Unternehmen auf der Suche nach Nachwuchs
Achtung: "Azubi-Alarm"!

Foto: goodluz / Stock.Adobe.com

Wenn der Arbeitsmarkt keine Fachkräfte für mein Unternehmen hergibt, dann versuche ich, sie selbst zu entwickeln! Diesem Credo folgen bereits seit vielen Jahren sowohl kleinere Handwerksbetriebe als auch Großkonzerne, um mittelfristig geschultes Fachpersonal für sich zu gewinnen - und langfristig zu halten.

Denn: Auch wenn Auszubildende keine „schnelle“ Lösung für einen akuten Fachkräftemangel darstellen, sind sie einmal ausgebildet, ist die Bindung zum Ausbildungsbetrieb oft sehr hoch.

Azubis - wertvoll fürs Team

Voraussetzung ist selbstverständlich ein wertschätzender Umgang, bei dem die oder der Auszubildende nicht nur als „billige“ Arbeitskraft verstanden wird. Das aber wissen die Arbeitgeber längst und sehen ihre Azubis als vollwertige Teammitglieder, die ebenfalls mit zahlreichen Benefits gelockt werden, denn der Trend ist eindeutig: Nicht mehr die Azubis suchen einen Ausbildungsplatz, für die Ausbildungsplätze werden dringend Azubis gesucht! Auch hier konkurrieren die Unternehmen.

Die Bundesagentur für Arbeit vermeldete jüngst, dass im Jahresvergleich die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen 2022 deutlich gestiegen sei, während die der gemeldeten Bewerberinnen und Bewerber leicht zurück ging.

Keine einzige Bewerbung

Den Trend belegen auch die jüngsten Zahlen des Deutschen Indus­trie- und Handelskammertages (DIHK): 2021 hätten mehr als vier von zehn IHK-Ausbildungsbetrieben nicht alle angebotenen Ausbildungsplätze besetzen können - so viele wie noch nie. Für den DIHK sind die Ergebnisse der Erhebung unter bundesweit rund 15.000 Ausbildungsbetrieben alarmierend: Mehr als jedes dritte dieser Unternehmen habe keine einzige Bewerbung erhalten. Ein Grund wird in der Corona-Pandemie gesehen, die die Berufsorientierung, Berufsberatung und Ausbildungsplatzsuche weiterhin erheblich eingeschränkt hätten.

„Es muss in Schulen verpflichtend sein, eine Praxiswoche in Handwerks- und Industriebetrieben durchzuführen, um die Schülerinnen und Schüler für diesen Teil der Berufswelt zu begeistern. Deutschland braucht nicht nur Master, sondern auch Meister.“
Gitta Connemann, Bundesvorsitzende der Mittelstands- und Wirtschaftsunion

Es gibt aber auch etwas Positives zu berichten: einen Zuwachs zum Start des neuen Ausbildungsjahres. Laut DIHK liegt die Zahl der Ausbildungsverträge im Plus. Der Wermutstropfen: Man liege immer noch um 15 Prozent unter dem Vor-Corona-Niveau. Um aber dem Fachkräftemangel entgegen wirken zu können, seien deutliche Zuwächse nötig. Und so führt laut DIHK auch der Azubi-Mangel dazu, dass Unternehmen ihre Öffnungszeiten und Angebote reduzieren müssten - und weniger Aufträge annehmen könnten.
Eine Lösung, so die Einschätzung des DIHK, könnte eine Reform des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes darstellen - inklusive einer Erleichterung der Möglichkeiten der Zuwanderung zur Ausbildung. Der DIHK bemängelt, dass dies aktuell nur sehr eingeschränkt möglich sei.

„Potenziale sind da - müssen genutzt werden“

Stefan Körzell, Vorstandsmitglied des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), verweist aber auch auf andere Zahlen: „Seit Jahren schaffen nur etwa zwei Drittel der Interessierten den Sprung in die Ausbildung. Dazu kommen 2,3 Millionen junge Menschen im Alter zwischen 20 und 34 Jahren, die keinen Berufsabschluss haben. Die Potenziale zur Besetzung von Ausbildungsstellen und zur Bekämpfung des Fachkräftemangels sind da. Sie müssen von den Betrieben aber auch genutzt werden.“

Fazit: Der Arbeitsmarkt ist auch im Bereich der Azubis so umkämpft wie nie, kreative Lösungen sind gefragt...

Redakteur/in:

Düster Volker aus Erftstadt

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