Brandsimulations-Anlage
Hartes Training am Limit
Düsseldorf/Pulheim - „Denn die Elemente (Feuer, Wasser, Erde, Luft) hassen das Gebild
von Menschenhand“, wusste schon Friedrich Schiller in seinem „Lied
von der Glocke“ zu berichten. Umso wichtiger ist es, dass unsere
Feuerwehren unter realistischen Bedingungen den Ernstfall proben
können. Eine gute Möglichkeit dazu bietet die Brandsimulationsanlage
der Berufsfeuerwehr in Düsseldorf.
Die Arbeit der Feuerwehr ist so wichtig wie vielfältig: Technische
Hilfeleistungen bei Verkehrsunfällen, die Entfernung ausgelaufener
Betriebsmittel oder die Rettung von Tieren. Dagegen macht das
`Kerngeschäft´ einen vergleichsweise geringeren Anteil aus. Die Zahl
der Brandeinsätze der Feuerwehren, so die Einschätzung von Oliver
Elsner, sei eher rückläufig. Sie machen mittlerweile zwischen 20 und
30 Prozent der Einsätze aus. Umso wichtiger sei es, die richtigen
Einsatztaktiken für den Ernstfall zu üben, besonders den
Löschangriff in Räumen. Ein passendes Übungsfeld bietet die
Brandsimulationsanlage der Berufsfeuerwehr in Düsseldorf. Der
Berufsfeuerwehrmann Oliver Elsner ist dort Ausbilder.
„Innerhalb einer Freiwilligen Feuerwehr kann der Ausbildungsstand
sehr unterschiedlich sein. Das spiegele sich unter Umständen im
Einsatz wider: Eventuell sind Kameraden dabei, die noch nie bei einem
Brandeinsatz dabei waren“, so Elsner: „Und für `Anfängerfehler`
ist das ein denkbar ungünstiger Zeitpunkt. Feuerwehleute müssen
deshalb für potenzielle Gefahren sensibilisiert werden, lange bevor
sie ein brennendes Gebäude betreten, theoretisch wie praktisch.“
Fehlerquellen gäbe es genug: „Das kann der falsche Sitz der
Schutzkleidung sein, oder ein falsches Schlauchmanagement beim
Löschangriff. Die eigene Sicherheit ist immer die Prämisse, unter
der wir in einen Raum eindringen“, so Elsner. Dazu gehört auch die
sogenannte Türprozedur, um abschätzen zu können, ob es im dahinter
liegenden Raum brennt, oder in welche Richtung sich die Tür öffnen
lässt, und wie Hilfsmittel wie Axt und Sicherheitsgurt verwendet
werden. „Wichtig ist auch die dosierte Wasserabgabe. Zuviel Wasser,
der falsche Strahl oder die falsche Position kann große Mengen von
heißem Wasserdampf erzeugen, der dann durch die Membrane der
Schutzkleidung dringen und die Feuerwehrleute in Gefahr bringen
kann.“
In der Brandsimulationsanlage selber lassen sich verschiedene
Szenarien eines Wohnungsbrandes inszenieren. Dafür stehen drei
Übungsräume zur Verfügung, die durch Türen oder Fenster betreten
werden können: eine Werkstatt, eine Küche und ein Schlafzimmer.
Durch den gesteuerten Gasbetrieb können entweder einzelne
Brandstellen entzündet werden, oder auch die gesamte Küchenzeile.
Zudem lassen sich Verbrennungsphänomene wie ein „Rollover“
inszenieren. Diese Brandform entsteht, wenn das eigentliche
Schadensfeuer durch Sauerstoffmangel kleiner wurde, sich der heiße
Brandrauch unter der Decke des Raumes sammelte und wieder
durchzündet, wenn neuer Sauerstoff zugeführt wird, beispielsweise
durch das Öffnen der Tür. Dieser „Rollover“ kann zudem einen
„Flash Over“ verursachen, sprich: Der gesamte Raum befindet sich
plötzlich im Vollbrand, bei dem Temperaturen von 600 Grad entstehen
können. Elsner weiß als Ausbilder, dass unter den gesicherten
Bedingungen der Anlage die unerfahrenen Feuerwehrleute auch an ihr
Limit geführt werden können, und manchmal auch darüber hinaus.
Erste Erfahrungen mit dieser Hitzeentwicklung können schon am
Nervenkostüm der Teilnehmer nagen. „Jeder Einsatz bedeutet Stress.
Ein weiterer Stressfaktor ist die Dunkelheit auf unbekannten Terrain.
Entsteht zusätzlicher Zeitdruck, weil noch eine vermisste Person
gefunden werden muss, gelangen Teilnehmer an ihre Grenzen.“ Wird
jemand mit dieser Situation überfordert, kann eine Übung auch mal
abgebrochen werden. Das ist der unschätzbare Vorteil: Die Anlage kann
man so lange brennen lassen, bis der Ablauf sitzt und Sicherheit da
ist. So gut die Übung ist, Feuerwehrleute ohne Erfahrung auf den
Ernstfall vorzubereiten, so nachteilig ist es, dass das Gelernte mit
der Zeit verblasst.
Um für den Ernstfall vorbereitet zu sein
Zu selten bietet sich den Freiwilligen Feuerwehren die Gelegenheit,
das Gelernte aufzufrischen. „Ideal sind Häuser und ähnliche
Objekte, die abgerissen oder umgebaut werden sollen. Dort kann der
Löschzug mit Rauchgeneratoren und Nebelmaschinen praktische Einsätze
üben. Natürlich lässt sich die Hitze dabei nicht simulieren“, so
Tim Schweren, Pressesprecher der Feuerwehr Pulheim. „Wir nehmen
gerne Hinweise auf solche stillgelegten Gebäude entgegen, die wir als
Übungsobjekte nutzen dürfen.“
Die Ausbildung bei Zimmerbränden kann noch an anderer Stelle vertieft
werden. So gibt es beim Löschzug Stommeln Überlegungen, in 2018 in
einer feststoffbefeuerten Anlage zu trainieren. Um für den Ernstfall
vorbereitet zu sein, der hoffentlich nicht eintritt.
- Holger Bienert
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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