Einblick ins Innere der A1-Rheinbrücke
Risse machen Ersatz erforderlich

Die alte Leverkusener A1-Rheinbrücke muss vorerst noch einige Jahre durchhalten. | Foto: Gabi Knops-Feiler
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  • Die alte Leverkusener A1-Rheinbrücke muss vorerst noch einige Jahre durchhalten.
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Leverkusen/Köln - Viele tausend Menschen überqueren täglich in ihren Fahrzeugen die
A1-Rheinbrücke. Sie gilt als eines der zentralen Verkehrsbauwerke in
der Region Köln-Leverkusen und als wichtiger Knotenpunkt im
europäischen Fernstraßennetz. Doch nur wenige wissen, wie es unter
der defekten Verkehrsachse aussieht.

„Die Brücke könnte mir eigentlich egal sein, denn ich bin
Fußgänger, Bus- und Bahnfahrer“, sagt Lothar Müller, einer der
ausgewählten Besucher, die sich zuletzt im Inneren der Rheinbrücke
umsehen durften. „Aber“, ergänzt der Metall- und Maschinenbauer
aus Rheinland-Pfalz, „ich interessiere mich dennoch dafür“. Weil
er jeden Tag von Burscheid bis Dormagen über die Brücke fährt, will
Ingenieur Sämer Cetinkaya sie nun auch mal „von unten
betrachten“. Aus Bergisch Gladbach ist Wolfgang Ditscheid mit Sohn
Jakob gekommen, weil er „neugierig auf Konstruktion und Schäden“
ist. 

Die alte Rheinbrücke der A1 muss noch halten

Eingangs erläutert Projektleiter Thomas Raithel einige Details und
sagt, man hoffe, bald mit dem Neubau beginnen zu können. Bis eine
neue Rheinquerung entstanden ist, muss die alte noch halten.

Sollte tatsächlich eine neue Brücke gebaut werden, die erste Hälfte
fertig sein und der Verkehr darüber geleitet werden, ist nach
aktuellem Stand geplant, die marode Brücke abzureißen. Eine neue
Rheinquerung ist bis jetzt noch Teil des seit Jahren laufenden Ausbaus
des Kölner Autobahnrings. In einem weiteren Abschnitt sollen laut
Straßen.NRW der Neubau der A1 in östlicher Richtung sowie der Neubau
der A3 zwischen Leverkusen-Zentrum und Opladen inklusive Neugestaltung
des Leverkusener Autobahnkreuzes folgen. Die Gesamtkosten für den
Brückenbau betragen voraussichtlich mehr als 400 Millionen Euro. Die
Fertigstellung ist frühestens für 2023 angedacht. Bis dahin wird
notdürftig repariert.

Ehe Hans-Dieter Jungmann von der Bauüberwachung Straßen.NRW mit der
eigentlichen Führung startet, erklärt er den Zuhörern, dass die
meist befahrene Brücke Europas in den 1960er Jahren für eine
tägliche Belastung mit 40.000 Fahrzeugen geplant und gebaut worden
war. Aber um Geld zu sparen habe man seinerzeit viel zu dünne
Stahlplatten verwendet. Und im Jahr 2011 erstaunt festgestellt, dass
„der Stahl an seinem Lebensende angekommen ist“.

 

Es war Mitte des Jahres 2014, als der Landesbetrieb Straßenbau.NRW
Risse in acht Seilkammern bemerkte. Seilkammern sind wesentliche
Bauteile der Brücke, in ihnen sind sämtliche Seile verankert, die
von den zwei mächtigen Pylonen herunterreichen. Bei den Schäden
handelte es sich um einen neuen Typus von Rissen. Daher bestand die
Gefahr eines reißverschlussartigen Versagens der Schweißnähte.
Würde das passieren, könnten die Seilkräfte nicht mehr aufgenommen
werden und die Standsicherheit des Bauwerks wäre ernsthaft
gefährdet, hieß es damals.

Also musste dringend eine Gewichtsreduktion her, um weitere Schäden
zu vermeiden. Zum einen wurde ein Fahrverbot für Kraftfahrzeuge über
3,5 Tonnen erlassen. Trotz des erhöhten Bußgeldes ignorierten viele
Lkw-Fahrer die Einschränkung. Als nächster Schritt wurde eine
Sperranlage installiert. Damit soll es für den Schwerlastverkehr
nicht mehr möglich sein, die Brücke zu benutzen. Doch besonders
dreiste Lkw-Fahrer durchbrechen selbst diese Schranken.

Politiker informierten sich vor Ort

Über Treppen und Leitern gelangen die Besucher bei der Führung
schließlich ins Zentrum der Brücke, wo die meisten über die geringe
Geräuschkulisse staunten. Das taten vor ihnen auch schon Politiker
wie Peer Steinbrück, ehemaliger stellvertretender Bundesvorsitzender
der SPD, oder Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt, der das
marode Bauwerk in Begleitung von Ex-Landesverkehrsminister Michael
Groschek besichtigte.

„Das liegt daran, dass ausschließlich Pkw über uns hinweg
fahren“, erläutert Jungmann. An den hellen Stellen, sagt er und
weist auf unzählige Schweißstellen an Haupt- und Querträgern hin,
seien die Risse schon saniert worden. Er erklärt, man habe so
genannte Dehnmessstreifen installiert, um genaue Belastungen ermitteln
und Brückenprüfungen auslösen zu können.
Die Besucher klettern in das Rückgrat der Brücke und auf einen
Brückenpfeiler, der den Blick unter die Brücke und auf den Rhein
ermöglicht, aber nur gebaut wurde, damit die Brücke nicht abhebt und
in dem Windlager das Aufschaukeln verhindern.

„Die Schäden sind schlimmer, als ich befürchtet habe“, stellt
Lothar Müller nach nahezu zweistündigem Rundgang fest. „Es ist
sicher nicht leicht, die vielen kleine Risse sofort zu sehen“,
staunt Sämer Cetinkaya. „Ich bin beeindruckt und verstehe jetzt
besser, woran es liegt“, urteilt Wolfgang Ditscheid. Sohn Jakob
dürfte im Kindergarten viel zu erzählen haben.

 

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RAG - Redaktion

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