen groß gewesen.

Kutschaty warf Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) und Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) ein «Kommunikationschaos» vor. Die Bund-Länder-Pläne zur Priorisierung bei den PCR-Tests seien bereits am Montag bekannt gewesen. Schon da sei klar gewesen, dass die Schulen nicht zu den Institutionen mit Vorrang bei den zuverlässigeren PCR-Tests gehören würden, sagte der SPD-Fraktionschef. Aber erst am späten Dienstagabend sei die betreffende Schulmail zum künftigen Test-Verfahren an die Schulen gegangen.

Auch nach Worten der Grünen-Fraktionschefin Josefine Paul fehlt der Regierung Wüst eine «klare Kommunikation und gutes Krisenmanagement». Nach zwei Jahren Pandemie sei die Landesregierung weiter denn je davon entfernt, Verlässlichkeit in ihr Krisenmanagement zu bringen. Eine Schulmail von Dienstagabend um 22.14 Uhr mit Wirkung zum nächsten Mittwochmorgen «toppt noch alle bisherigen Schulmails, die am Freitagabend nach Dienstschluss versendet wurden», sagte Paul.

Kritik des Elternverbands: Strategie "krachend gescheitert"

Der Elternverband LEiS hat die Corona-Teststrategie für Schulen in Nordrhein-Westfalen als «krachend gescheitert» kritisiert. Das ausgegebene Ziel, Schule als sicheren Lernort zu erhalten, habe sich als Illusion erwiesen, selbst die Politik glaube offenbar nicht mehr daran, meinte die Landeselternschaft der integrierten Schulen in NRW. «Wieder einmal müssen die dilettantische Planung und die fehlenden Alternativstrategien der Landesregierung durch kurzfristiges Umplanen der Eltern und aller anderen, im Alltag an Schule Beteiligten gelöst werden.»

"Bewusste Durchseuchung ausgehend von Schulen"

Dass nun in der Primarstufe PCR-Einzeltestungen zur Kontrolle positiver Pooltestungen wegfallen, sei als eine «bewusste Durchseuchung der Gesellschaft ausgehend von den Schulen» anzusehen, kritisierte der Verband. «Hier wird mit der Gesundheit unserer Kinder und der betroffenen Familien gespielt.» Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) müsse für einen besseren Infektionsschutz über Distanzunterricht oder rotierende Kleingruppen sorgen.

Wegen knapper Kapazitäten und stark steigender Corona-Fallzahlen gilt in NRW neu für Grundschüler: Bei einem positivem Pool-Ergebnis einer Klasse nach einem Lolli-Test wird jetzt in einem veränderten Verfahren nachgetestet. Die bisherige rasche Überprüfung von PCR-Rückstellproben einzelner Schüler als ein zweiter Schritt in den Laboren entfällt. Laut Schulministerium wegen starker Labor-Belastung und einer von Bund und Ländern beschlossenen Priorisierung von PCR-Testungen auf bestimmte Gruppen.

(vd)  /  © dpa-infocom, dpa:220126-99-855550/3  // dpa:220126-99-854497/2  //  dpa:220126-99-856184/3

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RAG - Redaktion

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