Landwirtschaft in Corona Zeiten
"Viele wollen helfen!"
Fruchtbare Böden und Dank der Lage im Schatten des Vorgebirges mit
einem milden Kime gesegnet: Die Gegend zwischen Bonn im Süden und
Wesseling im Norden ist der „Gemüsegarten“ der Region. Doch in
Zeiten von Corona ist auch für die Landwirte hier nichts mehr so, wie
es vorher war.
Fangen wir jedoch mit einer guten Nachricht an: Spargelfreunde dürfen
sich laut Biobauer Leonhard Palm aus Bornheim auf eine gute Saison
freuen. „Der Boden ist nass genug, aber nicht zu feucht und auch
nicht zu trocken, der Spargel wird in diesem Jahr eine gute Qualität
haben“, meint der Landwirt, der zugleich Vorsitzender des Vereins
der Bornheimer Spargelanbauer ist. Und Liebhaber des Edelgemüses
dürfen sich möglicherweise auch über günstige Preise in diesem
Jahr freuen. Der Grund: Da die Restaurants geschlossen haben und
höchstens Lieferservices anbieten, könnte es ein Überangebot an
Spargel geben. Auch große Familienfeiern wie Kommunionen,
Konfirmationen oder Hochzeiten dürfen nicht stattfinden. Und
Frühlingsfeste allerorten sind abgesagt.
Ob am Ende tatsächlich genug von dem „weißen Gold“ und andere
Obst- und Gemüsesorten geerntet werden können, hängt aber auch
davon ab, ob sich genügend Erntehelfer finden. Hier hat Leonhard Palm
mit seinem 1988 gegründeten Familienbetrieb große Sorgen. Derzeit
beschäftigt er zwei feste Kräfte aus Rumänien, normalerweise
arbeiten um diese Zeit aber bis zu sieben Saisonkräfte auf seinen
Obst- und Gemüsefeldern. Normalerweise wären sie wie jedes Jahr zum
1. April gekommen. Doch die Einreisebeschränkungen wegen des
Covid-19-Virus machen dies derzeit unmöglich. Damit ist er nicht
alleine: Bis zu 300.000 Arbeitskräfte fehlen laut
Bundeslandwirtschaftsministerium derzeit auf den heimischen Äckern.
Allein im Vorgebirge arbeiten nach Angaben der Bundesagentur für
Arbeit in Bonn in einer „normalen“ Saison rund 1.000 ausländische
Erntehelfer.
Dafür steht bei Palm das Telefon nicht still: „Wir bekommen
täglich Anrufe von Studenten, Leuten, die sonst in der Gastronomie
arbeiten, auch Friseure und Flüchtlinge, also von jenen, die momentan
nichts zu tun haben, deren Geld knapp wird und die froh wären wenn
sie bei uns arbeiten könnten.“
Eigentlich ein gutes Zeichen, doch Leonhard Palm hat auch Bedenken.
Die Arbeit ist körperlich anstrengend und er weiß nicht, wie es mit
seinem eigenen Betrieb wirtschaftlich laufen wird. Kommen genug Kunden
in den Hofladen oder zum Wochenmarktstand in Bonn, wo er sein Gemüse
anbietet, damit er die Mitarbeiter bezahlen kann? „Viele Leute
müssen nun sparen, ob sie dann unbedingt unseren Biospargel kaufen,
ist die große Frage.“
Auch andere Sorgen plagen den Biobauern aus dem kleinen Bornheimer
Rheinort. Es geht ja nicht nur um den Spargel. Im Frühjahr müssen
Pflanzen gekauft und ausgesät werden, entsprechend viel muss er
investieren. Doch möglicherweise sind die Einbußen in diesem Jahr
„gigantisch“. Um Zeit zu gewinnen, verzichtet Palm darauf bereits
jetzt mit der Anzucht von Erdbeeren im Folientunnel zu beginnen. Die
werden in diesem Jahr etwas später kommen.
Keine Probleme an Saisonkräfte zu bekommen gab es auf dem Biohof
Bursch in Bornheim-Waldorf. Hier hatte man Glück. Der Familienbetrieb
hatte die Saisonkräfte, viele sind seit Jahren vor Ort, die meisten
aus der Türkei, schon vor den rigiden Maßnahmen, beschäftigt. Sie
waren also schon da, bevor die Grenzen geschlossen wurden. Corona ist
auch hier natürlich ein Thema. Um die Ansteckung im Unternehmen
möglichst gering zu halten und der Kundschaft eine lückenlose
Versorgung zu gewährleisten schließt der Hofladen werktags zwischen
13 und 14 Uhr, so Geschäftsleiterin Irene van Geldern. Damit ist ein
Wechsel der Schichten möglich ohne dass sich die Mitarbeiter begegnen
um sich schlimmstenfalls zu infizieren.
Bleibt am Ende noch eine Frage offen: Wann gibt es ihn denn nun
endlich den Spargel? Leonhard Palm rechnet damit, dass er und seine
Mitstreiter in etwa einer Woche die ersten Stangen stechen können.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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